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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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denke ehrlich gesagt, du lügst.«
    Im ersten Moment wollte Acke sofort aufstehen und gehen. Hatte seine Mutter diesem Typen von seinen blauen Flecken erzählt? Warum hatte sie das getan?«
    »Was geht das dich an?«
    »Dass du lügst?«
    »Ich lüge nicht!«
    »Ich habe viele Jahre Fußball auf Topniveau gespielt, deshalb kenne ich ja auch Zlatan, ich weiß also genau, welche Verletzungen man sich auf dem Platz holt. Deine blauen Flecke kommen nicht vom Fußball, da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.«
    »Mama glaubt mir.«
    »Macht es dir Spaß, sie zu belügen?«
    »Nein.«
    »Und warum tust du es dann?«
    Acke drehte sich weg. Es machte ihm keinen Spaß, seine Mutter zu belügen, aber er traute sich auch nicht, ihr die Wahrheit zu sagen.
    »Okay, Acke, dann sagen wir jetzt Folgendes, du kannst Ovette ruhig weiter belügen, das finde ich eigentlich ganz okay, ich habe meine Mutter auch belogen, und zwar mehr als einmal, aber unter uns, nur unter uns, das sind doch keine Verletzungen vom Fußball, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Hast du dich geprügelt?«
    »So ungefähr.«
    »Dann erzähl mal«, forderte der Nerz ihn auf.
    Acke zögerte kurz. Dann zog er den Ärmel seines Hemds ein wenig hoch.
    »Ich bin einer von denen.«
    Der Nerz betrachtete den entblößten Arm, auf dem mit einem Filzschreiber gezeichnet in einem Kreis die Buchstaben KF standen.
    »Was bedeutet das?«
    Zehn Minuten später verließ der Nerz das Lokal, um zu telefonieren. Acke wartete drinnen auf ihn.
    Er rief Stilton an.
    »Kid Fighters?«
    »Ja«, bestätigte der Nerz. »So nennen sie sich, die älteren Jungen lassen sich als Tattoo die Buchstaben KF in einem Kreis stechen.«
    Stilton atmete heftig in den Hörer.
    »Und wo findet man die?«
    »Er weiß es nicht genau, irgendwo in Årsta, in einem unterirdischen Raum.«
    »Immer an derselben Stelle?«
    »Ja.«
    »Und die sind da jeden Abend?«
    »Er glaubt schon.«
    »Kennst du eigentlich noch jemanden von UE ?«
    »Bestimmt. Irgendeine Telefonnummer müsste ich …«
    »Schick sie mir.«
    Stilton wusste, dass der Nerz jeden Kontakt speicherte. Davon hing sein Überleben ab.
    Der Nerz begleitete Acke nach Hause. Es schien ihm das Beste zu sein. Als Ovette sie hereinließ, umarmte Acke sie, lief anschließend in sein Zimmer und holte seine Fußballklamotten.
    »Willst du jetzt Fußball spielen gehen?«
    »Ja!«
    Ovette sah den Nerz an, der seinerseits Acke ansah, der ihm zuzwinkerte und nach draußen verschwand.
    »Geht er zum Fußball?«, fragte Ovette.
    Sie sah leicht besorgt aus.
    »Ja.«
    Der Nerz ging unaufgefordert in die Küche.
    »Aber was hat er denn jetzt gesagt? Hast du etwas aus ihm herausbekommen?«, wollte Ovette wissen.
    »Es sind keine Verletzungen vom Fußball. Musst du diese Nacht arbeiten?«
    »Nein.«
    Ovette setzte sich ihm gegenüber. Das kalte Licht der Neonröhre über der Spüle ließ ihr Gesicht in all seiner unsentimentalen Verlebtheit hervortreten. Zum ersten Mal sah der Nerz, was für ein hartes Leben Ovette rein körperlich führte. Nie zuvor war sie ihm ungeschminkt begegnet, auch im Café neulich nicht, aber nun übertünchte kein Make-up in ihrem Gesicht, was es bedeutete, sich seinen Lebensunterhalt auf ihre Art zu verdienen.
    »Musst du diesen Mist machen?«
    »Du meinst, auf den Strich gehen?«
    »Ja?«
    Ovette öffnete das kleine Lüftungsfenster und zündete sich eine Zigarette an. Der Nerz kannte sie von früher ziemlich gut und wusste einiges über ihr Leben. Warum sie auf den Strich ging, wusste er allerdings nicht, aber er nahm an, dass es ums Geld ging. Ums Überleben und darum, sich ständig einzureden, die nächste Nacht werde die letzte sein. Oder die vorletzte. Nur noch eine Nacht, dann würde man endgültig aufhören.
    Aber diese Nacht kam nie.
    »Was soll ich denn sonst machen?«
    »Dir einen Job suchen? Irgendeinen?«
    »So wie du?«
    Der Nerz grinste und zuckte mit den Schultern. Wenn es um diese Seite der Wirklichkeit ging, war er mit Sicherheit kein leuchtendes Vorbild. Seit er in jungen Jahren einen Sommer lang als Liftboy im Katarina-Aufzug gearbeitet hatte, war er nie mehr fest angestellt gewesen. Neun Stunden lang rauf und runter, und danach war es nur noch bergab gegangen.
    »Hast du einen Kaffee für mich?«
    »Ja.«
    Während Ovette Kaffee kochte, versuchte der Nerz, ihr möglichst einfühlsam den Grund für Ackes blaue Flecken zu erläutern. Damit es kein zu harter Schlag für Ovette wurde.
    Der Nerz hatte Stilton vor

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