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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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daneben das Foto einer bedeutend jüngeren Eva mit einem jungen, hübschen Mann neben sich.
    »Möchten Sie Milch? Zucker?«, rief Eva Carlsén ihr aus der Küche zu.
    »Etwas Milch, bitte.«
    Die Journalistin kehrte mit zwei Tassen zurück. Olivia ging ihr entgegen und nahm ihr eine ab, woraufhin ihre Gastgeberin eine Geste zur Couch machte.
    »Setzen Sie sich.«
    Olivia nahm auf der weichen Couch Platz, stellte die Tasse auf den Tisch und nickte zu Evas Hochzeitsfoto.
    »Ist das Ihr Mann?«
    »War. Wir sind geschieden.«
    Eva Carlsén setzte sich in einen Sessel und erzählte Olivia ein wenig von ihrem Exmann, der in früheren Jahren ein erfolgreicher Sportler gewesen war. Kennengelernt hatten sie sich, als sie an der Hochschule für Journalistik studierte. Jetzt waren sie seit gut einem Jahr geschieden. Er hatte eine neue Frau getroffen, und es war eine Scheidung voller Konflikte gewesen.
    »Er hat sich benommen wie ein Schwein«, erklärte sie.
    »Das tut mir leid.«
    »Tja. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich in meinem Leben Glück mit den Männern gehabt habe, sie haben mir vor allem Kummer und Sorgen bereitet.«
    Eva Carlsén lächelte säuerlich über ihre Kaffeetasse hinweg. Olivia fragte sich, warum das Hochzeitsfoto noch im Regal stand, wenn der Exmann ein solches Schwein war? Sie selbst hätte es auf der Stelle weggeräumt. Sie nickte nochmals zu den Bildern.
    »Und dieser süße junge Typ, den Sie da umarmen, ist das der erste Kummer gewesen?«
    »Nein, das ist mein Bruder Sverker, er ist an einer Überdosis gestorben. Aber jetzt haben wir genug über mich geredet.«
    Eva Carlséns Stimme bekam auf einmal einen völlig anderen Tonfall. Olivia zuckte zusammen und biss sich auf die Zunge. Offenbar hatte sie mit ihren persönlichen Fragen wieder einmal eine Grenze überschritten. Dass sie es aber auch nie lernte!
    »Entschuldigen Sie, ich wollte nicht … Entschuldigung.«
    Eva Carlsén sah Olivia an. Ihr Gesicht war für einige Sekunden seltsam streng, dann ließ sie sich in den Sessel zurückfallen und lächelte wieder.
    »Ich muss Sie um Entschuldigung bitten, es ist nur … mir brummt der Schädel, und dieser Tag ist die Hölle gewesen, entschuldigen Sie. Wie läuft es denn bei Ihnen so? Konnten Sie mit dem Material etwas anfangen?«
    »Ja, aber ich wollte Sie etwas fragen, wissen Sie, für wen Jackie Berglund 1987 gearbeitet hat, als sie noch selbst ein Escortgirl war?«
    »Ja, für einen ziemlich prominenten Herren namens Carl Videung, er betrieb eine Firma namens Gold Card . Ich meine, das müsste auch irgendwo in dem Ordner stehen.«
    »Tatsächlich? Dann habe ich das übersehen, was war Gold Card ?«
    »Ein Escortservice, für den unter anderem Jackie Berglund gearbeitet hat.«
    »Okay, vielen Dank. Carl Videung , Weidenkätzchen, was für ein lustiger Name.«
    »Vor allem für einen Pornokönig.«
    »War er das?«
    »Damals schon. Dann beschäftigen Sie sich also immer noch mit Jackie Berglund?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Über sie? Dass ich mich in Acht nehmen soll.«
    »Ja.«
    *
    Jackie Berglund stand an einem Panoramafenster in einem Haus am nördlichen Mälarufer und schaute aufs Wasser hinaus. Sie liebte ihre Wohnung, sechs Zimmer in der obersten Etage mit einer fantastischen Aussicht bis zu den felsigen Anhöhen von Södermalm. Der Blick wurde lediglich von den Weiden auf der anderen Straßenseite gestört, die ihr ein wenig die Sicht versperrten. Sie fand, dass man etwas dagegen unternehmen sollte.
    Sie wandte sich um und ging in das große Wohnzimmer. Ein populärer Innenarchitekt hatte vor einigen Jahren freie Hand bekommen und etwas ganz Wundervolles geschaffen, eine Mischung aus Kaltem und Warmem und ausgestopften Tieren, die ganz nach ihrem Geschmack war. Sie schenkte sich trockenen Martini nach und legte eine CD mit Tangomusik auf, sie liebte Tango. Ab und zu kamen Männer in ihre Wohnung, mit denen sie tanzte, aber Tango beherrschte nur selten jemand. Irgendwann werde ich einen Tangomann finden, dachte sie, einen geheimnisumwitterten Mann mit beweglichem Unterleib und begrenztem Wortschatz.
    Darauf freute sie sich.
    Sie wollte sich gerade ein weiteres Glas Martini einschenken, als das Telefon klingelte. Nicht das in ihrer Nähe, sondern der Apparat im Arbeitszimmer. Sie sah auf die Uhr, es war fast halb eins. Um diese Zeit riefen ihre Kunden häufig an.
    »Jackie Berglund.«
    »Hallo, Jackie, ich bin’s, Latte!«
    »Hallo.«
    »Du, wir feiern

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