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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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ihm her sein. Also wollte er die Sache hinter sich bringen.
    Aber nicht in seinem Wohnwagen, sondern an einem Ort, der ihr klarmachen würde, dass er in seiner Welt lebte und sie in ihrer. Und diese Welten würden sich nur ein einziges Mal begegnen.
    Jetzt.
    Olivia brauchte eine ganze Weile, um den Weg zu finden. Ihre Wohnung lag zwar ganz in der Nähe, fast um die Ecke, so dass die Adresse Bondegatan 25A ihr keine Probleme bereitete, sondern die Frage, wo der Raum mit den Müllcontainern lag. Hinter codierten Gittern und Türen. Stilton hatte ihr zwar die erforderlichen Zahlenkombinationen genannt, aber es dauerte trotzdem ein bisschen.
    Auch weil sie mitten in einem Betonkorridor einem Mann in kurzer Hose und mit breiten Hosenträgern und einer Halskrause begegnete, die nicht gewaschen worden war, seitdem man sie ihm angelegt hatte. Außerdem trug der Mann eine seltsame rote Brille und schien angetrunken zu sein.
    »Und wohin willst du? Zur Bibliothek?!«, sagte er.
    »Bibliothek?«
    »Sie hat heute die Waschküche, komm ja nicht und stiehl ihr die Zeit, sonst landest du im Trockner!«
    »Ich suche den Müllkeller.«
    »Willst du da pennen?«
    »Nein.«
    »Das ist gut. Ich habe nämlich Rattengift ausgestreut.«
    »Im Müllkeller gibt es Ratten?!«
    »Der eine oder andere würde sie eher Biber nennen. Manche von den Viechern sind bis zu einem halben Meter lang, das ist keine Umgebung für ein junges Wesen wie dich.«
    »Und wo liegt jetzt der Müllkeller?«
    »Da.«
    Die Halskrause zeigte den Flur hinab, und Olivia schob sich an ihm vorbei. Zu den Ratten.
    »Gibt es hier Ratten?!«
    Olivia stellte die Frage unmittelbar, nachdem Stilton die massive Stahltür aufgedrückt hatte.
    »Nein.«
    Er verschwand in der Dunkelheit. Olivia schob die Tür noch etwas auf und folgte ihm.
    »Schließen Sie die Tür.«
    Olivia war sich nicht sicher, ob sie das wirklich tun sollte. Die Tür war immerhin ein Fluchtweg. Dennoch befolgte sie seine Anweisung und bemerkte daraufhin den Gestank, von denen Müllkeller, in denen die Belüftung einwandfrei arbeitete, verschont blieben. Hier funktionierte sie offensichtlich nicht.
    Es stank fürchterlich.
    Olivia hielt sich die Hand vor Nase und Mund und wartete, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die nur von einem kleinen Teelicht durchbrochen wurde, das mitten im Raum auf dem Boden brannte. Mit seiner Hilfe konnte sie an einer Wand Stiltons Silhouette ausmachen. Er saß auf dem Zementboden.
    »Sie haben das Teelicht Zeit«, sagte er.
    »Das Teelicht?«
    »Bis es heruntergebrannt ist.«
    Stiltons Stimme war ruhig und kurz angebunden. Er hatte beschlossen, sich zu benehmen. Olivia hatte ihrerseits beschlossen, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
    Anschließend würde sie gehen und nie mehr einen Fuß in Tom Stiltons Nähe setzen.
    Des stinkenden Käses.
    »Also, es geht um diese Fragen, die …«
    »Die Frau am Ufer war nicht betäubt. Die Dosis Rohypnol in ihrem Körper hatte eine beruhigende, aber keine einschläfernde Wirkung. Sie war also bei Bewusstsein, als sie eingegraben wurde. Ihr Mantel war das einzige Kleidungsstück, das wir gefunden haben. Wir nahmen an, dass die Täter die restlichen Kleidungsstücke mitgenommen, den Mantel im Dunkeln jedoch übersehen hatten. Das einzige Interessante, was wir in dem Mantel gefunden haben, war ein kleiner Ohrring.«
    »Davon stand nichts in dem …«
    »Wir haben Blutproben von dem Fötus genommen. Später sind sie zur DNA -Analyse nach England geschickt worden, um eine eventuelle Vaterschaft bestätigen zu können, falls ein möglicher Kandidat auftauchen sollte, was aber nie passiert ist. Wir sind uns nicht sicher gewesen, ob sich außer dem Opfer wirklich nur drei Personen am Ufer aufhielten. Der Zeuge war neun Jahre alt, hatte panische Angst und sah das Ganze aus ungefähr hundert Meter Entfernung, im Dunkeln, aber es waren die einzigen Informationen, die uns vorlagen. Wir haben seine Aussage bei den Ermittlungen nie widerlegen können. Die Frau war wahrscheinlich lateinamerikanischer Herkunft, aber auch das konnten wir nie beweisen. Ove Gardman wohnte in Ufernähe, er hat seine Eltern alarmiert, und es dauerte ungefähr fünfundvierzig Minuten, bis der Rettungshubschrauber eintraf. Noch Fragen?«
    Olivia starrte in der Dunkelheit zu Stilton hinüber. Das Teelicht flackerte ein wenig. Er hatte jede einzelne Frage beantwortet, die sie am Handy heruntergeleiert hatte, und zwar in genau der Reihenfolge, in der Olivia sie

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