Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
überführen. Aber das war nur eine Frage der Zeit.
    Mit einem verächtlichen Blick machte er kehrt und verließ die Halle.
    Jakob stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, Konrad grinste ihn verschwörerisch an. Dann setzten sich beide wieder in die Halle und sonnten sich in der ungeteilten Bewunderung, mit der sie Marie und die inzwischen dazugekommene Johanna anstrahlten. Bis ein entsetzter Schrei aus der Kemenate sie zusammenfahren ließ. Sie sprangen auf, rannten gemeinsam hoch und traten fast die Tür zur Kammer ein. Dort saß Marthe mit schreckgewei teten Augen. Im gleichen Moment fing in der Halle Clara an zu weinen.

Bluttag
    Christian und Gero führten die Kolonne an, Lukas und Richard sicherten das Ende. Sie hatten mehr Geleitschutz als sonst mitgenommen: zwei Dutzend Männer unter Herwarts Kommando. Christian hatte die besten Kämpfer ausgewählt. Er vertraute auf Marthes Ahnung und ging davon aus, dass das Dorf nicht gefährdet war, weil der Angriff dem Silbertransport galt. Deshalb hatte er auch entgegen seinen ursprünglichen Plänen Kuno und Bertram im Ort zurückgelassen und ihnen übertragen, gemeinsam mit zwei älteren Reisigen und den Knappen dort für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Die beiden brauchten noch mindestens ein Jahr, bis er sie in einen richtigen Kampf schicken konnte und sie eine Chance hatten, zu überleben. Da die Burschen nichts von Marthes Warnung wussten, hatte sein neuer Auftrag sie mit Stolz erfüllt.
    Nach einem kurzen und sehr eindringlichen Gespräch unter vier Augen war diesmal auch Bergmeister Hermann im Dorf geblieben. Christian hatte ihm klargemacht, dass er ernstzunehmende Hinweise auf einen bevorstehenden Überfall habe und er deshalb nur im Kampf ausgebildete Männer mitnehmen würde, weil er für das Überleben der anderen nicht garantieren könne.
    Der besorgte Bergmeister hatte sich den Schweiß von der Stirn gewischt und ihm und seinen Männern Gottes Segen für eine glückliche Heimkehr gewünscht.
     
    Ein Drittel der Wegstrecke lag bereits ohne Zwischenfall hinter ihnen. Plötzlich richteten sich Christians Nackenhärchen auf. Im nächsten Augenblick erklang von hinten der Ruf eines Eichelhähers, das Warnsignal, das er Lukas schon in dessen Knappenzeit beigebracht hatte.
    Er zog seine Waffe, drehte sich um und rief zu Herwarts Leuten: »Schwerter! Schilde!«
    Herwart hatte bereits das Schwert in der Hand und ließ seine Leute um die Kisten mit dem Silber zusammenrücken, als ein Pfeilhagel auf sie niederging. Mehrere Männer stürzten getroffen zu Boden.
    Christian lenkte mehrere Pfeile mit einer geschickten Drehung des Schildes ab, bis etwas so heftig gegen den lederüberzogenen hölzernen Schild prallte, dass er wankte und der Schild zerbrach. Armbrüste, dachte Christian beinahe ungläubig. Sie setzen Armbrüste gegen uns ein, geächtete und verbotene Waffen!
    Zwei Pferde stürzten verletzt zu Boden, schlugen laut wiehernd mit den Beinen und stifteten noch mehr Verwirrung.
    Fast im gleichen Moment kamen von allen Seiten mit wildem Gebrüll Bewaffnete aus dem Unterholz gestürmt.
    In der kurzen Zeitspanne, bis sie die Kolonne erreichten, konnte Christian das gleiche Muster wie bei dem Angriff während Karls Hochzeit erkennen: gut ausgerüstete Männer, die offenkundig mit ihren Waffen umzugehen wussten, und zwischendrin ein paar zerlumpte Gestalten mit Messern und Keulen, in die Nägel eingeschlagen waren.
    Die Fremden hatten ihn sofort als Anführer ausgemacht. Gleich vier von ihnen stürzten sich auf Christian. Noch war er im Vorteil, weil er zu Pferde saß, doch die Angreifer wussten das auch. Während Christian den Ersten mit einem gewaltigen Hieb zu Boden streckte und einen weiteren außer Gefecht setzte, kaum dass er in Reichweite war, duckte sich der Dritte und hieb mit einer Keule auf Dragos rechte Vorderhand. Der Hengst wieherte grauenvoll und stürzte. Hastig sprang Christian ab, um nicht unter seinem Pferd begraben zu werden und um außer Reichweite der Hufe zu gelangen. Mit einem wütendenSchrei versenkte er sein Schwert in der Brust des Mannes, der sein Pferd verwundet hatte, riss es wieder heraus und stieß es dem Nächsten in den Hals. Der röchelte und fiel zu Boden.
    Für einen Augenblick stand Christian frei und sah sich schnell um, wer von seinen Männern am dringendsten Hilfe brauchte.
    Er schlug sich zu Lukas durch, der von mehreren Angreifern umringt war, machte den Ersten davon mit einem mächtigen Streich, der ihm den Schwertarm

Weitere Kostenlose Bücher