Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
gar nicht mehr verkaufen. Neunzehn Millionen Dollar mochten eine Menge Geld sein – aber nachdem ihm nun Spurling Developments gehörte, war diese Summe nur noch ein Tropfen im riesigen Ozean der Billionen, die diese Firma wert war. Mit dem Buchhalter hatte er sich die Zahlen des Unternehmens angesehen, und sie waren wirklich atemberaubend.
Ja, er konnte sich gut vorstellen, hier als redliches Mitglied der kenianischen High Society zu leben. Er betrachtete den schön gestalteten Garten und stellte sich vor, wie er aussehen würde, wenn hier die wohlhabende Elite in ihrem sommerlichen Putz erschien. Dazu arabische Markisen, die unter der Sonne weiß strahlten, livrierte Diener, die Kanapees und Drinks auf Tabletts reichten, und vielleicht sogar ein Auftritt von U2 oder Coldplay.
Nachdem er nun sein Thronerbe angetreten hatte, wurde es Zeit, dass er sich wie ein König benahm – und das war schlecht möglich in einem schäbigen Apartment in der Innenstadt von Mombasa.
Natürlich würde er Änderungen am Wohnhaus vornehmen lassen. Die biederen Antikmöbel des alten Herrn würde er ausrangieren. Er würde die besten Innenarchitekten der Welt kommen lassen, um dem Haus eine dringend benötigte Generalüberholung verpassen zu lassen. Aber als Erstes würde er dafür sorgen, dass diese beschissenen Wüstenrosen rausgerissen wurden. Und dann würde er auf der ganzen Fläche einen stillen japanischen Garten anlegen lassen. Oder wie wäre es mit einem Garten zur Erinnerung an Clay Spurling? Das wäre wirklich zu komisch.
Seine Handgelenke taten noch immer weh, und sein persönlicher Arzt hatte ihm erklärt, dass er mindestens mit sechs schmerzhaften Wochen rechnen musste, während die Wunden verheilten. Die Aussicht war deprimierend und erinnerte ihn daran, dass all seine hochfliegenden Pläne vorerst sowieso auf Eis lagen, während sein neues Juristenteam das Chaos in Ordnung brachte, das Douglas Roarke und Cyril Craven hinterlassen hatten. Die unvermeidliche Gerichtsverhandlung, in der Craven alles über seine ruchlosen Taten bei Spurling Developments zu erzählen gedachte, würde dem Ansehen des Unternehmens erheblichen Schaden zufügen. Und die Mordanklage gegen Roarke würde die Sache nur noch schlimmer machen.
Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass Bobby Spurling unversehrt aus der ganzen Malaise hervorgehen würde. Er konnte mit keinem von Roarkes Ränken in Verbindung gebracht werden, darauf hatte der Sicherheitschef immer geachtet. Und was die Angelegenheit mit dem Mädchen aus Lukore anging – tja, leider waren inzwischen ja alle tot, die seine Beteiligung an diesem Verbrechen hätten bezeugen können.
Dazu gehörte auch Frank Walker. Der alte Gutmensch. Nach den letzten Nachrichten, die er über Frank gehört hatte, war der Mann keine zehn Kilometer von hier Krokodilfutter geworden. Zu dumm, dass man seine Leiche niemals finden würde. Bobby hätte ihm zu gern ein würdiges Geleit gegeben – in einem billigen Holzsarg hätte er ihn in die Sozialbausiedlung in Glasgow zurückgeschickt, wo er hergekommen war.
Bobby warf den Kopf in den Nacken, streckte die Arme und spürte die Wärme der Sonne im Gesicht. Als das Kokain ein Feuerwerk hinter seinem rechten Auge explodieren ließ, griff er mit der Hand zum Sarg, um sich abzustützen – doch sie landete auf der kalten, fettigen Haut im Gesicht seines Vaters. Das war einfach zu viel, und er fing wieder an zu lachen – und diesmal konnte er sich schier nicht wieder beruhigen.
Er lachte noch immer, als das Geschoss, eine .300 Winchester Magnum, das aus über einem Kilometer Entfernung abgefeuert worden war, ihn mit zweifacher Schallgeschwindigkeit in die Brust traf und ihm das Herz durch ein handtellergroßes Loch im Rücken hinausblies.
84
N ormalerweise ging es Harry enorm gegen den Strich, wenn er seine Flasche Pusser’s Rum mit jemandem teilen sollte. Doch als er jetzt im Büro der Britannia Fishing Trips Ltd. drei Gläser einschenkte, hatte er das Gefühl, dass der Anlass eine gewisse Großzügigkeit rechtfertigte.
»Ich kann nicht behaupten, dass Ihre Abreise mich traurig stimmt, Gentlemen«, sagte er.
FBI Special Agent Bryson und sein Kollege McCrickerd lachten und hoben die Gläser.
»Auf Sie, Harry«, prostete Bryson ihm zu. »Dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«
Sie kippten den brennend scharfen Alkohol hinunter und ließen sich gleich wieder nachschenken.
»Und wo ist unser Freund jetzt?«, wollte Harry wissen.
»Den
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