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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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sie antworten sollte.
    »Nein, ich schaue mich nur etwas um.«
    »Sie interessieren sich für Einrichtungsaccessoires?«
    »Nein.«
    Keine clevere Antwort. Olivia bereute sie sofort.
    »Vielleicht werfen Sie ja mal einen Blick auf die Kleider hier, es sind gebrauchte und neue dabei«, sagte Jackie Berglund.
    »Aha … ja … nein, ich glaube nicht, dass die mein Stil sind.«
    Aber das hat sie mit Sicherheit schon kapiert, als ich hereingekommen bin, dachte Olivia. Sie schaute sich noch ein wenig um, nahm Ohrringe in die Hand und befingerte einen Grammophontrichter aus den dreißiger Jahren. Dann hatte sie das Gefühl, dass es allmählich Zeit wurde zu gehen.
    »Trotzdem vielen Dank!«, sagte sie und verließ das Geschäft.
    Im selben Moment wusste Jackie Berglund Bescheid oder glaubte zumindest, Bescheid zu wissen. Sie rief Carl Videung an.
    »Diese Olivia Rönning, die bei dir war und nach mir gefragt hat, wie sah die eigentlich aus?«
    »Dunkle Haare.«
    »Hatte sie einen leichten Silberblick?«
    »Ja.«
    Jackie beendete das Gespräch und wählte eine andere Nummer.
    *
    Der Nerz war eher ein Nacht- als ein Morgenmensch. Nachts war er in seinem Element. Dann bewegte er sich in seinen Kreisen und sah zu, dass er hier etwas bekam, was er dort wieder loswurde. Dabei konnte es sich um Tipps oder ein weißes Tütchen oder auch nur einen Hund handeln: In dieser Nacht hatte er einen abgezehrten Schäferhund von einem Herrchen mit einer Überdosis im Park Kungsträdgården zu einer Krankenschwester im Vorort Bandhagen verfrachtet, die daraufhin zusammengebrochen war. Sie hatte gewusst, dass ihr Freund Drogen nahm, aber geglaubt, er habe die Sache im Griff. Das hatte er nicht.
    Danach saß er in der S-Bahn nach Flemingsberg, weil er beschlossen hatte, mit Acke zu reden.
    Im Hort.
    Der Nerz war kein strategisches Genie.
    Acke war nicht im Hort.
    Der Nerz horchte die Kinder vor dem Haus aus und musste relativ schnell feststellen, dass keiner von ihnen wusste, wo Acke war.
    »Bist du Ackes Papa?«
    »Nein, ich bin sein Mentor«, behauptete der Nerz. Ganz gut, dachte er. Er war sich zwar nicht ganz sicher, was das Wort genau bedeutete, aber ein Mentor war auf jeden Fall jemand, der mehr wusste als ein anderer, und der Nerz wusste eine ganze Menge.
    Deshalb gefiel ihm die Bezeichnung.
    Auf dem Rückweg zur U-Bahn-Station sah er dann unverhofft Acke, oder vielmehr einen einsamen Jungen, der immer wieder einen Ball gegen einen Zaun schoss, und wenn er sich die Bilder aus Ovettes Handy vergegenwärtigte, könnte dies Acke sein. Außerdem hatte er den Jungen ein paar Mal zusammen mit Ovette gesehen, als er noch kleiner war.
    »Hi, Acke!«
    Acke drehte sich um. Der Nerz ging lächelnd auf ihn zu.
    »Darf ich die Kugel auch mal haben!?«
    Acke rollte dem kleinen Mann mit dem Pferdeschwanz den Ball zu und musste sich anschließend schnell ducken, als der Nerz abzog und sein Schuss in eine Richtung flog, die er mit Sicherheit nicht beabsichtigt hatte.
    »Perfekt!«
    Der Nerz lächelte. Acke schaute dem verschwundenen Ball hinterher.
    »Spielst du gerne Fußball?«, sagte der Nerz.
    »Ja.«
    »Ich auch. Weißt du, wer Zlatan Ibrahimovic ist?«
    Acke musterte diesen seltsamen Typen ein wenig ungläubig. Wer Zlatan war? Hatte der Kerl sie noch alle?
    »Ja, klar. Er spielt für Inter.«
    »Und davor hat er in Spanien und Holland gespielt. Weißt du, ich habe mit Zlatan am Anfang seiner Karriere gearbeitet, ich bin sein Mentor gewesen, als er für Malmö gespielt hat, ich habe damals dafür gesorgt, dass er ins Ausland gehen konnte.«
    »So, so …«
    »Man könnte sagen, dass ich ihm freie Bahn verschafft habe.«
    Acke war zehn Jahre alt, und jetzt stand ein Erwachsener vor ihm und redete über Zlatan, und er begriff nicht ganz, wovon der Mann eigentlich sprach.
    »Du kennst Zlatan?«
    »Na, und ob, was meinst du wohl, wen Zlatan anruft, wenn er Probleme auf dem Platz hat? Wir zwei sind so!«
    Der Nerz hielt zwei über Kreuz gelegte Finger hoch.
    »Ach übrigens, man nennt mich Nerz.«
    »Aha.«
    »Ich kenne deine Mama, Ovette. Möchtest du einen Hamburger?«
    Acke verdrückte bei Flempans Kebab & Grill im Einkaufszentrum einen doppelten Cheeseburger. Der Nerz saß ihm gegenüber. Er dachte darüber nach, wie er vorgehen sollte. Zehnjährige gehörten nicht unbedingt zu seiner Kernkompetenz, deshalb kam er ohne Umschweife zur Sache.
    »Deine Mutter sagt, dass du jede Menge blaue Flecken hast und es aufs Fußballspielen schiebst, aber ich

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