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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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des Transporters gesessen hatte – kam ans Fenster auf der linken Seite des Fahrzeugs, an dem Max Fitch saß, Rons Beifahrer. Stephen sagte: »Ist verdammt viel Knete heute.«
    »Kann uns doch egal sein«, erwiderte Ron und warf wieder einen Blick in den Außenspiegel: Sämtliche Kisten waren inzwischen verladen.
    Stephen sagte zu Max: »Der Obermacker da drüben, der Kerl mit der Brille und der gestreiften Hose, steht auf Western.«
    »Ehrlich?« fragte Max neugierig. Er war zum erstenmal in diesen Gewölben, und der bebrillte Bankangestellte in der gestreiften Hose sah nicht gerade wie John Wayne aus. »Woher weißt du das?«
    »Paß mal auf«, sagte Stephen. »Er kommt.«
    Der Bankmensch trat neben Rons Fenster und sagte: »Okay, Cowboy, gib die Zügel frei.«
    Max prustete und versuchte, einen Lachanfall zu unterdrücken. Stephen ging zum hinteren Teil des Transporters und stieg ein. Der Mann in der gestreiften Hose, der Stephen gefolgt war, schloß hinter ihm die Türen ab.
    Dann verschwanden die drei Bankangestellten im Auf
    zug. Zwei oder drei Minuten lang geschah nichts, dann hob sich das Stahltor. Ron ließ den Motor an und fuhr in den Tunnel. Dort blieb er stehen und wartete, bis das innere Tor sich hinter dem Transporter geschlossen und das äußere Tor sich gehoben hatte. Kurz bevor sie losfuhren, sagte Max über das Mikrofon zu dem sturen und schweigsamen Mann hinter der Panzerglasscheibe: »Bis zum nächstenmal, du Witzbold.«
    Der Transporter rollte durch das Tor auf die Straße.
    Die Motorradeskorte stand schon bereit, und die Polizi
    sten nahmen wieder ihre Plätze ein: zwei Maschinen setzten sich vor den Lieferwagen, zwei dahinter. Dann fuhr der Konvoi in östliche Richtung.
    An einer großen Straßenkreuzung im Osten Londons bog der Lieferwagen auf die A 11 ab. Dabei wurde er von einem hochgewachsenen Mann in einem grauen Mantel mit Samtkragen beobachtet, der sich sofort zur nächsten Telefonzelle begab.
    Max Fitch, der Beifahrer des Transporters, sagte: »Rate mal, wen ich gerade gesehen habe, Ron.«
    »Keine Ahnung.«
    »Tony Cox.«
    Rons Miene blieb unbewegt. »Aha. Und wer ist Tony Cox?«
    »War früher mal Profiboxer. Ein toller Fighter. Ich hab’ den Kampf gesehen, als er Kid Vittorio in Bethnal Green Bath ausgeknockt hat. Das muß jetzt ungefähr zehn Jahre her sein. Mann, was konnte Tony hinlangen! Ein prächtiger Bursche.«
    Max hatte eigentlich Polizist werden wollen, war aber beim Intelligenztest durchgerasselt und daraufhin Mitarbeiter einer Wach-und Schließgesellschaft geworden. Er hatte Unmengen Krimis gelesen – mit dem Erfolg, daß er nun der irrigen Annahme verfallen war, die schärfste Waffe eines Kriminalbeamten wäre die Gabe zu logischen Schlußfolgerungen. Zu Hause, in seiner Freizeit, betätigte Max sich gern als Amateurdetektiv. Beispielsweise hatte er vor kurzem im Aschenbecher eine Zigarettenkippe entdeckt, an deren Filter Spuren von Lippenstift zu sehen waren, worauf er großspurig verkündete, daß berechtigter Grund zu der Annahme bestehe, Mrs. Ashford von nebenan sei in der Wohnung gewesen.
    Unruhig verlagerte Max immer wieder sein Körpergewicht auf dem Beifahrersitz. »In solchen Kisten, wie wir sie heute geladen haben, werden immer alte Geldscheine aufbewahrt, nicht wahr?«
    »Genau«, sagte Ron geistesabwesend.
    »Demnach«, Max’ Gesicht erhellte sich vor Stolz, »fahren wir zur Verbrennungsanlage in Essex. Stimmt’s, Ron?«
    Ron antwortete nicht, sondern starrte auf die vier Motorradpolizisten vor und hinter dem Transportfahrzeug und machte ein düsteres Gesicht. Als Chef seines dreiköpfigen Teams war Ron der einzige, dem man den jeweiligen Zielort eines Transportes mitteilte. Jetzt aber dachte er nicht an Max’ Schlußfolgerung oder an die Fahrtroute oder den Auftrag, und erst recht nicht an Tony Cox, den Ex-Boxer. Er versuchte zu ergründen, warum seine Tochter sich ausgerechnet in einen Hippie verliebt hatte.

12

    In Felix Laskis Bürogebäude in Poultry war nirgends sein Name zu entdecken. Es war ein altes Haus, das Schulter an Schulter mit zwei Nachbarn stand, die architektonisch anders gestaltet waren. Hätte Laski die Genehmigung der Baubehörde bekommen, die Bruchbude abreißen und einen Wolkenkratzer errichten zu lassen, hätte er Millionen scheffeln können. Statt dessen war das alte Gemäuer irgendwie symbolhaft dafür, wie Felix Laski seinen Reichtum hinter einer armseligen Fassade zu verbergen verstand. Doch Laski ging davon aus, daß auf

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