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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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untadeligen Karriere zahlreiche Ermittlungserfolge vorzuweisen. Dies war bestimmt ihr fünfzigster Mordfall.
    Dass es sich um einen Mord oder Totschlag handelte, stand schnell fest. Die Möglichkeit, dass der Fahrer mit dem Wagen selbst über die Felsen ins Wasser gefahren war, hatte sich erledigt, als der Mann auf die Bahre gelegt wurde und der Gerichtsmediziner feststellte, dass er ein ziemlich großes Loch im Hinterkopf hatte. Groß genug, um auszuschließen, dass er das Auto selbst gefahren hatte. Außerdem hatte man ein paar Meter von der Böschung entfernt auf einem Granitfelsen Blutspuren gefunden, die eventuell von dem Mann im Auto stammten.
    Mette hielt fest, dass eine oder mehrere Personen mit dem Auto zu diesem Ort gekommen sein mussten. Der Mann war da bereits tot gewesen oder hier gestorben. Das mussten das Blut auf dem Felsen und der Gerichtsmediziner entscheiden. Anschließend hatte man den Mann auf den Fahrersitz gesetzt, und einer oder mehrere Täter hatten dafür gesorgt, dass der Wagen die Böschung hinunterrollte und im Wasser landete.
    Soweit war die Sache, zumindest hypothetisch, relativ klar.
    Unklarer dagegen war die Identität des Mannes, der keine persönlichen Gegenstände bei sich trug. Mette bat den Gerichtsmediziner, den Reißverschluss zu öffnen und das Gesicht des Mannes noch einmal zu entblößen. Sie studierte es eine ganze Weile, durchforstete ihr fotografisches Gedächtnis und bekam ihn beinahe zu fassen. Keinen Namen, aber ein vages Gefühl von etwas aus der Vergangenheit.
    *
    »Glauben Sie, dass er noch gelebt hat, als ich den Wagen angelassen habe?«
    »Schwer zu sagen …«
    Die Polizistin hielt Olivia eine neue Serviette hin. Langsam hatte sie den ersten Schock überwunden und weinte mittlerweile vor allem, weil sie einfach nicht mehr aufhören konnte. Der Besitzer des Seven Eleven hatte die Polizei gerufen, als er gesehen hatte, was passiert war. Er und ein Verkäufer aus dem Geschäft hatten die sterblichen Überreste des Katers in eine Plastiktüte gelegt. Olivia hatten sie in einen Streifenwagen gesetzt und zum Präsidium gefahren. Dort war es ihr schließlich gelungen, den Beamten alles zu erzählen. Über die Männer, die sie in einem Aufzug bedroht hatten, über die offene Wohnungstür, über den verschwundenen Kater und den Zusammenhang. Anschließend hatte sie eine Personenbeschreibung der Männer abgegeben, die allerdings eher kurz ausfiel. Schließlich hatte sie die beiden in der Dunkelheit kaum gesehen. Viel mehr konnte man aus Sicht der Polizei im Moment nicht tun.
    »Wo ist das Auto?«, fragte sie.
    »Es steht auf dem Hof, wir haben es hergefahren. Aber es wäre vielleicht besser, wenn Sie …«
    »Können Sie es bitte für mich nach Hause fahren?«
    Das taten sie, vielleicht auch, weil Olivia eine zukünftige Kollegin war. Sie selbst wollte nicht mitfahren.
    Sie wollte sich nicht in den Mustang setzen.
    *
    Mette Olsäter stand in der Gerichtsmedizin mit einem Kollegen zusammen. Vor ihnen lag eine nackte Leiche. Eine gute Stunde zuvor hatte Mettes Gedächtnis das richtige Bild aus der Vergangenheit gefischt. Das Bild eines Mannes, der vor sehr langer Zeit verschwunden war und den sie damals vergeblich zu finden versucht hatte.
    Nils Wendt.
    Das muss er sein, dachte sie. Viele Jahre älter auf dieser Bahre. Ertränkt und mit eingeschlagenem Hinterkopf, aber ansonsten mit einer Physiognomie, die sie ziemlich sicher machte.
    Ein interessanter Fall, dachte sie und studierte die nackte Leiche.
    »Er hat einige äußere Merkmale vorzuweisen, die euch bei der Identifizierung helfen können.«
    Der Pathologe sah Mette an.
    »Eine alte Goldplombe im Oberkiefer, eine Blinddarmnarbe, noch eine Narbe hier an der Augenbraue, und dann noch das hier.«
    Der Pathologe zeigte auf ein großes, gezacktes Muttermal auf der Außenseite des linken Oberschenkels. Mette beugte sich über die Leiche. Das Mal kam ihr vage bekannt vor, aber es wollte ihr nicht einfallen, woher.
    »Wann ist er gestorben?«
    »Eine vorläufige Schätzung?«
    »Ja.«
    »In den letzten vierundzwanzig Stunden.«
    »Und diese Verletzung am Hinterkopf, könnte die daher stammen, dass er da draußen auf den Fels geschlagen ist?«
    »Durchaus möglich. Ich melde mich.«
    Mette Olsäter trommelte auf die Schnelle eine kleinere Ermittlungsgruppe zusammen. Mischte zwei alte Füchse mit zwei Nachwuchskräften, die noch nicht in Urlaub waren. Die Gruppe richtete sich in einem zentralen Ermittlungsraum ein und machte

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