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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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mich neulich ausgeschimpft hat!«

    »Weil du ihn belogen hast. Das hat ihn gekränkt. Was
zeigt, dass er dich gernhat. Manchmal glaub ich, das ist ein ganz Lieber.«

    »Soll sich seine Lieb in den Arsch stecken.« Lisbeth
schnauft. »Ich will keinen Mann! – Lieb sind viele, solange sie um einen
werben. Hernach ist einer wie der andere. – Aber aufmachen muss ich ihm halt.«

    Die Mutter lächelt, fährt in den Schrein über dem Ofen
und verblasst. Lisbeth öffnet die Tür.

     
    Willem steht betreten davor, weiß nicht, was
sagen. Dabei hat er seinen Besuch so gut vorbereitet, hat sich den späten
Vormittag ausgesucht, wo meist keine Gäste im Wirtshaus sind, wo der Franz zur
Schule ist. Alles, damit er allein ist mit ihr. Denn er will sich entschuldigen
für sein Gezeter neulich. Dass sie einen anderen liebt, diesen Kreutzer liebt,
das ist schlimm genug. Wenigstens soll sie ihn, den Willem, nicht für ein
Raubein halten. Seit er einmal so fuchsteufelswild geworden ist, guckt sie ihn
an wie ein geprügeltes Kind seinen Peiniger. Nein, so einen Blick von ihr hält
er nicht aus. Er ist ein warmherziger, ein guter Mensch. Das soll sie wissen!
Nur jetzt, kaum dass er vor ihr steht, kleben ihm die Worte wieder mal an der
Zunge fest.

    »Tach, Müller«, sagt Lisbeth, rafft ihr Schultertuch vor
der Brust zusammen. »Was magst haben?«

    Willem versucht ein fröhliches Lächeln, überreicht Lisbeth
den mitgebrachten Beutel auf vorgestreckten Händen, als bringe er einer germanischen
Göttin ein Ernteopfer dar.

    »Ich glaub, Lisbeth, ich hab was gefunden für dich.«

    »Was zum Essen?«

    Woher weiß sie das? Willem nickt verlegen.

    Lisbeth löst die Kordel, äugt in den Beutel und runzelt
die Stirn: »Kartoffeln!«

    »Nein, nein«, versichert Willem schnell. »Sehen nur so aus,
sind aber keine. Die kann man wirklich essen, schmecken gut!«

    Lisbeth geht zum Fenster, nimmt eine Knolle heraus und
dreht sie zwischen den Fingern, schnuppert vorsichtig. »Riecht kaum, ein
bisschen nach Nuss.«

    Da fällt Willem die Rosenseife ein, die er zu Hause aufbewahrt.
Die wird er ihr auch schenken. Bald einmal. Wird einfach sagen, er habe sie
selbst geschenkt bekommen. Aber so eine Seife, die nach Rosen riecht, sei ja
nichts für einen Mann, so könnte er ihr erklären …

    »Und was ist das?« Lisbeth tritt vom Fenster zurück in
die Stube, die Knolle mit der unebenen, hellbraunen Schale in der offenen Hand.

    Willem setzt sich und beginnt zu erzählen. Er war nämlich
im Pfalzdorf. Ja, genau! Bei den armseligen Siedlern aus der Pfalz, die in ihren
Hütten auf die Einreise nach Holland warten, weil sie von der Küste aus eines
der Schiffe nach Amerika nehmen wollen. Nur dass zu wenige Schiffe auslaufen.
Und weil die Holländer sie so lange nicht beherbergen wollen, müssen sie an der
Grenze ausharren. Dem Rat in Kleve sind sie lästig, weil sie betteln und
stehlen, in ihren Lumpen und ihrem Schmutz die Städte verunzieren. Aber der
Preußenkönig hat den Pfälzern erlaubt, auf der Gocher Heide zu siedeln, wo
sonst niemand wohnen mag. Manche warten nun schon Jahre auf die Überfahrt. Oder
warten gar nicht mehr, wollen bleiben, haben sich Häuser gebaut und auf dem
kargen Boden Felder angelegt.

    »In der Heide wächst nicht viel«, sagt Willem, »aber die
Knollen hier, die wuchern wie Unkraut. Die Pfälzer nennen sie Grummbeern. Und
weiter südlich, im Elsass, da sagen sie Topinambo dazu. Nix daran ist giftig,
die Blätter nicht, die Samen nicht, die Keime nicht …«
    »Und sie schmecken gut, sagst du?«

    »Wunderbar! Hab einen ganzen Teller voll verdrückt. Und
zuvor konnt ich zusehen, wie eine von den Pfälzer Frauen sie in dünne Streifen
geschnitten und zusammen mit fettem Speck gesiedet hat. In der Gocher Heide, da
ernten sie die Dinger den ganzen Winter über, kochen sie oder rösten sie und
sie bekommen ihnen gut. Die hier hab ich ihnen für zwei Scheffel Roggen
abgekauft. Dachte mir, du kannst sie bestimmt gebrauchen. Denn gegen so ein
gutes Gemüse wird der Pastor bestimmt nix einwenden. Und dann kannst du deine
berühmte Suppe auch für die Einheimischen kochen.«

    Lisbeth wehrt ab. »Für die Einheimischen koch ich sowieso
bessere Suppen! Aber wenn du magst, Müller, dann versuch ich gleich, die Dinger
mit Speck zu rösten.«

    »Noch mehr würd ich’s mögen, wenn du mich Willem nennen
könntst!«

    Lisbeth sieht überrascht auf.
    Willem wird der Kopf heiß, er dreht sich weg, zieht ein Sacktuch
aus der Tasche

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