Die Spur der Füchse
an. »Und was, wenn ich fragen darf?«
»Sie erinnern sich gewiß«, sagte Cole, »daß Kevin heute früh ziemlich aufgeregt in die Redaktionskonferenz geplatzt ist, weil er angeblich einen Anruf von Staatssekretär Fitzpeterson bekommen hatte.«
Der Chefredakteur lächelte nachsichtig. »Schon vergessen. Wenn junge Reporter sich nicht mehr begeistern können, wie soll es dann erst um sie bestellt sein, wenn sie alte Reporter sind?«
»Darum geht es mir gar nicht, Chef. Es könnte sein, daß Kevin wirklich auf eine große Sache gestoßen ist. Können Sie sich noch an die Namen der Männer erinnern, die Fitzpeterson angeblich erpreßt haben? Cox und Laski.« Cole sah Hart an.
»Also los, Kevin.«
Hart nahm das Bein vom Knie und beugte sich vor. »Ich habe einen zweiten Anruf bekommen. Diesmal von einer Frau, die mir ihren Namen und ihre Anschrift genannt hat. Sie hat behauptet, ihr Mann, William Johnson, sei an dem Überfall auf den Geldtransport beteiligt gewesen. Man habe ihm mit einer Schrotflinte ins Gesicht geschossen, so daß er sein Augenlicht verliert. Die Frau sagte, der Überfall geht auf Tony Cox’ Konto.«
Der Chefredakteur sagte: »T ony Cox! Haben Sie die Sache weiterverfolgt?«
»Es liegt tatsächlich ein gewisser William Johnson im Krankenhaus, mit Schußwunden aus einer Schrotflinte im Gesicht. Und am Krankenbett wacht ein Inspektor der Kriminalpolizei und wartet darauf, daß Johnson das Bewußtsein wiedererlangt. Ich bin zu seiner Frau gefahren, aber sie will mir nichts erzählen.«
Der Chefredakteur, der einst als Gerichtsreporter seine Brötchen verdient hatte, sagte: »Tony Cox ist ein ganz großer Fisch. Ich würde alles glauben, was man über ihn erzählt. Ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. – Erzählen Sie weiter.«
Cole sagte: »Jetzt ist Mervyn an der Reihe.«
»Eine Bank ist in Schwierigkeiten geraten«, berichtete der Lokalredakteur. »Die Jamaica Cotton Bank. Eine ausländische Bank mit einer Londoner Zweigstelle, die sich intensiv am britischen Wirtschaftsleben betätigt. Sie gehört einem Mann namens Felix Laski.«
»Woher wissen Sie das?« fragte der Chefredakteur. »Daß die Bank in Schwierigkeiten steckt, meine ich?«
»Ein Informant hat mir den Tip gegeben. Daraufhin habe ich bei der Bank von England angerufen, um die Sache nachzuprüfen. Natürlich hat man mir keine konkrete Auskunft erteilt, aber ich konnte ziemlich deutlich heraushören, daß mein Informant vermutlich recht hat.«
»Was hat man Ihnen denn gesagt?«
Glazier zog seinen Notizblock hervor. Er beherrschte die Kurzschrift – 150 Worte pro Minute –, und seine Notizen waren stets fehlerfrei. »Ich habe mit einem Mann namens Ley gesprochen. Er ist der Sachbearbeiter, der mit großer Wahrscheinlichkeit mit dieser Angelegenheit befaßt ist. Zufällig kenne ich ihn, denn …«
»Überspringen Sie bitte die Eigenwerbung, Mervyn«, wurde er vom Chefredakteur unterbrochen. »Wir alle wissen, daß Sie ausgezeichnete Beziehungen haben.«
Glazier grinste. »Verzeihung. Also, zuerst einmal habe ich Ley gefragt, ob er irgendwas über die Jamaica Cotton Bank weiß. Er hat geantwortet: ›Die Bank von England weiß über jedes Geldinstitut in London sehr genau Bescheid.‹
Darauf habe ich gesagt: ›Dann wissen Sie sicher auch, daß die Jamaica Cotton Bank zur Zeit in der Klemme steckt.‹
Er sagte: ›Natürlich. Aber das bedeutet nicht, daß ich Ihnen nähere Auskünfte darüber gebe.‹
Ich fragte: ›Die Bank steht vor dem Zusammenbruch – richtig oder falsch?‹
Er sagte: ›Kein Kommentar.‹
Ich sagte: ›Kommen Sie schon, Donald. Hier geht es nicht um Spielgeld, sondern um das Geld vertrauensvoller Kunden.‹
Er sagte: ›Sie wissen doch, daß ich über diese Dinge nichts erzählen darf. Bei uns gehören auch Banken zu den Kunden, und deren Vertrauen müssen wir ebenfalls rechtfertigen.‹
Ich sagte: ›Dann werde ich einen Artikel schreiben und berichten, daß die Jamaica Cotton Bank vor der Pleite steht. Wollen Sie mir nicht vorher sagen, ob diese Behauptung zutrifft oder nicht?‹
Er sagte: ›Ich gebe Ihnen den Rat, erst einmal Ihre Fakten zu überprüfen, bevor Sie einen solchen Artikel veröffentlichen.‹ – Tja, und das war’s dann.« Glazier klappte seinen Notizblock zu. »Wäre die Cotton Bank finanziell gesund, hätte er’s mir gesagt. Also steckt sie wirklich in der Klemme.«
Der Chefredakteur nickte. »Solche Art von Schlußfolgerungen mag ich eigentlich nicht, aber in diesem Fall
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