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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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hier gerade ein bisschen und könnten etwas Unterstützung gebrauchen.«
    Stammkunden wie Lars Örnhielm wussten, wie man sich im Gespräch mit ihr auszudrücken hatte. Man durfte nicht zu deutlich werden, nicht die falschen Worte wählen.
    »Wie viele braucht ihr?«
    »Sieben oder acht. High Class!«
    »Vorlieben?«
    »Keine besonderen, aber du weißt schon, gerne ein Happy Ending.«
    »Okay. Wo?«
    »Ich schicke eine SMS .«
    Jackie Berglund legte auf und lächelte. Happy Ending, geklaut von der Angebotspalette der asiatischen Mädchen, auf der sie wissen wollten, ob zum Abschluss eine erotische Massage gewünscht wurde.
    Latte brauchte farbige Mädchen, die ein Happy Ending liefern konnten.
    Kein Problem.
    *
    In derselben Nacht kehrte Acke grün und blau geschlagen heim. Der Zehnjährige humpelte auf der Rückseite der Hochhäuser in Flemingsberg, fernab jeder Straßenbeleuchtung, mit seinem Skateboard unter dem Arm dahin. Seine Schmerzen rührten von zahlreichen Schlägen auf Stellen her, die verborgen blieben, solange er bekleidet war. Er fühlte sich sehr einsam und musste wieder einmal an seinen Vater denken, den es nicht gab und über den seine Mutter niemals sprach. Aber irgendwo musste es ihn natürlich geben. Jedes Kind musste doch einen Vater haben.
    Er verdrängte die Gedanken und schloss die Hand um den Schlüssel an seinem Hals. Er wusste, dass seine Mutter in der Stadt war und arbeitete, und er wusste auch, was sie arbeitete.
    Ein paar ältere Schulkameraden hatten es ihm vor einiger Zeit beim Fußball mitgeteilt.
    »Deine Alte ist eine Prostituierte!«
    Acke hatte nicht gewusst, was eine Prostituierte war, aber sobald er nach Hause gekommen war, hatte er es im Internet nachgeguckt.
    Als er in der Wohnung allein war.
    Anschließend hatte er die Karaffe mit kaltem Wasser geholt, die seine Mutter für ihn in den Kühlschrank gestellt hatte, bevor sie in die Stadt gefahren war, und hatte fast die ganze Karaffe geleert.
    Dann hatte er sich hingelegt und an seine Mutter gedacht.
    Vielleicht würde er ihr mit Geld helfen können, damit sie nicht mehr sein musste, was sie laut den anderen war.

I n großen Abständen fuhren auf dem Weg von oder nach Vaxholm Autos im Dunst vorbei. Es war früher Morgen auf dem Bogesundsland, und niemand beachtete den grauen Volvo, der auf einem unauffälligen Platz in der Nähe des schönen, von Wald umgebenen Schlosses stand. In den Nebelschwaden wühlte eine Rotte Wildschweine.
    Nils Wendt saß auf dem Fahrersitz und musterte im Rückspiegel sein Gesicht. Mitten in der Nacht war er in seinem Hotelzimmer aufgewacht. Gegen fünf hatte er sich dann in den Mietwagen gesetzt und die Stadt in Richtung Vaxholm verlassen. Er wollte die Menschen hinter sich lassen. Nun betrachtete er sein Gesicht im Spiegel. Abgezehrt, dachte er, du siehst abgezehrt aus, Nils.
    Aber seine Kräfte würden reichen.
    Es blieb nicht mehr viel zu tun, die letzten Puzzleteile hatte er sich an diesem Morgen überlegt. Während er Bertil schikaniert hatte, begann ein Plan in ihm zu reifen, als er die kritische Reportage über die Aktivitäten von MWM im Kongo sah.
    Diese Firma war noch genauso skrupellos wie früher.
    Seither hatte er Demonstrationen gesehen, Flugblätter gelesen und unzählige Beiträge in verschiedenen Gruppen auf Facebook angeklickt, zum Beispiel »Rape-free cellphones!«, und begriffen, wie aufgewühlt die Gefühle vieler Menschen waren.
    Daraufhin hatte sein Plan Gestalt angenommen.
    Er würde dort zuschlagen, wo es am meisten wehtat.
    Um Viertel nach neun hatte Bertil Magnuson das Problem mit dem Landbesitzer in Walikale gelöst. Nicht er persönlich natürlich, sondern sein guter Freund, der Militärchef. Er hatte eine Gruppe von Sicherheitspolizisten zu dem Landbesitzer geschickt, die diesem erklärt hatte, angesichts der Unruhen in dem Gebiet könne sich eventuell eine Zwangsumsiedlung als notwendig erweisen. Als reine Vorsichtsmaßnahme. Der Landbesitzer war nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte sich erkundigt, ob es eine Möglichkeit gebe, die Zwangsumsiedlung zu vermeiden. Die Polizisten erklärten daraufhin, das schwedische Unternehmen MWM habe angeboten, für die nötige Sicherheit zu sorgen, falls es im Gegenzug auf einem Teil des Lands die Schürfrechte erhalte. Auf die Art würden die Unruhen in kürzester Zeit eingedämmt werden können.
    Bertil bat seine Sekretärin, den Repräsentanten der Firma in Kinshasa anzurufen und dafür zu sorgen, dass dem Militärchef ein

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