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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gehst, dir dein Bier und deinen Schweinebraten bestellst und jedesmal mit einem Zehner bezahlst – jeden Tag, jede Woche, jeden Monat –, was meinst du, was die anderen irgendwann denken?«
    »Ist klar, Tony. Ich versteh’ schon, Tony. Mir tut der Arm weh, Tony.«
    »Und wie lange wird es dauern, bis einer von den drekkigen kleinen Spitzeln in dem Saftladen den Braten riecht, zu den Bullen geht und plaudert? Zehn Minuten? Fünf Minuten?« Er ließ Jesses Arm los. »Es ist zu viel Geld. Du denkst nicht nach, das ist dein Fehler. So viel Zaster muß man irgendwo verstecken.« Er kratzte sich am Kopf. »Und wenn es erstmal irgendwo versteckt ist, dann können’s die Bullen auch finden.«
    Jesse hielt diesen Standpunkt für zu radikal, als daß er ihn hätte akzeptieren können. »Aber Geld wirft man doch nicht einfach weg!«
    »Du hörst mir immer noch nicht richtig zu, was? Willie liegt im Krankenhaus, und der Alte ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Fahrer des Geldtransporters wird Willie mit dem Überfall in Verbindung bringen, hab’ ich recht? Und die Bullen wissen, daß Willie einer meiner Mitarbeiter ist. Also wissen sie auch, daß wir die Sache abgezogen haben. Du kannst dein Leben darauf verwetten, daß die Polypen heute abend bei dir aufkreuzen und dir ‘nen Durchsuchungsbefehl unter die Nase halten. Und dann schlitzen sie die Matratzen auf und spitzen die Möbel an, weil sie nach der Knete suchen. Bei fünf Riesen in Einpfundscheinen würden sie’s dir vielleicht abkaufen, wenn du sagst, daß es deine eiserne Reserve ist. Aber wenn sie fünfzig Riesen in Zehnern finden, dann haben sie dich am Wickel.«
    »So hab’ ich das noch gar nicht gesehen«, sagte Jesse.
    »Den Bogen überspannen, nennt man so was.«
    »Ja, sicher. So viel Geld könnte man ja nicht mal auf der Hunderennbahn verwetten. Jeder kann mal einen guten Tag haben und auf die richtigen Köter setzen, aber wenn du zuviel kassierst, dann beweist das, daß du ein krummes Ding gedreht hast.« Jesse belehrte nun Tony, als wollte er zeigen, daß er kapiert hatte, um was es ging. »Das ist der springende Punkt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Tony geistesabwesend, denn er beschäftigte sich bereits mit der Frage, wo und wie man eine so große Menge heißes Geld auf die Seite schaffen konnte, ohne daß die Gefahr einer Entdeckung bestand.
    »Und mit mehr als einer Million Kröten kannst du auch nicht zur Barcleys Bank marschieren und ein Sparkonto eröffnen. Hab’ ich recht?«
    »So langsam kommst du dahinter«, sagte Tony spöttisch. Plötzlich sah er Jesse scharf an. »Aber wer kann denn mit einer Wagenladung Geld zu einer Bank fahren, ohne Verdacht zu erregen?«
    Jesse kratzte sich am Kinn. »Äh … keiner.«
    »Bist du da ganz sicher?« Tony zeigte auf die Kisten mit den Uniformen. »Mach mal ein paar von den Dingern auf, Jesse. Du wirst jetzt ‘ne Anprobe machen. Mir ist da gerade eine verdammt clevere Idee gekommen.«

28

    Eine nachmittägliche Konferenz beim Chefredakteur war eine Seltenheit. »Der Vormittag ist das Vergnügen, der Nachmittag die Arbeit«, pflegte er zu sagen. Bis gegen Mittag waren alle seine Bemühungen darauf gerichtet, eine vollständige Zeitungsausgabe zusammenzustellen. Gegen zwei Uhr nachmittags war es zu spät, um noch bedeutsame Änderungen vorzunehmen: Der Inhalt der jeweiligen Ausgabe stand mehr oder weniger fest, der größte Teil der Tagesproduktion war bereits gedruckt und verkauft, und der Chefredakteur wandte sich dem ›Verwaltungsmüll‹ zu, wie er es nannte. Doch er mußte an seinem Schreibtisch bleiben, falls irgend etwas geschah, das eine Entscheidung auf höchster Ebene verlangte. Und Arthur Cole war der Meinung, daß ein solcher Fall nun eingetreten war.
    Und jetzt saß Cole in seiner Funktion als stellvertretender Chef der Nachrichtenredaktion dem Chefredakteur vor dessen schneeweißem Schreibtisch gegenüber. Zu Coles Linken saß der Reporter Kevin Hart, zu seiner Rechten Mervyn Glazier, seines Zeichens Chef der Lokalredaktion.
    Der Chefredakteur schob den Stapel Unterlagen zur Seite, die er unterschrieben hatte, und blickte seine Besucher an.
    »Also, um was geht es?«
    Cole sagte: »Tim Fitzpeterson wird überleben; die öffentliche Bekanntgabe, wer die Bohrrechte bekommt, ist aufgeschoben worden, und die Gangster, die den Geldtransport überfallen haben, sind mit über einer Million Pfund entkommen.«
    »Und?«
    »Und da ist irgend etwas im Gange.«
    Der Chefredakteur zündete sich eine Zigarre

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