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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Friedhof an der Adolf-Fredrik-Kirche hinunter. Er dachte an seinen eigenen Tod. In einer amerikanischen Werbebroschüre hatte er gelesen, dass es mittlerweile Särge mit eingebauter Klimaanlage gab. Interessant. Der Gedanke an einen Sarg mit Klimaanlage sprach ihn an. Ließ sich vielleicht auch noch ein Massagemotor installieren, der die Leiche in Form hielt? Er lächelte schwach.
    Aber was war mit der Grabstelle?
    Wo sollte er liegen? Sie besaßen ein Familiengrab auf dem Nordfriedhof, aber dort wollte er nicht beerdigt werden. Er wollte sein eigenes Grab haben. Ein Mausoleum. Eine Gedenkstätte für einen großen schwedischen Industriellen.
    Oder wie bei der Dynastie der Wallenbergs. Geheime Grabhügel auf den Ländereien der Familie. Aber er war kein Wallenberg und auch kein Mygge oder Pygge oder so. Er war eher ein Selfmademan, auch wenn sein Vater und sein Onkel ihm einiges eingeimpft hatten.
    Er war Bertil Magnuson.
    Der Whisky hatte immerhin seine Aufgabe erfüllt, ihm seinen eigenen Wert zu zeigen.
    Jetzt musste er sich nur noch um diese Wanze Nils kümmern.
    *
    Olivia hatte sich im Restaurant Shanti einen Karton mit indischem Essen geholt. Schnell, gut gewürzt und lecker. Nach dem Essen gönnte sie es sich, mit Elvis auf dem Bauch eine Weile zu dösen, aber dann begann ihr Kopf wieder zu rotieren. Sie rekapitulierte ihren Besuch im Müllkeller. Irgendwann werde ich Maria davon erzählen, dachte sie. Die Begegnung mit Stilton in einem Müllkeller, in dem Ratten in der Größe von Bibern an den Wänden entlanghuschten und der Gestank gut in einen Film von … hier fiel ihr kein guter Vergleich ein, so dass sie wieder von vorne anfing, mit dem Müllkeller.
    Als sie sich jede seiner Äußerungen vergegenwärtigt hatte, erregte ein ganz bestimmter Augenblick ihre Aufmerksamkeit. Als sie ihre Hypothese über Jackie Berglund vorgebracht und Stilton gefragt hatte, ob ihm Ähnliches durch den Kopf gegangen sei, war es in ihrem Gespräch zu einer kurzen Unterbrechung gekommen. Es war viele Sekunden länger still geblieben, als es bis dahin der Fall gewesen war. An diesem Punkt hatte Stilton nicht wie sonst sofort geantwortet. Er hatte nachgedacht.
    Jedenfalls bildete Olivia sich das ein.
    Und warum hatte er das getan?
    Weil da etwas mit dieser Jackie Berglund war!
    Sie wälzte einen beleidigten Elvis auf den Fußboden und schnappte sich den Ordner, den sie von Eva Carlsén bekommen hatte. Es war zwar schon fast neun, aber es war Sommer und noch hell, und sie würde sich eben entschuldigen müssen.
    »Tut mir leid, dass ich so spät noch störe.«
    »Das ist schon okay, kommen Sie herein.«
    »Danke.«
    Eva Carlsén bat Olivia mit einer Armbewegung in den Flur. Als Olivia ihr den Ordner geben wollte, sah sie den Verband am Hinterkopf der Journalistin.
    »Was ist passiert?!«
    »Bei mir ist eingebrochen worden, und man hat mich niedergeschlagen. Ich bin gerade vom Krankenhaus und der Polizei und so weiter zurückgekommen.«
    »Oje! Entschuldigen Sie! Dann will ich Sie nicht …«
    »Kein Problem, mir geht es schon wieder besser.«
    »Aber was soll das überhaupt heißen?! Hier ist eingebrochen worden?!«
    »Ja.«
    Eva Carlsén führte Olivia ins Wohnzimmer. Zwei flache Lampen warfen sanftes Licht auf die Couchgarnitur. Mittlerweile war fast alles wieder aufgeräumt. Eva Carlsén deutete auf einen Sessel und bat Olivia, Platz zu nehmen.
    »Was wurde denn gestohlen?«
    »Nichts.«
    »Wie bitte? Was …«
    »Ich glaube, jemand wollte mir Angst einjagen.«
    »Weil … wegen dem, worüber Sie gerade schreiben?«
    »Ja.«
    »Das ist ja gruselig … die Typen, die Obdachlose misshandeln?«
    »Ermorden. Die Frau in dem Wohnwagen ist gestorben.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Wir werden ja sehen, ob ich auch auf Trashkick lande«, erwiderte Eva Carlsén lächelnd. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Ich wollte mir gerade einen Kaffee machen.«
    »Gerne.«
    Eva Carlsén ging Richtung Küche.
    »Soll ich Ihnen helfen?«, fragte Olivia.
    »Nein, danke, es geht schon.«
    Olivia schaute sich in dem persönlich eingerichteten Zimmer um. Leuchtende Farben, schöne Teppiche und an den Wänden Bücherregale. Ich frage mich, ob sie die alle gelesen hat, dachte Olivia. Ihr Blick fiel auf ein Regalbrett mit Fotografien, die sie wie üblich neugierig machten. Sie stand auf und ging hin: ein sehr altes Hochzeitsfoto, wahrscheinlich die Eltern. Daneben ein wesentlich neueres Hochzeitsfoto von Eva Carlsén und einem gutaussehenden Mann, und

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