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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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und tut, als müsse er sich schnäuzen.

    Jetzt wird Lisbeth verlegen. »Magst mir beim Kochen zusehen
– Willem?«

    Willem nickt. »Die müssen erst mal gew-waschen w-werden.
Ich hol W-wasser«, sagt er und rennt ohne Eimer nach draußen. Lisbeth reicht
ihm einen hinterher.

    Als er dann zurückkommt, hat sie am kleinen Küchentisch
schon alles vorbereitet: eine Schüssel, ein Tuch, zwei Stühle und zwei Messerchen.

    »Guck, Lisbeth, das geht so«, sagt Willem, wäscht eine
von den Knollen und schneidet sie in dünne Scheiben. Lisbeth macht es nach.
Schweigend sitzen sie sich gegenüber, putzen und schnippeln, erst die Knollen,
dann den Speck. Ab und an linst Willem zu Lisbeth hinüber, die unentwegt auf
ihre Arbeit schaut. Vielleicht sollte er aufstehen, zu ihr hingehen und sie
küssen. So wie bei dem alten Kinderspiel. Ich sitze hier und schneide Speck,
wer mich lieb hat, holt mich weg. Willem hat es gern gespielt. Eins von den
Kindern musste den Spruch hersagen. Und wer selbst an die Reihe kommen wollte,
musste hingehen und das Kind küssen. Natürlich hat Willem immer gewartet, bis
ein schönes und liebes Mädchen dran war. Doch oft hat er zu lang gezögert,
sodass ihm andere Buben zuvorkamen.

    Willem seufzt innerlich. Auch bei Lisbeth ist er zu spät gekommen,
viel zu spät, und muss ertragen, dass sie mit Kreutzer … – Aber der ist ja
jetzt weit weg, kommt vielleicht gar nicht wieder. Trotzdem kann Willem doch nicht
einfach aufspringen und Lisbeth küssen. Wie bei dem Kinderspiel. Als Mann muss
er doch warten, ob die Frau ihn anschaut, anlächelt, ihm zeigt, dass sie ihn
auch gernhat. So hat er es oft von dem Jost gehört, der sich mit Frauen gut auskennt.

    Lisbeth lächelt nicht. Starrt nur auf ihre schnippelnden
Hände. Also tut Willem das auch.

    »Fertig«, sagt Lisbeth schließlich, rafft Speckgrieben
und Knollenscheiben zusammen, geht damit zum Herd, setzt die große Pfanne aufs
Feuer.

    »Kann ich dir noch was helfen?«

    Lisbeth schüttelt den Kopf. »Der Rest ist Weibersache«,
sagt sie, »aber danke, dass du gefragt hast!« Zeigt sie nicht eine Spur von
einem Lächeln? Tatsächlich, ihre Mundwinkel heben sich, die Augen aber bleiben
ernsthaft auf die Pfanne geheftet.

    Willem fasst Mut. Dass Kochen Weibersache sei, gelte aber
nur für Eheleute, faselt er. So ein langjähriger Witwer wie er, der müsse schon
selbst lernen zu kochen, wenn er nicht immerzu dasselbe essen wolle. Und
während Lisbeth die Scheibchen scharf anbrät, würzt und auf die Teller verteilt,
da gibt Willem ein bisschen an mit dem, was er sich selbst alles kochen kann:
Ei mit Brotstücken, Milch mit Brotstücken, Weißkäse mit Brotstücken … Und dann
erzählt er von einem besonders guten Frühstück, das er sich immer richtet – aus
Hafergrütze mit Milch und Äpfeln. Dass er das Rezept schon dem Franz verraten habe,
der es aber leider nicht aufschreiben wolle. Es sei ihm zu schlicht, hätte der
Franz gesagt. Mit ganz hochmütiger Miene.

    Da lächelt Lisbeth so doll, dass ihre Augen einen Strahlenkranz
bekommen, lädt das Essen auf zwei Teller, spricht ein Tischgebet und kostet vorsichtig.

    »Hmmm, das ist gut. Wirklich gut. – Sie wachsen ähnlich
wie Sonnenblumen, sagst du?«

    »Mhhmm!« Willem hat den Mund voll. Es schmeckt ihm noch
viel besser als bei den Pfälzern.

    »Und man isst sie in Frankreich?«

    »Mhhmmm«, versichert Willem und bedauert, dass er sich
nicht besser gemerkt hat, was man ihm im Pfalzdorf alles über das Gewächs
erzählt hat. Weil er von dem Gedanken, Lisbeth die Knollen zu schenken, so
überwältigt war, hat er nicht mehr aufgepasst. Immerhin fällt ihm beim
Stichwort Frankreich ein, was er noch Lustiges erzählen kann. »In Frankreich,
da gibt es jetzt Männer, die sind Koch von Beruf. Sie haben in den Hofküchen
von Fürsten und Grafen gelernt und arbeiten, wenn sie dort entlassen werden, in
den großen und feinen Wirtshäusern für vornehme Reisende. Stell dir das mal
vor, Lisbeth!«

    Lisbeth staunt: »Als Gesinde?«

    »Nein, nein, sondern ganz frei arbeiten sie, so wie Barbiere,
die jederzeit weiterziehen können. Aber Koch, das ist in Frankreich ein sehr
angesehener Handwerkerberuf mit einer Art Zunft. Köche tragen feine weiße
Westen und Schürzen. Und auf ihren Köpfen haben sie große Hauben sitzen, wie
Bäcker, aber mit einem hohen Rand. Fast eine Elle hoch ist der Hutrand.«
    »Eine Elle hoch? Gell, das hat dir der Jost erzählt?«,
fragt Lisbeth. Ihre elfenbeinweißen

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