Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Einen einzigen Augenblick haben sie nicht aufgepasst und dafür mit dem Leben bezahlt.«
    Die beiden Burschen schwiegen beklommen.
    »Kuno, Bertram.«
    »Ja, Herr.«
    »Ihr gehört ab sofort zu meinem Haushalt und werdet mitüben, wenn ich die Knappen ausbilde.«
    Verwundert sahen sich die Jungen angesichts dieser außergewöhnlichen Entscheidung an. Was hatte das zu bedeuten?
    Aber Christian gab keine Erklärung ab. Wenn er den beiden sagte, dass er sich für sie ganz besonders verantwortlich fühlte, würde ihnen das nur zu Kopf steigen. Aber er wollte nicht, dass die zwei jungen Heißsporne eines Tages auch tot zu seinen Füßen lagen.
     
    Das Hochzeitsfest hatte durch den Überfall ein jähes Ende gefunden. Die Gäste ließen es sich trotzdem nicht nehmen, das Brautpaar ins Bett zu führen, doch dann löste sich die Feier rasch auf.
    Marthe war immer noch damit beschäftigt, Wunden auszuwaschen und Schafgarbe aufzulegen, damit sie nicht brandig wurden, als die kleine Anne vor ihr auftauchte, herumdruckste und schließlich damit herausrückte, dass ihr Bruder dringend mit der Herrin sprechen müsse.
    »Schick ihn her«, meinte sie verwundert.
    »Hast du dich geprügelt?«, fragte sie, als Peter vor ihr stand, denn sein Gesicht und sein Kittel waren blutverschmiert und seine Nase dick geschwollen. Sie tauchte ein Tuch in kaltes Wasser und wrang es aus. »Hier, leg das drauf.« Vorsichtig fühlte sie, ob die Nase gebrochen war, aber es sah nicht danach aus.
    »Deshalb komme ich nicht«, flüsterte er und ließ die Hand mit dem nassen Tuch wieder sinken.
    »Sondern?«
    Er beugte sich zu ihr und sagte ganz leise: »Ich kenne einen von den Toten. Einen von denen, die das Silber stehlen wollten.«
    Fragend sah Marthe ihn an und wartete, dass er weitersprach.
    »Er hat zur Bande des Meisters gehört«, raunte der Junge mit gesenktem Blick und biss sich auf die Lippe.
    Marthe sah, dass der Siebenjährige furchtbare Angst hatte.
    »Sagt es bitte Ritter Christian. Aber meine Schwester soll nichts davon erfahren. Sonst weint sie nur wieder und träumt schlecht.«
    »Ich sag ihr nichts«, versprach Marthe. »Aber pass auf, dass sie ihn nicht sieht, bevor er begraben wird. Und jetzt sag mir, worum du dich vorhin so mit Klaus geprügelt hast.«
    Das war einer der Jungen aus Peters einstiger Diebesbande, der nach dem Gerichtstag im März freiwillig im Dorf geblieben war und nun an der Scheidebank arbeitete. Peter druckste herum.
    »Weshalb?«, beharrte Marthe streng. »Wollte er stehlen?« Eine Hochzeitsfeier voller fröhlicher, abgelenkter Menschen war eine günstige Gelegenheit und große Verlockung für einen kleinen, aber erfahrenen Dieb.
    »Er wird es nie wieder tun«, versicherte Peter eifrig. »Das haben wir unter uns Männern geregelt.«
    Marthe verbarg sorgfältig ihre Belustigung.
    Dann hielt sie Ausschau nach Christian, ging zu ihm und berichtete, was Peter über den Toten gesagt hatte.
     
    In den nächsten Tagen durchsuchte Christian mit seinen Leuten gründlich die Waldgebiete rund um Christiansdorf und sämtliche ihm bekannten Verstecke, um die Bande ausfindig zu machen. Doch sie entdeckten nur einen verlassenen Lagerplatz. Entweder waren alle an dem Überfall Beteiligten nun tot, oder die anderen hatten irgendwie vom missglückten Ausgang erfahren und waren geflohen.
    Nachdem sie vorerst einigermaßen sicher sein konnten, dass sich keine Bewaffneten oder Gesetzlosen in den Wäldern verborgen hielten, schickte Christian Lukas zu Markgraf Otto, um ihm von dem vereitelten Überfall zu berichten. Außerdem musste er in Meißen weitere Reisige für den Schutz des Dorfes in Dienst nehmen.
    Auf dem Rückweg sollte Lukas dann endlich seine Braut zu ihrem Besuch in Christiansdorf abholen. Es gab keinen Vorwand mehr, die einmal ausgesprochene Einladung noch länger hinauszuzögern. Widerstrebend machte er sich auf den Weg.
    Währenddessen ließ Christian die ohnehin schon strenge Ausbildung der Wachen und der Knappen weiter verschärfen.
    Gemeinsam mit Herwart trieb er die Burschen und Männer zu immer härteren Übungen, bis sie sich jeden Abend schweißüberströmt und erschöpft zu Boden sinken ließen.
    Dass die Bande so gut informiert und ausgebildet gewesen war, sah Christian als klares Anzeichen dafür, dass sie mit weiteren Überfällen rechnen mussten. War der Bergfried erst einmal fertig, würde das Silber dort gut geschützt und unerreichbar für Diebe sein. Wer auch immer hinter der Sache steckte, würde die

Weitere Kostenlose Bücher