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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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humorvoller geworden war.
    Er war todernst.
    »Du meinst also, wenn ich nicht tue, was du sagst, landet dieses Gespräch bei der Polizei?«
    Er musste es laut aussprechen, um die Bedeutung zu erfassen.
    »Ja«, antwortete Wendt. »Die Konsequenzen dürften dir bewusst sein.«
    Das waren sie. So dumm war er nun auch wieder nicht. Die Konsequenzen einer Veröffentlichung des Gesprächs hatte er bereits durchgespielt, als er den ersten kurzen Ausschnitt daraus gehört hatte. Sie würde auf allen Ebenen katastrophale Folgen haben, und das war Nils Wendt natürlich bewusst.
    »Viel Glück.«
    Wendt wandte sich um und ging.
    »Nils!«
    Wendt drehte sich halb um.
    »Jetzt mal im Ernst, worum geht es hier … wirklich?«
    »Um Rache.«
    »Um Rache? Wofür?«
    »Nordkoster.«
    Wendt ging weiter.
    Die Berater warteten auf Bertil Magnusons Reaktion. Er hatte den Blick nach unten gerichtet, auf einen Punkt in der Nähe von Olof Palmes Grab.
    »Können wir Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«, erkundigte sich einer der beiden.
    Bertil Magnuson hob den Kopf und betrachtete Wendts Rücken zwischen den Grabsteinen.
    »Ja.«
    *
    Stilton saß auf dem dritten Treppenabsatz und telefonierte mit dem Nerz.
    »Zwei Buchstaben. K und F. In einem Kreis.«
    »Ein Tattoo?«, fragte der Nerz.
    »Es sah so aus, könnte aber auch mit einem Stift gezeichnet worden sein, das weiß ich nicht genau.«
    »Welcher Arm?«
    »Ich meine, es war der rechte, aber es war ein ziemliches Durcheinander, so dass ich mir nicht sicher bin.«
    »Okay.«
    »Sonst hast du nichts gehört?«
    »Noch nicht.«
    »Tschüss.«
    Stilton setzte sich wieder in Bewegung. Zum fünften Mal in dieser Nacht stieg er die Treppen zum Klevgränd hinauf. Seine Zeit hatte er mittlerweile um mehrere Minuten gesenkt, und er spürte, dass seine Lunge mitspielte. Er keuchte nicht mehr so viel und schwitzte auch viel weniger als beim ersten Mal.
    Er war unterwegs.

L inn Magnuson war gestresst. Sie hing auf dem Weg in die Stadt in einem Stau fest. In einer knappen halben Stunde würde sie beim Städtetag am Rednerpult stehen und vor einer großen Zahl von Abteilungsleitern über »Gelungene Personalführung« dozieren. Glücklicherweise wusste sie genau, welche Themen sie ansprechen musste. Klare Anweisungen, Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen. Drei Punkte, die sie in- und auswendig beherrschte.
    Zwischenmenschliche Beziehungen, dachte sie, ein Glück, dass es ums Arbeitsleben geht und nicht ums Privatleben. Auf dem Gebiet fühlte sie sich derzeit nicht gerade wie eine Expertin. Ihre Beziehung zu Bertil war ins Wanken geraten, ohne dass sie begriff, warum es so war. Es lag jedenfalls nicht an ihr. Mitten in der Nacht war er nach Hause gekommen, gegen drei, glaubte sie, und sofort auf die Veranda hinausgegangen, wo er in der Dunkelheit gesessen hatte, was im Grunde nicht weiter ungewöhnlich war. Er hatte oft Telefonkonferenzen zu den unmöglichsten Zeiten und kam hinterher erst spät nach Hause. Ungewöhnlich war vielmehr, dass er sich dort mit einer kleinen Flasche Mineralwasser niedergelassen hatte. Das war, soweit sie sich erinnern konnte, noch nie passiert. Wenn er ein Getränk mit hinausnahm, war es eigentlich immer ein kleines Glas mit einer bräunlichen Flüssigkeit darin. Whisky, Calvados, Cognac. Niemals Wasser. Und in einer engen Beziehung wie der ihren waren es solche scheinbar unwichtigen Abweichungen, die einen ins Grübeln brachten und spekulieren ließen.
    Die Firma? Eine andere Frau? Die Blase? Hatte er sich heimlich durchchecken lassen und erfahren, dass er an Krebs litt?
    Irgendetwas stimmte nicht, und zwar schon seit längerem.
    Als sie ihn am Morgen zur Rede stellen wollte, war er fort. Und nicht nur das, er war gar nicht erst im Bett gewesen.
    Der Stau löste sich auf, und sie gab Gas und fuhr an der Universität vorbei.
    *
    »Eine Seminararbeit?«
    »Ja.«
    Olivia war es gelungen, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ein Treffen mit Miriam Wixell zu vereinbaren. Sie hatte behauptet, sie besuche im dritten Semester die Polizeischule, was der Wahrheit entsprach, und habe die Aufgabe erhalten, über so genannte Escortservices zu schreiben. »Eine total wichtige Arbeit.« Sie hatte sich bewusst naiv gegeben, die Treuherzige und Unwissende gespielt. Auf Wixells Namen war sie angeblich gestoßen, als einer ihrer Dozenten ihr eine alte Ermittlungsakte zu Gold Card gegeben hatte. Wixell sei die Einzige gewesen, die sie erreicht habe.
    »Was wollen Sie denn

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