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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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aufmachen. Die Leser erwarten von uns, daß wir ›alle Facetten des Londoner Tagesgeschehens‹ beleuchten, um unseren eigenen Werbespruch zu zitieren. Können wir aus dieser Stradivari vielleicht eine Ein-Millionen-Pfund-Violine machen? Oder geht das nicht?«
    »Das ist … nicht übel«, sagte Cole. »Aber ich bezweifle, daß das Ding so viel wert ist. Aber wir können es trotzdem versuchen.«
    Der Druckerei-Boß sagte: »Wenn es mit englischen Pfunden nicht geht, dann versuch’s doch mit ›die Millionen Dollar -Geige‹. Oder noch besser, ›die MillionenDollar-Fi edel ‹.«
    »Ausgezeichnete Idee!« sagte der Chefredakteur. »Also, jemand besorgt aus der Bibliothek das Foto einer Stradivari. Außerdem führen wir Interviews mit drei Top-Geigern … Wir fragen sie … wir fragen sie, wie sie sich fühlen würden, wenn ihnen ihr Lieblingsinstrument abhanden käme.« Er hielt kurz inne. »Außerdem möchte ich einen großen Artikel über diese Ölfeld-Lizenz. Die Leute inter essieren sich für Öl aus der Nordsee – schließlich wird es als letzte Hoffnung für die marode englische Wirtschaft betrachtet.«
    Cole sagte: »Das Energieministerium wird um halb eins bekanntgeben, welches Unternehmen die Bohrrechte bekommt. Ich schlage vor, wir bringen bis dahin irgendwelches Hintergrundmaterial, damit die Sache heiß bleibt.«
    »Aber seien Sie vorsichtig. Unsere eigene Muttergesellschaft ist eine der Mitstreiterinnen um die Bohrrechte, falls Sie das noch nicht wissen sollten. Denken Sie daran, daß eine Ölquelle nicht sofort Gewinne heraussprudelt, wenn man sie angebohrt hat. Eine solche Quelle bedeutet zunächst einmal, daß man über viele Jahre hinweg gewaltige Summen investieren muß.«
    »Sicher, sicher.« Cole nickte.
    Der Vertriebsleiter wandte sich an den Chef der Druckerei.
    »Ich schlage vor, wir drucken sofort Straßenplakate über diese Violinen-Story und den Brand im East End …«
    Geräuschvoll wurde die Tür geöffnet, und der Vertriebsleiter verstummte. Alle blickten auf und sahen Kevin Hart im Türeingang stehen. Er schaute so aufgeregt drein wie ein Kind unter dem Christbaum. Cole stieß einen innerlichen Seufzer aus.
    Hart sagte: »Ähm … es tut mir leid, daß ich Sie störe, aber ich glaube, wir haben etwas Fettes an der Angel.«
    »Und was?« fragte der Chefredakteur stirnrunzelnd.
    »Ich habe gerade einen Anruf von Timothy Fitzpeterson bekommen, dem Staatssekretär im …«
    »Ich weiß, wer er ist«, sagte der Chefredakteur. »Was hat er gesagt?«
    »Er behauptet, von zwei Personen namens Laski und Cox erpreßt zu werden. Seine Stimme hat sich angehört, als wäre er völlig am Boden zerstört. Er …«
    Wieder wurde Hart vom Chefredakteur unterbrochen. »Kennen Sie Fitzpetersons Stimme?«
    Der junge Reporter errötete heftig. Offensichtlich hatte er nicht mit einem Kreuzverhör gerechnet, sondern einen freudigen und wilden Ausbruch hektischer Aktivität erwartet.
    »Ich habe jedenfalls noch nie mit ihm gesprochen«, sagte er.
    Cole warf ein: »Heute morgen habe ich eine ziemlich schäbige anonyme Information über Fitzpeterson bekommen. Ich habe die Sache nachprüfen lassen. Fitzpeterson hat es entschieden abgeleugnet.«
    Der Chefredakteur verzog das Gesicht. »Die Sache stinkt«, sagte er. »Wir lassen die Finger davon.«
    Der Druckerei-Boß nickte zustimmend. Hart blickte niedergeschlagen drein.
    Cole sagte: »In Ordnung, Kevin. Wir reden darüber, sobald wir hier fertig sind.«
    Hart verließ das Büro und schloß die Tür hinter sich.
    »Das ist aber ein leicht zu begeisternder junger Mann«, bemerkte der Chefredakteur.
    »Er ist kein Dummkopf«, sagte Cole, »aber er muß noch viel lernen.«
    »Dann bringen Sie’s ihm bei«, erwiderte der Chefredakteur.
    »Also, weiter. Wie sieht es in der Fotoredaktion aus?«

14

    Ron Biggins dachte an seine Tochter, und das war ein Fehler. Statt dessen hätte er an den Transporter denken sollen, den er fuhr, und an dessen Fracht: alte Banknoten, angeblich im Wert von mehreren hunderttausend Pfund – zerknitterte, vollgekritzelte, angerissene, vollkommen verdreckte Geldscheine, die nur noch dazu taugten, in der Verbrennungsanlage der Bank von England in Laughton, Essex, vernichtet zu werden. Doch im Grunde konnte man es Biggins nachsehen, daß er mit den Gedanken woanders war; denn eine Tochter ist schließlich wichtiger als schnöde Banknoten, und wenn es sich um die einzige Tochter handelt, ist sie eine Königin, und wenn es sich noch dazu um

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