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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mir irgendetwas zu melden, Schmied?«, fragte Randolf mit gefährlich zusammengekniffenen Augen, während er das hochgeschlagene Vorderteil seines Bliauts wieder fallen ließ.
    »Niemand hat das Recht, so etwas zu tun, nicht einmal Ihr«, hielt Jonas ihm laut vor.
    »Das Recht hier bin ich. Daran solltest du dich eigentlich noch erinnern, Schmied«, drohte Randolf.
    »Ihr wurdet bestraft für Eure Bluttaten«, widersprach Jonas, während er verzweifelt dachte: Wo bleiben nur die anderen? Lange kann ich die hier nicht mehr aufhalten. »Auch ein Vogt darf nicht ungestraft vor aller Augen schänden und grundlos foltern.«
    »Gut, dass du mich daran erinnerst«, höhnte Randolf. »Nicht vor aller Augen … Und das hier war nicht für deine Augen bestimmt.« Zu seinen Männern gewandt, befahl er: »Bringt ihn zum Schweigen!«
    Einer von den beiden, die Jonas am nächsten standen, zielte mit der Schwertspitze auf seine Kehle.
    »Nein, nicht hier«, befahl Randolf. »Nehmt ihn mit. In einem hat er recht; eine Leiche dürfen wir hier nicht hinterlassen.«
    Einer der Bewaffneten zog einen Strick aus seinem Beutel.
    Jonas hob den Hammer.
    »Ergib dich, oder wir holen uns dein Weib auch noch«, drohte Randolf. Jonas zögerte einen Moment, warf einen Blick nach hinten, ob endlich Verstärkung kam, und ließ den Hammer fallen.
    Sofort stürzten sich drei Mann auf ihn, schlugen ihn zu Boden und traten auf ihn ein. Jemand zerrte seine Hände auf den Rücken und schnürte sie fest zusammen.
    »Los, aufstehen«, befahl Randolf. »Wenn du erst im Verlies bei den blutigen Überresten deines Freundes bist, kommt dein Weib von ganz allein und winselt um Gnade.«
    Er lachte dem Schmied höhnisch ins Gesicht, dann befahl er seinen Männern den Aufbruch.
    »Und die hier?«, fragte einer und zeigte auf Agnes.
    »Nehmt sie auch mit. Wir richten ihr eine Hurenkammer ein, da kann sie ihre Schulden abarbeiten.«
    Agnes und Jonas wurden grob gepackt und vorwärtsgestoßen in Richtung Burg.
     
    Peter erreichte zuerst Christians Haus und berichtete Bertram und dem Kaplan.
    Bertram schnallte mit einem flauen Gefühl im Magen sein Schwert um. Er hoffte, nicht allein einer solchen Übermacht kampferfahrener und rücksichtsloser Männer gegenübertreten zu müssen. Doch er konnte die anderen in ihrer Not nicht im Stich lassen.
    Der Kaplan griff nach einem großen hölzernen Kreuz. Gemeinsam gingen sie los, während Peter weiterrannte. Ihm war der Gedanke gekommen, auch noch Agnes’ Vater zu holen, den angesehenen Obersteiger. Möglicherweise würden sich ihm noch ein paar seiner Männer anschließen, wenn sie erfuhren, was gerade geschah.
    Währenddessen hatte Emma ihre Kinder in aller Eile Mechthild anvertraut und rannte zu Meister Josef, so schnell sie konnte. Doch der Dorfschulze lehnte Emmas Aufforderung einzugreifen schlichtweg ab.
    »Du musst mich nicht an meine Pflichten erinnern, Frau Schmiedin«, sagte er kühl, als sie ihm fassungslos vorhielt, er habe geschworen, für die Belange der Dorfbewohner einzutreten. »Wenn sich der junge Schmied etwas zuschulden kommen ließ, muss er die Folgen tragen. Sollte er sich ungerecht behandelt fühlen, kann er hinterher seine Klage bei mir vortragen.«
    Wütend machte Emma kehrt, schlug die Tür hinter sich zu und rannte zurück.
    Auf halbem Weg traf sie den Bergmeister, Bertram und denKaplan, die sich mit eiligen Schritten auf sie zubewegten. Ihnen allen bot sich eine schreckenerregende Szene dar: Randolfs Männer zerrten den blutig geschlagenen Jonas Richtung Burg, ein anderer hatte die sich heftig sträubende Agnes über die Schulter geworfen.
    Emma stöhnte vor Entsetzen. Gott, nicht noch einmal, diesmal wird er ihn nicht am Leben lassen!
    Der Bergmeister packte sie kurz an der Schulter. »Bring dich in Sicherheit, du darfst ihnen nicht auch noch in die Hände fallen. Ich tu, was ich kann, um ihnen zu helfen.«
    Ängstlich nickte Emma und rannte zurück zu Christians Haus. An der Tür wäre sie beinahe mit Mechthild zusammengeprallt. »Diese Bastarde«, brummte die Köchin und stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus. »Ich hole Karls Kleinen. Hoffentlich haben sie ihm nichts angetan.«
    Emma zuckte zusammen. Aber schon wenig später kam die resolute Mechthild mit dem Körbchen aus Karls Hütte. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass zumindest dem Säugling nichts geschehen war.
     
    Noch bevor Randolf mit seinen Leuten die Burg erreichte, trat ihm der Bergmeister in den Weg. Direkt hinter ihm bauten

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