Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Zufahrtsstraße, die keinen Namen besaß, führte von einer Nebenstraße zu einem Bauernhof mit Scheune. Diese Scheune, das leerstehende, halbverfallene Haus sowie der eine Morgen unfruchtbaren Bodens, auf dem der Bauernhof stand, waren Eigentum einer Landentwicklungs-Firma, die einem spielsüchtigen Geschäftsmann gehörte, der Tony Cox ein Vermögen schuldete. Die Scheune wurde gelegentlich dazu benutzt, um große Ladungen beschädigter Waren darin unterzustellen, die Tony zu Dumpingpreisen gekauft hatte. Deshalb war es nichts Ungewöhnliches, wenn ein Lieferwagen und ein Pkw vor dem Bauernhof standen.
    Das Gattertor am Ende der Rüttelpiste stand offen, und Tony fuhr hindurch. Der blaue Lieferwagen war nirgends zu sehen, doch Jesse lehnte an einer Wand des Bauernhauses und rauchte eine Zigarette. Als Tony hielt, kam Jesse herüber, um seinem Boß die Tür zu öffnen.
    »Es ist nicht ganz so glatt gelaufen, Tony«, sagte Jesse sofort, um es hinter sich zu bringen.
    Tony stieg aus. »Ist das Geld hier?«
    »Im Lieferwagen.« Jesse wies mit einem Kopfnicken zur Scheune. »Aber es ist nicht ganz glatt gelaufen.«
    »Gehen wir erst mal rein. Ist mir zu heiß hier draußen.«
    Tony stemmte das Scheunentor auf und trat ins Innere. Jesse folgte ihm. Eine Anzahl von Kisten nahm ein Drittel des Fußbodens in Beschlag. Tony warf einen Blick auf zwei der beschrifteten Aufkleber: Die Kisten enthielten Uniformen und Mäntel aus Armeebeständen. Der blaue Lieferwagen stand im hinteren Teil der Scheune. Tony entdeckte, daß rote Nummernschilder mit dünnen Stricken über den alten Kennzeichen festgebunden waren.
    »Was ist das denn für ‘ne Nummer?« fragte Tony verdutzt.
    »Mann, Tony. Ich hab’ doch schon die ganze Zeit gesagt, daß es nicht ganz glatt gelaufen ist.«
    »Dann mach endlich das Maul auf, verdammt noch mal!«
    »Ich … hatte ‘nen Auffahrunfall, weißt du. Aber keine große Sache, ehrlich nicht! Nur ein ganz kleiner Bums. Aber der Scheißer ist ausgestiegen und wollte die Polizei anrufen. Tja, da mußte ich natürlich abhauen. Aber dieser Heini stellt sich mir in den Weg, und da hab’ ich … hab’ ich ihm eins mit dem Lieferwagen verplättet.«
    Tony fluchte leise.
    Plötzlich zeigte sich Furcht auf Jesses Gesicht. »Von da an wußte ich natürlich, daß die Polypen hinter mir her sind … ist ja klar. Da bin ich zu ‘ner Tankstelle gefahren und am Scheißhaus vorbei nach hinten in die Werkstatt, und was seh’ ich da? Die beiden roten Nummernschilder und diesen Arbeitsanzug. Da hab’ ich beides mitgehen lassen.« Er nickte eifrig, als wollte er sich selbst beifällig zustimmen. »Und dann bin ich hierhergekommen.«
    Tony starrte ihn fassungslos an, dann brach er in wieherndes Gelächter aus. »Du verrückter Hundesohn«, sagte er kichernd.
    Jesse blickte erleichtert drein. »Nicht übel, was? Hab’ schnell geschaltet, stimmt’s?«
    Tonys Kichern verstummte abrupt. »Du verrückter Hundesohn«, wiederholte er. »Da hast du ein Vermögen an heißem Geld hinten im Wagen, du Arsch, und dann hältst du …«, seine Brust hob sich, und er holte pfeifend Atem, bevor er wieder vor Lachen loswieherte, »… dann hältst du an einer Tankstelle und klaust einen Blaumann!«
    Jesse wagte ein Lächeln. Nicht, weil er das alles so lustig fand, sondern weil die Angst von ihm abfiel. Dann wurde seine Miene wieder ernst. »Aber das ist noch nicht alles.«
    »Was?« schnaubte Tony. »Was war denn noch?«
    »Der Fahrer von dem Geldtransporter wollte den Helden spielen.«
    »Du hast den Kerl doch nicht etwa umgenietet?« fragte Tony ängstlich.
    »Nein. Ich hab’ ihm nur eins auf den Schädel gegeben. Aber bei dem Handgemenge ist Jackos Schrotflinte losgegangen und hat Einohr-Willie voll in die Visage getroffen. Willie hat’s ziemlich böse erwischt.«
    »Ach du Scheiße.« Tony ließ sich auf einen alten Stuhl mit drei Beinen sinken. »Oh, nein. Der arme alte Willie. Hat ihn jemand ins Krankenhaus gebracht?«
    Jesse nickte. »Deshalb ist Jacko nicht da. Er hat Willie hingefahren und unauffällig abgeliefert. Das heißt, falls der Alte unterwegs nicht den Löffel abgegeben hat …«
    »So schlimm?«
    Jesse nickte.
    »Ach du Scheiße«, wiederholte Tony. Dann schwieg er eine Zeitlang. »Willie ist wirklich ein Pechvogel. Da ist ihm schon das rechte Ohr flötengegangen, und sein Junge hat ‘nen Sprung in der Schüssel, und seine Alte sieht aus wie Henry Cooper nach fünfzehn Runden – und jetzt das.« Er schnalzte

Weitere Kostenlose Bücher