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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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lausige Million vorzustrekken? Wollen Sie mich geschäftlich kaputtmachen, weil Sie an irgendwelchen dämlichen Traditionen festhalten?«
    Leys Stimme wurde frostig. »Mr. Laski, unsere Traditionen dienen speziell dem Zweck, Kunden in den Ruin zu treiben, die Schecks ausstellen, ohne daß ihr Konto am Ausstellungstag die entsprechende Deckungssumme aufweist. – Falls Ihr Scheck heute nicht eingelöst werden kann, werde ich den Zahlungsempfänger bitten, ihn noch einmal vorzulegen. Mit anderen Worten: Sie haben noch anderthalb Stunden Zeit, um bei der Bank von England eine Bareinzahlung in Höhe von einer Million Pfund vorzunehmen. Guten Tag.«
    »Leck mich«, sagte Laski, doch Ley hatte bereits aufgelegt.
    Laskis Hand umkrampfte so fest den Hörer, daß die Plastiknähte krachten. Er überlegte fieberhaft. Es mußte einen Weg geben, umgehend eine Million Pfund auf zutreiben … oder nicht?
    Carol hatte Laski während des Telefongesprächs den Kaffee ins Büro gebracht. Er hatte gar nicht bemerkt, daß seine Sekretärin ins Zimmer gekommen war. Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.
    »Carol!« rief er.
    Sie öffnete die Tür. »Ja?«
    Zitternd und mit hochrotem Kopf schleuderte Laski die dünne, zerbrechliche Porzellantasse in den metallenen Papierkorb, wo sie mit lautem Klirren zersplitterte. Er brüllte: »Der beschissene Kaffee ist kalt!«
    Das Mädchen wandte sich um und flüchtete aus dem Büro.

14.00 Uhr

26

    Der junge Billy Johnson hielt nach Tony Cox Ausschau, doch er vergaß es immer wieder.
    Billy hatte das elterliche Haus ziemlich schnell verlassen können, nachdem er, Mom und Jacko vom Krankenhaus heimgekommen waren. Mom hatte sehr viel geweint und geschrien. Jetzt lungerten ein paar Polizisten in der Wohnung herum, und Jacko war zum Revier gebracht worden, um bei den Nachforschungen zu helfen. Und immer mehr Nachbarn und Verwandte trudelten ein und machten das Durcheinander in der Wohnung noch schlimmer, als es ohnehin schon war. Billy hatte es lieber ein bißchen ruhiger.
    Es schien ohnehin niemand geneigt zu sein, ihm sein Mittagessen zu bringen oder ihm sonstwie Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb hatte Billy eine Tüte Zimtkekse gegessen und war dann durch die Hintertür verschwunden, nachdem er das einzige Hindernis überwunden hatte: Mrs. Glebe aus der Wohnung drei Etagen tiefer. »Ich geh’ zu meiner Tante«, hatte Billy zu ihr gesagt, »Farbfernsehen gucken.«
    Als er dann durch die Straßen geschlendert war, hatte Billy seine wirren Gedanken halbwegs auf die Reihe bekommen. Wenn er spazierenging, konnte er besser nachdenken. Sich die Autos und die Geschäfte und die Leute anzuschauen hatte Billy immer schon geholfen, seinen Verstand zu beruhigen, wenn er durcheinander war, so wie jetzt.
    Zuerst ging Billy tatsächlich in die Richtung, in der sich die Wohnung seiner Tante befand, bis ihm einfiel, daß er gar nicht dorthin wollte. Er hatte es ja nur gesagt, damit Mrs. Glebe ihm keine Schwierigkeiten mehr machte, das Haus zu verlassen. Also mußte er jetzt darüber nachdenken, wohin er eigentlich gewollt hatte. Billy blieb stehen, schaute ins Schaufenster eines Schallplattenladens und entzifferte mit äußerster Sorgfalt die Titel auf den knalligbunten Plattenhüllen. Dann versuchte er, die Aufschriften mit den Titeln jener Songs zu vergleichen, die er im Radio gehört hatte. Billy besaß zwar einen Plattenspieler, aber keine Platten, denn dafür hatte er nie Geld gehabt, und der Musikgeschmack seiner Eltern, die Schallplatten besaßen, war nicht der seine: Mom mochte Schnulzen, Pa stand auf Blasmusik, und Billy mochte Rock and Roll. Sonst kannte Billy keinen, der gern Rock and Roll hörte. Das heißt, bis auf Tony Cox …
    Ach ja. Er wollte nach Tony Cox suchen. Billy machte sich wieder auf den Weg und schlug die seiner Meinung nach ungefähre Richtung zum Stadtteil Bethnal Green ein. Er kannte sich im East End sehr gut aus – jede Straße, jeden Laden, sämtliche Trümmergrundstücke, all die winzigen, noch unbebauten Flecken, sämtliche Kanäle und Parks kannte Billy wie seine Westentasche. Allerdings konnte er sein Wissen nicht in einen brauchbaren Zusammenhang bringen, so daß er staunend an einem Haus vorbeikam, das abgebrochen wurde – bis ihm einfiel, daß Oma Parker in diesem Haus gewohnt und immer demonstrativ im Fenster zur Straße gesessen hatte, während die alten Häuser links und rechts abgerissen wurden. Dann hatte Oma Parker eine Lungenentzündung bekommen und war

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