Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
Vom Netzwerk:
ihre restlichen Kleider, wurden sie gefunden? Wurde eine DNA -Probe des Fötus gesichert? Waren Sie sich sicher, dass außer dem Opfer nur drei Personen am Ufer waren? Woher wussten Sie, dass die Frau lateinamerikanischer Herkunft war?«
    Olivia kam noch dazu, zwei weitere Fragen zu stellen, ehe Stilton plötzlich, mitten in einem Satz, die Verbindung unterbrach.
    Olivia saß mit dem Handy in der Hand in ihrem offenen Wagen und fluchte laut.
    »Du verdammter Arsch!!!«
    »Wer? Ich?!«
    Ein Fußgänger, der gerade vor dem Auto vorbeiging, fühlte sich von Olivias Worten angesprochen.
    »Sie stehen verdammt noch mal auf einem Zebrastreifen!?«
    Das stimmte. Als Stilton anrief, hatte sie abrupt auf einem Zebrastreifen gebremst, auf dem sie immer noch stand, und sie sah, dass der verärgerte Fußgänger ihr noch einen allseits bekannten Finger zeigte, ehe er weiterging.
    »Einen schönen Tag noch!«, rief Olivia ihm hinterher und legte wütend einen Kavalierstart hin.
    Was glaubte dieser Stilton eigentlich, wer er war?! Ein verdammter Penner, der sie wie ein Stück Dreck behandeln konnte!? Und dachte, dass er damit durchkommen würde!?
    Sie wendete gegen jede Verkehrsregel verstoßend und gab Gas.
    Das Geschäft hieß Mobil Telefonieren und lag in der Långholmsgatan, gegenüber der Treppe, die zur U-Bahn-Station Hornstull hinunterführte. Ein schmutziges Schaufenster mit einer Reihe von Handys, kleinen Weckern und anderem Kram dahinter. Olivia nahm die zwei Steinstufen zur Ladentür und öffnete sie. Ein schmutzig grauer Vorhang war über dem Eingang halb hochgeschlagen worden. Das Geschäft besaß vier Quadratmeter freie Fläche, die von Glasvitrinen umgeben war, in denen Hunderte gebrauchter Handys aller Marken und Farben lagen. Auf einigen Regalbrettern hinter der Ladentheke standen gelbe und blaue Plastikkisten mit weiteren Stapeln gebrauchter Handys.
    Das war nicht gerade eine Media-Markt-Filiale.
    »Hallo, ich suche Tom Stilton, wissen Sie zufällig, wo ich ihn erwischen kann?«
    Olivia hatte sich an einen Mann vor einer der Glasvitrinen gewandt. Sie versuchte auszusehen, wie sie sich beim besten Willen nicht fühlte.
    Freundlich, ruhig, auf der Suche nach einem Freund.
    »Stilton? Kenne ich nicht …«
    »Was ist mit Jelle, er nennt sich Jelle.«
    »Ach so, Jelle. Heißt er Stilton?«
    »Ja.«
    »Das ist ja ein Ding, ist das nicht so ein stinkender Käse?«
    »Doch.«
    »Er heißt so wie ein Stinkkäse?«
    »Ist wohl so. Wissen Sie, wo er ist?«
    »Jetzt?«
    »Ja?«
    »Nein. Er kommt ab und zu vorbei, wenn sie ihm sein Handy geklaut haben, die beklauen sich wie die Raben, aber das ist schon ein paar Tage her.«
    »Aha …«
    »Aber Sie können ja mal Weijle fragen, der vertickt drüben an der U-Bahn Zeitungen, vielleicht weiß der ja Bescheid.«
    »Und wie sieht Weijle aus?«
    »Den übersehen Sie nicht.«
    Der Ladenbesitzer hatte recht. Weijle war an diesem U-Bahn-Aufgang wahrlich nicht zu übersehen. Abgesehen davon, dass er mit durchdringender Stimme Situation Stockholm verkaufte, hatte er ein Äußeres, das ihn markant vom Strom der Passanten unterschied. Zum Beispiel durch den Schlapphut mit Federn von Vögeln, die eindeutig unter Naturschutz standen. Sein Schnurrbart war eng verwandt mit Åke Gustafssons Augenbrauen. Außerdem waren da noch seine Augen, dunkel, intensiv und ausgesprochen freundlich.
    »Jelle, meine werte Dame, Jelle setzt man nicht da ab, wo man ihn hinstellt.«
    Olivia deutete seine seltsamen Worte so, dass Jelle unberechenbar war.
    »Aber wo hat er sich in der letzten Zeit herumgetrieben?«
    »Das liegt im Verborgenen.«
    »Verzeihung?«
    »Jelle schleicht nachts umher, wohin, weiß man nicht genau, man sitzt auf einer Bank und unterhält sich über das Sein oder Nichtsein der Nerze, und plötzlich ist er verschwunden. Wie ein Robbenjäger wird er eins mit dem Fels.«
    Olivia erkannte, dass Weilje als Verkäufer wahrscheinlich viele positive Eigenschaften hatte, als Informant dagegen eher nicht. Sie kaufte ihm eine Zeitung ab, von der sie bereits ein Exemplar besaß, und ging zu ihrem Auto.
    Dann klingelte ihr Handy.
    Stilton hatte sich entschieden. Ihm war klar geworden, dass er sich bei seinem Telefonat mit Olivia unverschämt verhalten hatte, was ihm im Grunde allerdings egal war. Raffinesse im menschlichen Umgang war in seinen Kreisen keine hohe Tugend. Aber er befürchtete, dass sie wütend auf ihn war und so reagieren würde, wie sie es tat. Von nun an würde sie erst recht hinter

Weitere Kostenlose Bücher