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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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arbeitete sich zu Gero durch. Dies war ein Kampf auf Leben und Tod, auf engstem Raum ausgefochten. Wichtiger war jetzt, dass niemand von den Fremden fliehen konnte.
    Als der letzte Eindringling am Boden lag, atmete Christian schwer. Seine Blicke wanderten herum, er zählte. Einen von der Wachmannschaft, der während der Feier hiergeblieben war, hatten die Angreifer schon vorher überwältigt, einen weiteren hatte er im Kampf verloren. Ein noch junger Bursche presste stöhnend den Handballen auf eine klaffende Wunde am Oberschenkel, aber die anderen hielten sich auf den Beinen. Sie waren über und über mit Blut bespritzt, doch es war wohl zumeist das ihrer Gegner.
    Einer der Fremden lebte noch. Er lag am Boden und stöhntequalvoll, aus seiner Brust sickerte Blut, aus einer tiefen Wunde quer über seinen Leib quollen die Eingeweide.
    Christian trat zu ihm und setzte die Schwertspitze neben ihm auf den Boden. »Tu dir selbst einen Gefallen und sag, wer euch geschickt hat. Dann verschaffe ich dir einen schnellen Tod.«
    Der Schwerverwundete starrte ihn ungläubig an.
    »Sonst lasse ich dich hier liegen, damit du drei Tage voller Höllenqualen brauchst zum Verrecken«, drohte Christian, und es war keine leere Drohung. »Sind noch mehr von euch im Dorf?«
    »Nein«, flüsterte der Schwerverletzte. Er war bereit zu sprechen, aber vor Schmerz brachte er kaum eine Silbe heraus. »… heute nicht so gut bewacht …«, war alles, was Christian verstand, als er sich zu ihm hinabbeugte.
    Christian begriff sofort die Tragweite dieser Worte. Es war nicht der erste Überfall, aber bisher hatten es die Diebe immer auf die Transporte abgesehen, mit denen sie das Silber nach Meißen schafften. Noch nie war solch ein Raubzug erfolgreich gewesen, denn natürlich ließ er die wertvollen Ladungen schwer bewachen und war jedes Mal selbst dabei.
    Anscheinend hatten die Diebe nun ihre Taktik geändert und erfahren, dass heute im Dorf ein Fest stattfinden würde. Nur wussten sie nicht, dass Christian vorsichtshalber vor der Hochzeitsfeier alles Silber in Meißen abgeliefert hatte.
    »Wer aus dem Dorf hat euch das verraten?«
    Er bekam keine Antwort mehr. Blut rann dem Fremden aus dem Mundwinkel, dann brachen seine Augen.
    Christian sammelte seine Männer. Dem Verletzten hatte inzwischen jemand einen Leinenstreifen über die Wunde geknotet. »Schafft ihn zu meiner Frau«, rief er. »Ist noch jemand verwundet?«
    »Wie es aussieht, nicht ernsthaft«, rief Herwart zurück. Dann verdüsterte sich sein Gesicht. »Abgesehen davon, dass wir vier Mann verloren haben.« Wütend schlug er mit der Hand gegeneinen Balken. »Und hab ich es diesen Burschen nicht immer wieder eingebleut …!«
    Zwei Männer stützten den Verletzten, die anderen säuberten ihre Klingen. Gemeinsam gingen sie zurück ins Dorf.
    Christian war sich einigermaßen sicher, dass niemand von den Einbrechern hatte entkommen können. In den nächsten Tagen würden er und seine Leute die umliegenden Wälder durchstreifen müssen, ob sich dort ein Lager oder wenigstens ein Hinweis auf weitere Angreifer fand. Aber jetzt, im Dunkeln, hatte das keinen Sinn. Außerdem mussten die Verletzten versorgt werden. Und die Hochzeitsgäste ängstigten sich bestimmt immer noch, weil sie nicht wussten, was inzwischen geschehen war.
    Von der aufgeschreckten Festgesellschaft erklangen erschrockene Rufe, als sich die blutbespritzten Kämpfer näherten.
    Marthe lief schon herbei, schickte Johanna nach sauberem Leinen, ließ Wasser holen und machte sich daran, die Wunden zu untersuchen und zu verbinden.
    »Wenn alles gut verheilt, wirst du dein Bein behalten«, versuchte sie den jungen Mann zu trösten, der besonders schwer verletzt war. Nur durch Ausbrennen schaffte sie es, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Wir könnten wirklich einen Baderchirurgen im Dorf gebrauchen, dachte sie, als sie die Angst in den Augen ihres Patienten sah.
    Währenddessen gab Christian Befehl, die Gefallenen aus dem Wachhaus zu holen.
    Als die Toten aufgereiht nebeneinanderlagen, rief er Kuno und seinen Freund Bertram herbei und ging mit ihnen zu den Leichnamen der beiden jungen Wachen, die überrumpelt und getötet worden waren – ihre Freunde und Waffengefährten.
    »Seht genau hin«, sagte er streng. Diese bittere Lektion konnte er ihnen nicht ersparen, denn sie waren für seine Begriffe immer noch zu leichtsinnig. Für sie waren die bevorstehenden Kämpfenicht mehr als ein Abenteuer. »Das hättet auch ihr sein können.

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