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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Aufbruch der ersten beiden Kolonnen einige Zeit verstreichen. Nachdem die von Herwarts Männern unauffällig bewachten »Salzkarren« die Stadt Richtung Böhmen verlassen hatten, brachen auch die vier Ritter auf. Kurz hinter der Stadt trafen sie auf den angeblichen Salztransport.
    Christian gab Hans und Friedrich das Geld für ein neues Gespann, mit dem sie der Kämmerer für ihr Mitwirken bezahlte, und schickte sie ins Dorf zurück. Sie sollten nicht in Gefahr geraten. Dann richtete er nur wenige Worte an seine Männer.
    »Was uns auch unterwegs erwartet – Vorrang hat der Auftrag, das Silber unbeschadet nach Trifels zu bringen. Ihr steht dafür ein, dass der Markgraf sein Wort gegenüber dem Kaiser hält und dass eure Brüder, Väter oder Söhne nicht in den Krieg ziehen müssen. Gott sei mit uns.«
    Jeder im Zug sprach ein stummes Gebet, dann trieben Herwarts Leute mit lautem »Hü« und »Ho« die schweren Pferde an. Einige von ihnen waren als Fuhrleute gekleidet, ein paar ritten als normaler Geleitschutz, die meisten jedoch hielten sich auf dem zweiten Wagen versteckt.
    Christian ritt voran, Lukas an seiner Seite, während Gero und Richard, dessen Wunde inzwischen gut verheilt war, das Ende der Kolonne sicherten.
    Solange sie in Sichtweite der Stadt waren, bewegten sie sich Richtung Böhmen. Dann erst fuhren und ritten sie über einen beträchtlichen Umweg auf schmalen Straßen zurück Richtung Westen.
    Unbehelligt ließen sie Meißen gut zehn Meilen hinter sich. Nach einer Weile erreichten sie ein Waldstück, in dem Christian die merkwürdige Ruhe auffiel. Kein einziger Vogel sang.
    Er sah zu Lukas hinüber, der knapp nickte. »Sie sind hier.«
    Sie zogen die Schwerter, griffen nach den Schilden und wappneten sich für den Kampf.
    Marthe hatte vom Burgberg aus Christian und seinen Freunden nachgesehen, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren.
    Dabei wuchs in ihr ein so beklemmendes Gefühl, dass sie Hedwig bat, sich wegen eines Unwohlseins entfernen zu dürfen.
    Die Markgräfin sah sie besorgt an, nickte dann aber zustimmend, ohne weitere Fragen zu stellen.
    Marthe hatte noch kein festes Ziel, als sie Hedwigs Kammer verließ. Doch schon nach wenigen Schritten traf sie auf Ulrich, den jungen Böhmen, der sie am Weitergehen hinderte.
    »Ihr wirkt sehr besorgt. Das müsst Ihr nicht, Euer Gemahl ist von großer Tapferkeit«, meinte Ottos Schwiegersohn.
    »Was nützt Tapferkeit gegen Verrat?«, antwortete sie bitter.
    »Ihr solltet Euch nicht mit Kummer beladen. Gott hält seine schützende Hand über die Tapferen.«
    Warum war sie nicht dankbar für diesen Trost? Es musste an dem begehrlichen Blick liegen, mit dem er sie anstarrte.
    »Der Markgraf gibt heute ein Fest. Darf ich auf Eure Gegenwart hoffen?«, fragte Ulrich.
    »Es wäre wohl äußerst unziemlich, mich auf Festen zu vergnügen, während mein Gemahl mit einem Auftrag unterwegs ist, bei dem so viel auf dem Spiel steht«, entgegnete sie brüsk.
    »Ich sehe, Ihr seid nicht nur klug, sondern auch tugendsam«, schmeichelte Ulrich, während er ihr weiter den Weg versperrte. »Sorgt Euch nicht um Euren Ruf. Ich bitte meinen Schwiegervater, dass er Euch einlädt, an der hohen Tafel zu sitzen. Ich werde Euer Tischherr sein. Dann kann niemand etwas gegen Eure Sittsamkeit sagen. Nichts und niemand darf uns der Gegenwart einer so bezaubernden Dame berauben.«
    Er küsste ihre Hand und sah ihr mit einem Lächeln in die Augen. Sie senkte die Lider und zog rasch ihre Hand zurück.
    »Es gibt viel edlere und schönere Damen als mich, die heute an der hohen Tafel sitzen sollten«, erwiderte sie – höflich genug,um nicht als ungebührlich zu gelten, abweisend genug, um klarzustellen, dass sie für eine Affäre nicht zu haben war.
    Doch Ulrich ließ nicht locker. »Mag sein«, entgegnete er. »Doch Ihr habt einen besonderen Reiz, vielleicht gerade deshalb, weil Ihr Euch dessen gar nicht bewusst seid. Ihr seid zu jung und zu schön, um Euch in der Kammer zu vergraben, solange Euer Gemahl nicht bei Euch weilt. Sonst werdet Ihr sehr lange sehr einsam sein.«
    Seine letzten Worte waren wie eine verborgene Drohung, auch wenn er sie dabei anlächelte. Er griff erneut nach ihrer Hand und küsste inbrünstig ihre Handfläche. Dabei konnte sie spüren, wie er seine Zungenspitze auf ihrer Haut kreisen ließ.
    Marthe entriss ihm die Hand und flüchtete ohne ein weiteres Wort. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, waren die Avancen eines liebestollen

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