Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
hat.«
    »Wäre es dir anders lieber?« fragte er vorsichtig.
    »Ich weiß nicht.«
    Ihm wurde klar, daß es die einzige Antwort war, die sie geben konnte.
    »Wäre es dir denn anders lieber?« wollte sie wissen.
    Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Das ist jetzt das erstemal, daß ich die Gelegenheit habe, über die Fortdauer oder den Abbruch unserer Beziehung nachzudenken, und ich würde sagen …«
    »Du redest wie ein Aufsichtsratsvorsitzender, wenn er die Jahresbilanz vorträgt. Hör bitte auf damit und sprich vernünftig.«
    »Aber nur, wenn du aufhörst, wie die Heldin in einer Liebesschnulze zu reden. Wo wir gerade von Bilanzen sprechen – ich nehme an, das ist der Grund für Dereks Kummer.«
    »Ja. Er glaubt zwar, daß es ihm wegen eines Magengeschwürs so schlecht geht, aber ich weiß es besser.«
    »Würde er sein Unternehmen verkaufen? Was meinst du?«
    »Ich wollte, er würde es tun.« Sie blickte Laski aufmerksam an. »Würdest du die Hamilton Holdings kaufen?«
    »Schon möglich.«
    Sie starrte ihn längere Zeit schweigend an. Er wußte, daß sie sich seine Bemerkungen durch den Kopf gehen ließ, die Möglichkeiten einschätzte, seine Motive zu ergründen versuchte. Sie war eine sehr kluge Frau.
    Sie beschloß, nicht auf seine Äußerungen einzugehen.
    »Tja, ich muß jetzt los«, sagte sie statt dessen. »Ich möchte zum Mittagessen zu Hause sein.«
    Beide standen auf. Er küßte sie und betatschte sie dabei mit plumper Lüsternheit am ganzen Körper. Sie steckte ihm einen Finger in den Mund, und er saugte daran.
    »Wiedersehen«, sagte sie.
    »Ich rufe dich an«, murmelte Laski.
    Dann war sie verschwunden. Laski ging zum Bücherregal neben dem Wandtresor und starrte mit leerem Blick auf den Buchrücken vom Ve rzeichnis der Aufsichtsräte und Direktoren. Ellen hatte auf seine Frage, ob sie glücklich sei, geantwortet: Ja. Ich hoffe nur, es bleibt so. Das mußte er sich genauer durch den Kopf gehen lassen. Sie hatte eine Art, bestimmte Dinge auszudrücken, die ihn nachdenklich stimmte. Sie war eine scharfsinnige Frau. Was also wollte sie? Eine Heirat? Auf seine dahingehende Frage hatte sie geantwortet: Ich weiß es nicht. Und wenngleich sie schwerlich eine andere Antwort hätte geben können – Laski hatte dennoch das Gefühl, daß sie aufrichtig gewesen war.
    Und was willst du selbst?, fragte er sich. Willst du sie heiraten?
    Er setzte sich hinter den Schreibtisch. Er hatte noch viel zu tun. Er drückte auf die Taste der Gegensprechanlage und sagte zu Carol: »Rufen Sie bitte beim Energieministerium an. Versuchen Sie herauszufinden, wann bekanntgegeben wird, wer die Bohrrechte für das Shield-Ölfeld bekommt. Mich interessiert der genaue Zeitpunkt.«
    »In Ordnung«, sagte Carol.
    »Anschließend rufen Sie bitte bei Fett und Co. an. Lassen Sie sich den Chef geben, Nathaniel Fett, und stellen Sie ihn zu mir durch.«
    »Wird gemacht.«
    Laski nahm den Finger vom Knopf und lehnte sich zurück. Wieder fragte er sich: Willst du Ellen Hamilton heiraten?
    Plötzlich wußte er die Antwort, und sie erstaunte ihn.

10.00 Uhr

13

    Der Chefredakteur der Evening Post war der irrigen Ansicht, zur »herrschenden Klasse« zu zählen. Als Sohn eines Eisenbahnschaffners war er in den zwanzig Jahren, die seit seinem Schulabschluß vergangen waren, sehr schnell die soziale Leiter hinaufgeklettert. Wenn er sich unsicher fühlte, erinnerte er sich immer selbst daran, daß er kein Geringerer war als der Chef aller Reporter und Redakteure der Evening Post GmbH, und noch dazu ein Meinungsmacher. Außerdem sorgte sein Einkommen dafür, daß er zu den bestverdienenden neun Prozent der britischen Familienoberhäupter zählte. Auf den Gedanken, daß er nie ein Meinungsmacher geworden wäre, hätten seine Meinungen nicht hundertprozentig mit denen des Zeitungsverlegers übereingestimmt, kam er nicht. Auch die Tatsache, daß er seinen Posten der Vergabe durch den Zeitungsverleger verdankte, wurde ihm niemals bewußt. Ebenso blieb ihm die Einsicht verschlossen, daß die ›herrschende Klasse‹ eher durch ihr Vermögen und weniger durch ihr Einkommen definiert wurde. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, daß sein Cardin-Anzug von der Stange, seine gestelzte Ausdrucksweise und seine Villa mit vier Schlafzimmern in Chislehurst ihn in den neidischen Augen eines ausgemachten Zynikers wie Arthur Cole als arroganten Emporkömmling und neureiches Arschloch erscheinen ließen, zu dem Schlägermütze und Fahrradklammern sehr viel

Weitere Kostenlose Bücher