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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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würden sie genau das tun. Warum klammern wir uns so an unser Vermögen? Warum versuchen wir, es zu mehren? Ist es Gier? Die Gier nach Geld, nach Macht, nach Ansehen? Ist es Abenteuerlust? Oder leiden wir alle unter zwanghafter Spielsucht?«
    »Ich habe das Gefühl, Ellen hat sich dir gegenüber sinngemäß geäußert«, sagte Fett.
    Hamilton lachte. »Das stimmt. Aber es tut mir weh, daß du offenbar der Meinung bist, ich selbst wäre zu solchen Betrachtungen nicht fähig.«
    »Oh, ich bezweifle keineswegs, daß du meinst, was du sagst. Aber Ellen hat eine bestimmte Ausdrucksweise, wenn sie bestimmte Dinge in Worte kleidet, die dir durch den Kopf gehen. Trotzdem hättest du Ellens Bemerkung mir gegenüber nicht wiederholt, wäre sie bei dir nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, stimmt’s?« Er hielt inne. »Paß gut auf, Derek, daß du Ellen nicht verlierst.«
    Für einen Augenblick starrten die Männer sich an. Dann schauten sie beide weg. Im Zimmer war es totenstill. Sie waren im Rahmen ihrer Freundschaft an die Grenze des Persönlichen gestoßen.
    Schließlich sagte Fett: »Es könnte sein, daß wir in den nächsten Tagen ein unverfrorenes Angebot bekommen.«
    Hamilton war erstaunt. »Wie meinst du das?«
    »Jemand könnte auf den Gedanken kommen, daß er dein Unternehmen gewissermaßen als Sonderangebot kaufen kann, weil du über die Halbjahresbilanz schockiert warst und in Panik geraten bist.«
    »Was würdest du mir denn empfehlen?« fragte Hamilton.
    »Das hängt vom Angebot ab. Aber ich möchte dir den Rat geben, erst einmal abzuwarten. Heute müßten wir erfahren, ob du die Bohrrechte für dieses Ölfeld bekommen hast.«
    »Das Shield.«
    »Ja. Solltest du den Zuschlag erhalten, werden deine Aktien wieder steigen.«
    »Die Aussichten auf Gewinne bleiben trotzdem dürftig.«
    »Aber es wäre eine gute Möglichkeit, dein Unternehmen aufzukaufen und anschließend die Vermögenswerte mit Gewinn zu veräußern.«
    »Das stimmt«, erwiderte Hamilton nachdenklich. »Ein Spekulant würde sein Angebot noch heute unterbreiten, bevor der Minister seine Entscheidung über die Vergabe der Bohrrechte bekanntgibt. Ein Opportunist würde sein Angebot morgen machen, falls wir die Lizenz bekommen. Ein ernsthafter Investor würde bis nächste Woche warten.«
    »Und ein kluger Mann würde ihnen allen einen Korb geben.«
    Hamilton lächelte. »Geld ist nicht alles, Nathaniel.«
    »Großer Gott!«
    »War meine Bemerkung so ketzerisch?«
    »Ganz und gar nicht.« Fett war erheitert; seine Augen funkelten hinter den dicken Brillengläsern. » Ich weiß das schon seit Jahren. Aber es überrascht mich, diese Worte aus deinem Munde zu hören.«
    »Das überrascht mich selbst.« Hamilton hielt inne. »Nur aus reiner Neugier: Meinst du, wir bekommen die Bohrrechte?«
    »Das weiß ich nicht.« Schlagartig wurde die Miene des Börsenmaklers wieder verschlossen. »Hängt davon ab, wie der Minister darüber denkt. Kann sein, daß er einer Firma den Zuschlag gibt, die bereits mit Gewinn arbeitet – als Bonus. Es kann aber auch sein, daß er einem angeschlagenen Unternehmen die Rechte überträgt – als Rettungsring.«
    »Hm. Weder noch, vermute ich. Denk daran, wir leiten nur das Syndikat. Was wirklich zählt, ist der Firmenverbund als Ganzes. Die Hamilton Holdings, als der Kopf des Syndikats, verfügt über die erforderlichen politischen Beziehungen und das nötige Wissen, was das Management angeht. Wir beschaffen die erforderlichen Investitionen, statt sie aus eigener Tasche zu bezahlen. Andere Firmen des Syndikats steuern das Fachwissen im Ingenieurwesen bei, die nötige Erfahrung im Ölgeschäft, die erforderlichen Mittel für Transport und Vertrieb und so weiter.«
    »Also hast du eine gute Chance.«
    Wieder lächelte Hamilton. »Sokrates.«
    »Sokrates?«
    »Er konnte die Menschen dazu bringen, ihre Fragen selbst zu beantworten.« Hamilton wuchtete seinen massigen Körper aus dem Sessel. »Ich muß jetzt gehen.«
    Fett begleitete ihn zur Tür. »Derek, was Ellen betrifft … Ich hoffe, du nimmst mir meinen Rat nicht übel …«
    »Nein.« Sie schüttelten sich die Hände. »Dein Rat ist mir lieb und teuer.«
    Fett nickte und öffnete die Tür. »Egal, was du tust, Derek – du darfst nicht in Panik geraten.«
    »Geht klar.« Erst als er das Gebäude verließ, wurde Hamilton bewußt, daß er diesen Ausdruck seit dreißig Jahren nicht mehr benutzt hatte.

11

    Die vier Motorradpolizisten bockten ihre Maschinen zu beiden Seiten des

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