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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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mehr. Denn ihr
seid alle verschont worden oder doch glimpflich davongekommen. Was aber will
Gott der Herr uns mit diesem Zeichen sagen? Ich will es euch verraten: Unser
guter Gott im Himmel ist zornig über sündiges Leben und Trachten und sündige
Speise, welche in unseren Tagen allüberall verbreitet wird und unserem Herrn
nicht zum Wohlgefallen ist. Denn es steht geschrieben: Sehet, ich habe euch gegeben
alle Pflanzen, welche Samen bringen, auf der Erde und alle Bäume mit Früchten,
welche Samen bringen, zu eurer Speise. Ist aber in der Heiligen Schrift, so
frage ich euch, ihr Christen, von Kartoffeln die Rede? Von Mais? Oder gar von
Tabak? Nirgendwo, Christenheit, ist in unserer Bibel von derartigen Pflanzen
die Rede. Denn dies sind Gewächse von jenseits des großen Meeres, wo die Heiden
leben und nicht wissen von Gott noch von Jesus, sodass sie essen, was sie
vorfinden, wie die wilden Tiere es tun. Doch sie alle sind verdammt von Gott
dem Herrn, denn er hat sie unseren Herrn Christus nicht schauen lassen, sodass
sie dem Antichristen folgen, denn sie essen vom sündig roten Paradiesapfel,
sind nackt und schämen sich nicht darob.

    Der Antichrist aber ist nicht nur jenseits des großen
Meeres, er ist auch hier, mitten unter uns, ja vielleicht sitzt er ja heute in
dieser Kirche, wovor uns Gott der Herr bewahren möge. Besonders hierzulande gelingt
es dem Antichristen immer mehr, die Kartoffeln zu verbreiten, diese Früchte der
Finsternis.

    Ich aber frage euch, was ist an den Kartoffeln? Sie sind
giftig in fast allen Teilen der Pflanze, allein die Knolle, so sie nicht
bereits auskeimt, ist essbar. Sie schmeckt freilich wie faule Melde, die
niedrigste unter den Pflanzen, die Gott für die Hungersnöte vorgesehen hat und
zur Strafe für uns Sünder in Zeiten der Dürre. So ist die Kartoffel noch
niedriger als die Melde, jedoch der Antichrist glaubt, sie uns schmackhaft
machen zu müssen.

    Doch selbst wem Kartoffeln schmecken, der soll davon lassen.
Denn die Kartoffel ist aus der Spucke des Teufels und dem Leib einer Sünderin
entstanden. Sie schafft unreine Wollust und macht den Geist taub für die Lehre
Gottes. Die Kartoffel ist die verbotene Frucht der neuen Zeit und die Strafe
Gottes wird die Menschen ereilen, er wird sie nochmals von der Welt vertreiben,
so wie er Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hat, sodass wir bei den
Kartoffeln unter der Erde leben müssen und allzeit uns im Schlamm suhlen wie
die Schweine.

    Ob wir denn die Kartoffeln, so wir gezwungen werden, sie
anzubauen, dem Vieh füttern dürfen, so werde ich oft gefragt. Doch auch das
Vieh, das davon frisst, wird unrein. Wir haben landauf, landab gesehen, wie
Rinder, Schafe, Rösser und Federvieh nicht von den Kartoffeln essen wollen.
Einzig Schweine essen sie freiwillig und suhlen sich dann umso mehr im Schlamm
und werden dumm, dass sie sich gegenseitig die Schwänze abbeißen. Und so mag
sich ein jeder die Frage selbst beantworten, denn kein Vieh, das uns Gott als
Haus- und Nutztier als auch Schlachttier gegeben hat, verträgt die sündigen
Früchte.

    Wahrlich, ich sage euch, wer Kartoffeln isst, ist Gott
dem Herrn ungehorsam, denn er verstößt gegen die Heilige Schrift und kommt niemals
in das Himmelsreich.

8          Willem

     
    »Auf, ihr Laaaahmärsche!«, kreischt der Aufseher
und wedelt mit der Peitsche. Die zwei Dutzend Männer auf der Baustelle reißen
sich zusammen, das Hämmern, Sägen, Schleifen, das Ächzen und Fluchen schwillt
an. Schwaden aus heißem Atem steigen aus Nasen und Mündern, verflüchtigen sich
in der klaren Winterluft, noch bevor sie den First erreichen.

    »Na also«, brummt der Aufseher, schreitet auf und ab.
Seine Stiefel klacken auf dem gefrorenen Erdboden.

    »Is’ doch zum Kotzen«, raunt ein Graubart, der zusammen
mit Willem die Bohlen beischafft. Er zieht sich die zerschlissenen Handschuhe
ab und haucht auf seine Fingerkuppen. »Im Dezember einen Stall ausbessern!
Hätte das denen nicht früher im Jahr einfallen können?«

    »Udnd überhaupt Frodndiednst! Ist ja wie bei den Hudnnen.
Ziehdn udns so viel Steuerdn ab und lassen udns obedndreidn schuftedn.«

    Das sagt der Emil. Hockt auf einem der oberen Querbalken
und haut Nägel ein. Noch am Morgen haben die anderen ihn nachgeäfft. »Gib dmir
dmal die Zadnge«, haben sie gerufen, oder: »Was für eidnedn kaltedn Widnter wir
doch habedn!« Inzwischen scheint ihnen der Ulk vergangen. Sie brummen
ungenäselte Zustimmung.

    »Und alles, damit es

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