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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bekümmert mit der Zunge. »Wir geben Willie den doppelten Anteil, falls er durchkommt. Aber das macht seinen Kopf auch nicht mehr schöner, was? Tja, wie das Leben manchmal so spielt. – So, und jetzt zeig mir die Knete.« Tony stand auf.
    Jesse öffnete die Schiebetüren des Lieferwagens. Er war erleichtert, daß er alle schlechten Neuigkeiten losgeworden war, ohne Tonys Zorn auf sich herabzubeschwören.
    Tony rieb sich grinsend die Hände. »Dann wollen wir uns mal angucken, was wir Schönes an Land gezogen haben.«
    Auf der Ladefläche des Lieferwagens standen neun graue Stahlkisten. Sie sahen aus wie flache, kleine Schrankkoffer aus Metall. Jeder Kasten besaß einen Tragegriff an beiden Seiten und war mit einem Doppelschloß versehen. Die Kisten waren schwer, wie Tony und Jesse feststellten, als sie den Lieferwagen entluden und die Kisten in der Mitte der Scheune nebeneinander abstellten. Als sie fertig waren, starrte Tony die Kisten gierig an. Auf seinem Gesicht lag ein beinahe lüsterner Ausdruck. »Ich komme mir vor wie Ali Baba und seine vierzig beschissenen Räuber«, sagte er.
    Jesse holte Plastiksprengstoff, Zünder und Zünddrähte aus einem Seesack, der in einer Ecke der Scheune stand. »Mir wär’s lieber, Willie wäre hier und könnte die Dinger aufsprengen.«
    »Damit ihm das andere Ohr auch noch flötengeht, was?« murmelte Tony, der noch immer gierig die Kisten beäugte.
    Jesse machte sich daran, das Aufsprengen der Kisten vorzubereiten. Er pappte den knetgummiartigen Plastiksprengstoff um die Schlösser herum an die Stahlwandung jeder Kiste, dann befestigte er die Zünder an den neun Mini-Bomben, steckte die Zünddrähte fest und verband sie mit dem Zündapparat.
    »Du scheinst dich ja gut auszukennen«, sagte Tony, der Jesse beobachtet hatte.
    »Ich hab’ Willie oft genug zugeschaut.« Jesse grinste. »Wie wär’s, wenn ich in deiner Firma der neue Sprengmeister …«
    »Noch ist Willie nicht tot«, wurde er von Tony unterbrochen. »Soweit wir wissen, jedenfalls.«
    Jesse nahm den Zündapparat und verließ damit die Scheune, wobei er die Zünddrähte von einer Trommel abrollte. Tony folgte ihm ins Freie.
    »Moment mal«, sagte Tony. »Fahr erst den Lieferwagen raus, damit der Benzintank nicht in die Luft fliegt.«
    »Da kann nichts passieren, weil …«
    »Das hat Willie sicher auch gesagt, bevor ihm sein Lauscher weggeflogen ist. Und du hast noch nie eine Sprengung gemacht. Los, fahr den Wagen raus. Das Risiko ist mir zu groß.«
    »Okay.« Jesse verschwand in der Scheune und setzte den Lieferwagen rückwärts auf den Hof. Dann entriegelte er die Motorhaube, klappte sie hoch und benutzte Krokodilklemmen, um den Zündapparat mit der Autobatterie zu verbinden.
    Dann ging er zu Tony zurück. »Jetzt halt den Atem an«, sagte er und drückte den Kolben des Zündapparats hinunter.
    Ein gedämpfter Knall ertönte.
    Die beiden Männer gingen zurück in die Scheune. Die Kisten standen noch immer in einer Reihe da, nur hingen ihre Deckel jetzt in seltsam verdrehten Winkeln herunter.
    »Saubere Arbeit, Jesse«, sagte Tony.
    Die Kisten waren ordentlich mit Banknoten vollgepackt: je zwanzig Geldbündel in der Breite, zehn in der Länge und fünf in der Tiefe. Das machte tausend Geldbündel pro Kiste. Jedes Bündel enthielt hundert Scheine. Das machte hunderttausend Scheine pro Kiste.
    Die ersten sechs Kisten enthielten Zehn-Shilling-Noten, so zerknittert, schmutzig und abgenutzt, daß sie wertlos waren.
    Tony sagte: »Ach, du große Scheiße.«
    In der nächsten Kiste lagen Einpfundnoten, doch diese Kiste war nicht ganz voll: Tony zählte achthundert Bündel. Die vorletzte Kiste enthielt ebenfalls Einpfundscheine, war aber bis obenhin gefüllt. »Schon besser«, sagte Tony. »Fast schon so, wie ich’s mir vorgestellt habe.«
    Die letzte Kiste war randvoll mit Zehnern bepackt.
    Tony murmelte ehrfürchtig: »Mann Gottes.«
    Jesse riß die Augen auf. »Wieviel ist es, Tony?«
    »Eine Million einhundertundachtzigtausend Pfund Sterling, mein Sohn.«
    Jesse stieß einen Freudenschrei aus. »Wir sind reich! Wir haben ausgesorgt!«
    Tonys Gesicht war nachdenklich. »Die Zehner verbrennen wir, würde ich sagen.«
    » Was? Wa s redest du da?« Jesse starrte seinen Boß an, als hätte dieser den Verstand verloren. »Was meinst du mit ›verbrennen‹? Du tickst wohl nicht richtig.«
    Tony drehte sich um, packte Jesses Arm und drückte fest zu. »Jetzt hör mir mal gut zu, du Arsch. Wenn du in deine Stammkneipe

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