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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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stattdessen den totprügle?!«
    »Reiß dich zusammen«, zischte ihm Richenza ins Ohr. »Noch ist es nicht so weit, dass du jemanden von Christians Leuten einfach so totschlagen kannst. Das würde dir der Markgraf nicht durchgehen lassen.«
    Unwillig riss Randolf seinen Arm los, den sie umfasst hatte, um ihn zu besänftigen.
    »Schafft mir den Schmied her, den jungen«, befahl er.
    Als die Wachen die Halle verlassen hatten, knurrte er seine Frau mit gebleckten Zähnen an. »Hör endlich auf, Weib, dich in meine Angelegenheiten einzumischen, noch dazu vor meinen Männern!«
    »Bisher bist du mit meinen Ratschlägen immer gut gefahren«, hielt ihm Richenza schnippisch vor. »Du bist doch nur so wütend, weil dir die blonde Unschuld entkommen ist. Hast es wohl nicht geschafft, sie zu besteigen?«
    Wutentbrannt holte Randolf aus und verpasste seiner Frau eine wuchtige Ohrfeige. Sie presste ihre Hand auf die linke Wange, die sich rot verfärbte, und richtete einen Blick auf ihn, der jeden anderen in Eis verwandelt hätte.
    »Überleg dir genau, mit wem du dich anlegst«, giftete sie. »Ohne mich bringst du dich um Kopf und Kragen in deiner Einfalt.«
    »Pah! Wer soll mir jetzt noch in die Quere kommen? Ein Jahr musste ich darauf warten wie ein Hündchen mit eingezogenem Schwanz. Jetzt endlich kommt der Tag der Rache an alldem aufsässigen Gesindel.«
     
    Karl ahnte nichts Gutes, als einer von Randolfs Knechten bei ihm auftauchte und ausrichtete, er solle sich unverzüglich auf der Burg melden.
    Langsam ging er zum Wasserfass, tauchte seine Hände hinein und wusch sich Schweiß und Ruß vom Gesicht. Er streifte kurz die Lederschürze ab, zog einen Kittel über den nackten, von den Spuren grausamer Folter gezeichneten Oberkörper und band die schwere Schürze wieder um. Die Narben auf seinem Rücken von den sechzig Hieben, mit denen er auf Randolfs Befehlhin vor fünf Jahren halb totgeschlagen worden war, schienen auf einmal wieder zu brennen.
    Karl gab seinem Gehilfen ein Zeichen, Jonas Bescheid zu sagen, und machte sich auf den Weg.
    »Ihr habt mich rufen lassen«, sagte er mühsam beherrscht, als er vor dem Burgvogt stand. Dabei hatte er wenig Hoffnung, dass dieser ihn zu sich beorderte, um ein paar neue Hufeisen oder Messer in Auftrag zu geben. Hier ging es zweifellos um seine Schwester Johanna.
    »Durch deine Schuld habe ich eines meiner Pferde verloren«, fuhr Randolf ihn an. »Du hast mit dem Hufnagel seine Vorderhand verletzt, so dass es nicht mehr zu gebrauchen ist. Den Schaden wirst du mir ersetzen.«
    Karl wusste so gut wie jeder im Raum, dass das nicht stimmte. Keines der Pferde, die er für den Burgvogt beschlagen hatte, lahmte. Und das Geld für das Pferd eines Ritters würde er in seinem ganzen Leben nicht verdienen können. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, hatten ihn schon zwei Wachen links und rechts gepackt, während ein Dritter mit aller Kraft auf ihn eindrosch.
    Martin, erkannte Karl noch, bevor die Faust auf ihn zuflog. Jener Kerl, der ihn einst jämmerlich verprügelt hatte, als sie noch junge Burschen waren, weil er es gewagt hatte, Marthe ein Geschenk zu machen. Damals hatte Martin die junge Kräuterfrau für sich beansprucht, das einzige Mädchen in heiratsfähigem Alter, doch sie hatte ihn zurückgewiesen.
    Eine Augenbraue platzte auf, Blut floss Karl übers Gesicht, ein wuchtiger Hieb in den Magen ließ ihn zusammensacken. Immer wieder hieb und trat Martin auf ihn ein, gnadenlos und ohne Pause.
    Der Ältere hatte nicht nur eine Rechnung mit Karl zu begleichen, er wollte und musste auch vor Randolf seine Nützlichkeitunter Beweis stellen. Dass sein – wenn auch verhasster – jüngerer Stiefbruder im Verdacht stand, Karls Schwester befreit zu haben und er das nicht bemerkt haben wollte, warf kein gutes Licht auf ihn
    Wie von fern hörte Karl Randolf befehlen: »In den Kerker mit ihm.«
    Unter weiteren Hieben und Tritten zerrten die Männer den jungen Schmied zum Bergfried und stießen ihn durch eine Luke in das Verlies. Er fiel so hart, dass er fürchtete, sich ein paar Rippen gebrochen zu haben. Eine Leiter wurde hinabgelassen, dann stiegen zwei Wachen herab und schlossen um seine Handgelenke rostige Schellen, die an Ketten von der Decke hingen. Einer versetzte ihm genüsslich einen Tritt in den Unterleib. Stöhnend sackte Karl in seinen Ketten zusammen.
    Noch während er nach Luft japste, wurde die Luke in der Decke erneut geöffnet. Diesmal war es Randolf selbst, der die Leiter

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