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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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warten.
    Im Müllkeller hatte Stilton währenddessen ein neues Teelicht angezündet. Er wollte noch sitzen bleiben, bis er sicher sein konnte, dass sie fort war. Dann würde er sie wahrscheinlich für immer los sein. Ihm war bewusst, dass er zu viele Informationen preisgegeben hatte, die eigentlich der Geheimhaltung unterlagen. Viel zu viele Details. Aber das war ihm völlig egal. Er hatte ein äußerst distanziertes Verhältnis zu seiner Vergangenheit bei der Polizei. Irgendwann würde er vielleicht jemandem erklären, warum das so war.
    Er hatte allerdings keine Ahnung, wer das sein sollte.
    Ein ziemlich wichtiges Detail hatte er Olivia jedoch bewusst vorenthalten. Das Kind im Bauch der ermordeten Frau hatte nach einem Notkaiserschnitt des Rettungsarztes überlebt. Eine Information, die zum Schutze des Kindes niemals öffentlich gemacht worden war.
    Dann dachte er an Arne Rönning. Er war also tot? Traurig. Arne war ein guter Polizist und ein guter Mensch gewesen. Einige Jahre hatten sie sich recht nahegestanden. Sie hatten sich aufeinander verlassen, sich gemocht, eine Reihe gemeinsamer Geheimnisse gehabt.
    Und nun lebte er nicht mehr, und seine Tochter war plötzlich aufgetaucht.
    Stilton betrachtete seine hageren, etwas zittrigen Hände. Das Eintauchen in den Mord auf Koster hatte in seinem Inneren über die falschen Stellen geschürft. Und jetzt war auch noch die Nachricht von Arnes Tod dazugekommen. Er zerrte seine kleine Stesoliddose heraus und schraubte den Deckel ab, überlegte es sich dann jedoch anders.
    Er würde sich dagegenstemmen.
    Er wollte nicht so werden wie Lügen-Benke, sondern zwei Mörder finden.
    Er blies das Teelicht aus und stand auf. Sein nächstes Ziel waren die Steintreppen.
    *
    Es war eine ziemlich große Wunde. Hätte der Schlag sie an einer etwas höheren Stelle getroffen, hätte er ihr die Schädelbasis brechen können, teilte die Ärztin Eva Carlsén mit.
    So aber reichten ein paar Stiche, ein dicker Verband und Tabletten gegen die Schmerzen. Die Ärztin, eine Tunesierin, war so mitfühlend, wie Eva Carlsén es brauchte. Nicht wegen ihrer Wunde, die würde verheilen, sondern wegen des Überfalls. Die Verletzung ihrer Privatsphäre hatte sie getroffen. Fremde Menschen waren in ihr Zuhause eingedrungen, hatten in ihren Sachen herumgewühlt. Das war ekelerregend.
    Einbrecher?
    Welche Wertsachen hatte sie im Haus? Gemälde? Eine Kamera? Einen Computer? Kein Bargeld, da war sie sich sicher. Oder waren es gar keine Diebe gewesen, sondern Leute, die es auf sie persönlich abgesehen hatten? Die in ihrem Haus auf sie gewartet hatten, um sie niederschlagen zu können?
    Jugendliche Gewalttäter?
    Ging es um diese Fernsehsendung?
    Zunächst fuhr sie, leicht benebelt, nach Hause, inspizierte das ganze Haus und stellte fest, dass nichts gestohlen, nur alles verwüstet worden war.
    Und das tat weh.
    Dann fuhr sie zum Polizeipräsidium Västerort in Solna. Auf dem Weg dorthin verfluchte sie sich dafür, dass ihre Adresse bei der Telefonauskunft verzeichnet war. Angesichts der brisanten Themen, mit denen sie sich beschäftigte, war das keine gute Idee.
    Das würde sie schleunigst ändern.
    *
    Die Dämmerung hatte sich auf Stockholm herabgesenkt, und der Verkehr in der Innenstadt war dünner geworden. Das große Bürogebäude am Sveavägen hatte sich zwei Stunden zuvor geleert. Nur Bertil Magnuson hielt sich noch im Büro des Vorstandsvorsitzenden in der obersten Etage auf. Er versuchte, mit Hilfe von Whisky Ruhe zu bewahren. Auf die Dauer war das keine gute Methode, für den Moment, vorübergehend und in kleinen Mengen jedoch schon. Bald würde er nach Hause fahren, und er wusste, wie sensibel seine Frau reagierte. Jede kleinste Abweichung von der Normalität würde sie zuschlagen lassen.
    Aber was hieß hier zuschlagen, jetzt war er ungerecht. So war sie ja gar nicht. Es war seine andere Welt, in der man zuschlug, nach rechts und links austeilte, keine Gefangenen machte und tötete, sobald dies Nutzen versprach. Es war ein Teil seiner Geschäftskultur. Und manchmal tötete man auch, obwohl man es eigentlich nicht wollte, aber musste. Wie er es indirekt getan hatte. Leider war die Sache nicht ganz sauber abgelaufen, weil es jemanden gab, der die Wahrheit kannte.
    Nils Wendt.
    Er besaß die Aufnahme eines Gesprächs, die Bertil nicht besaß, von deren Existenz er nicht einmal gewusst hatte.
    Er trank einen großen Schluck, zündete sich einen Zigarillo an und blickte auf den Sveavägen und den

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