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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Zeit bis dahin nutzen wollen.
    Das musste er verhindern – und auch, dass noch einmal so viele seiner Männer abgestochen wurden.

Lukas’ Braut
    Angesichts der bevorstehenden Ankunft von Lukas’ Verlobter ließ Marthe das Haus putzen und alles für den Besuch vorbereiten.
    Sie selbst ging zum Weinhändler ins Nicolai-Viertel, um zu Ehren des Gastes die Vorräte aufzustocken. Außerdem wollte sie den Spezereienhändler aufsuchen, um Gewürze einzukaufen.
    Im künftigen Burglehen herrschte inzwischen reges Baugeschehen. Mehrere wohlhabende Ritter, die später auf der Burg Dienst tun würden, ließen schon für sich und ihre Familien Häuser bauen. Die ersten würden bald fertig sein. Für den Bergfried selbst waren fast zehn Fuß dicke Grundmauern tief ins Erdreich gegraben worden. Die massigen Mauern ragten nun schon einen Fuß hoch über die Erde. Wenn die Steinbrecher und Maurer dieses Tempo beibehielten, würde im kommenden Jahr der Turm als Kernstück der Burg fast fertig sein.
    Und dann müssen wir Randolf und seine Kumpane auf Dauer hier erdulden und nicht nur ab und an für einen kurzen Kontrollbesuch, dachte Marthe beklommen.
    Sie stutzte, als sie an einem Haus vorbeikam, das leer stand, seit vor ein paar Tagen sein Besitzer gestorben war, ein Gürtler ohne Eheweib und Kinder. Jetzt war ein alter Knecht damit beschäftigt, die Binsen herauszukehren, ein Schreiner besserte die Tür aus.
    »Wer wird hier einziehen?«, erkundigte sich Marthe.
    »Ein gelehrter Mann«, antwortete der Knecht, ohne in seiner Arbeit innezuhalten. »Ein Medicus.«
    Hoffentlich kein solcher Stümper wie derjenige, den ich vor Jahren auf dem Burgberg erlebt habe, dachte Marthe bei sich. Der hätte mit seinen Aderlässen Hedwigs damals erst sechsjährigen Sohn Dietrich beinahe zu Tode gebracht.
    Auch zusammen mit Johanna konnte sie bald nicht mehr alle Kranken behandeln, dafür wurde das Dorf allmählich zu groß. Und zum Bader gingen die Leute zumeist nur, um sicheinen Zahn ziehen zu lassen, wenn sie es vor Schmerz nicht mehr aushielten. Abgesehen von der Kundschaft, die sich beim oder nach dem Bad mit einer seiner Mägde vergnügen wollte.
    Marthe überkam ein beklemmendes Gefühl angesichts des Hauses, das für seinen neuen Bewohner hergerichtet wurde. Die gelehrten Ärzte blickten zumeist überheblich auf die weisen Frauen herab, obwohl diese mit ihren einfachen Kräuterarzneien oft erfolgreicher als die Ärzte waren.
    Josefas düstere Prophezeiung ging ihr durch den Kopf.
    Dann bemerkte sie, dass jemand sie eindringlich anstarrte.
    Sie drehte sich um – und starrte zurück.
    War das möglich?
    »Ludmillus?«, fragte sie unsicher. Der Mann vor ihr sah aus wie eine gealterte Ausgabe des begnadeten Spielmanns, den sie vor Jahren auf dem Weg hierher kennengelernt hatte. Doch statt der fröhlichen Ausstrahlung nahm sie bei ihrem Gegenüber nur dumpfe Verzweiflung wahr. Er war in Lumpen gehüllt und trug auch keine Laute bei sich. Wäre seine ganze Gauklertruppe mit ihrem bunten Wagen ins Dorf gekommen, hätte sie sicher sofort davon erfahren.
    »Marthe?«, fragte ihr Gegenüber genauso unsicher.
    »Ich bin’s.«
    »In diesem Aufputz? Was ist geschehen?«, fragte er verwundert.
    »Eine lange Geschichte. Ritter Christian hat mich geheiratet, und der Markgraf hat uns beide zu Edelfreien gemacht.«
    Für einen Moment sah sie so etwas wie freudiges Erstaunen in seinen Augen aufleuchten, doch sofort erlosch der Funke wieder. Er ließ sich auf die Knie fallen, senkte den Kopf und flüsterte: »Gott segne Euch, hohe Frau.«
    Schnell lief sie zu ihm und zog ihn hoch. »Nicht doch, du sollstnicht vor mir niederknien. Nicht nach allem, was wir dir verdanken.«
    Ludmillus hatte einst mit einer wichtigen Nachricht dazu beigetragen, dass Christian von Randolfs falschen Anschuldigungen freigesprochen wurde, und das hätte der Spielmann beinahe mit seinem Leben bezahlt. Lukas – damals noch Knappe – schaffte es, ihn aus einem Hinterhalt von drei gedungenen Mördern zu befreien.
    »Komm mit, du siehst so aus, als könntest du eine gute Mahlzeit vertragen«, meinte sie, verschob kurzentschlossen den Gang zum Weinhändler auf später und dirigierte Ludmillus zu ihrem Haus. »Das trifft sich wunderbar. Wir erwarten eine besonders vornehme Dame als Gast. Es wird sie vielleicht aufheitern, wenn du singst.«
    Dabei war sie sich dessen nicht sicher. Wenn Lukas’ Braut – er hatte ihr bis heute immer noch nicht einmal ihren Namen genannt – wirklich

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