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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Wohnungstür umdrehte – die einen Spaltbreit offen stand. Waren die beiden etwa auch in ihrer Wohnung gewesen!? Diese Schweine! Olivia drückte die Tür auf, trat schnell ein, schloss ab und setzte sich im Flur auf den Fußboden. Als sie das Handy herauszog, zitterten ihre Hände noch immer. Ihr erster spontaner Gedanke war, die Polizei zu rufen. Aber was sollte sie den Beamten sagen? Ihr fiel nichts Gutes ein, so dass sie stattdessen Lennis Nummer wählte, auf deren Mailbox landete und die Verbindung unterbrach. Sollte sie ihre Mutter anrufen? Sie ließ das Handy sinken und blickte auf. Sie zitterte nicht mehr, und ihr Magen hatte sich beruhigt. Von ihrem Sitzplatz im Flur konnte sie ins Wohnzimmer sehen und bemerkte auf einmal, dass eines der Fenster halboffen stand, das geschlossen gewesen war, als sie die Wohnung verlassen hatte. Oder nicht? Sie stand auf, und dann fiel ihr Elvis ein.
    »Elvis!«
    Rasch durchsuchte sie ihre kleine Wohnung. Kein Elvis. Das Fenster?! Sie wohnte in der zweiten Etage, und es war schon vorgekommen, dass Elvis auf das Fensterblech gesprungen war. Im Frühjahr war ihm sogar einmal das Kunststück geglückt, auf das Fensterblech des Nachbarn unter ihr und von dort aus in den Hof zu springen. Sie schloss das Fenster und lief mit einer Taschenlampe bewaffnet in den Hof hinunter.
    Ein kleiner Innenhof mit Bäumen und Bänken und ziemlich vielen Möglichkeiten für einen geschickten Kater, in die nächstgelegenen Nachbarhöfe zu gelangen.
    »Elvis!«
    Kein Kater.
    *
    Bertil Magnuson lag mit einem glühenden Zigarillo in der Hand in seinem Büro schräg auf der Couch. Nach dem Essen im Restaurant Teatergrillen war er rastlos und nervös hierher gefahren, hatte Linn angerufen und zu seiner Erleichterung nur ihre Mailbox erreicht. Schnell hatte er behauptet, er müsse leider wegen einer nächtlichen Besprechung mit Sydney im Büro bleiben und werde wahrscheinlich im Büro übernachten. Das kam gelegentlich vor. Am Ende des Korridors gab es ein bequemes Übernachtungszimmer, aber Bertil hatte nicht die Absicht, es zu benutzen. Er hatte generell nicht vor zu schlafen. Er wollte nur allein sein. Ein paar Stunden zuvor hatte er einen Entschluss gefasst, zu dem er gekommen war, als er sich an ein paar Worte auf dem Friedhof am Vorabend erinnerte.
    » Bist du noch mit Linn verheiratet?«
    »Ja.«
    »Weiß sie hiervon?«
    »Nein.«
    War das eine verdeckte Drohung gewesen? Hatte Nils vor, sich mit Linn in Verbindung zu setzen und ihr das Band vorzuspielen? Konnte er wirklich so ein Schwein sein? Egal, wie es sich damit verhielt, Bertil Magnuson hatte jedenfalls nicht vor, ein solches Risiko einzugehen. Also hatte er stattdessen einen Entschluss gefasst.
    Und nun musste er allein sein.
    Dann rief Latte an.
    Er hatte im Laufe des Abends schon einige Mal angerufen, aber Bertil Magnuson hatte keine Lust gehabt, seine Anrufe anzunehmen. Jetzt meldete er sich, um es hinter sich zu bringen.
    »Wo bist du? Hier läuft eine Superparty!«, schrie Latte ins Handy.
    Der Kubb-Club feierte ein Fest. Es handelte sich um einen Zusammenschluss von achtzehn Männern reifen Alters, die einander über verwandtschaftliche Beziehungen, Industrieverflechtungen oder Internatsschulen verbunden waren und alle ein unerschütterliches Vertrauen in die Diskretion der anderen setzten.
    »Wir haben den ganzen Club gemietet!«
    »Du, ich bin nicht in …«
    »Und Jackie hat uns ein paar richtige Spitzenkräfte geliefert! Keine älter als vierundzwanzig! Mit einem Happy Ending im Vertrag! Du musst kommen, Bibbe!«
    »Ich bin nicht in Form, Latte.«
    »Du wirst schon noch in Form kommen! Verdammt, wir müssen doch das Unternehmen des Jahres feiern! Ich habe eine Truppe von Liliputanern aufgetrieben, die in Ballettkleidchen kellnern, und Nippe hat fünf Kilo iranischen Kaviar einfliegen lassen! Natürlich musst du kommen!«
    »Nein!«
    »Was ist denn nur los mit dir?«
    »Nichts, ich bin nur einfach nicht in Stimmung. Grüß die anderen von mir!«
    Bertil Magnuson unterbrach die Verbindung und schaltete das Handy aus. Er wusste, dass Latte es noch einmal versuchen würde, und danach würden Nippe und alle anderen es versuchen. Wenn sie einmal beschlossen hatten zu feiern, ließen sie es immer richtig krachen. Dann konnte sie nichts aufhalten. An Geld mangelte es ihnen jedenfalls nie, genauso wenig wie an bizarren Einfällen. Bertil Magnuson hatte bei einer ganzen Reihe von Festen in einer ganzen Reihe irrwitziger Umgebungen

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