Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Leiche ist noch warm, und schon hast du sein Testament geändert.«
Craven traten die Augen aus den Höhlen. »Ich verbitte mir diese Unterstellung, William.«
Fearon lachte. »Ich war vor drei Tagen auf der Ranch und habe mit Clay Mittag gegessen. Er hat mir anvertraut, dass er mich zum Aufsichtsratsvorsitzenden und Frank Walker zum Geschäftsführer ernennen wollte.«
»Und Sie erwarten nun, dass wir Ihnen das abnehmen?«, rief Bobby, der vor Wut rot angelaufen war. »Sie glauben allen Ernstes, Frank Walker oder Sie wären ihm wichtiger gewesen als sein eigener Sohn?«
»Bei allem Respekt, Bobby«, erwiderte Fearon in sachlichem Ton, »er hat mir auch erzählt, dass er Ihnen nicht mal die Leitung eines Kinderkarussells übertragen würde. Ich glaube, er benutzte in dem Zusammenhang das Wort Risikofaktor.«
»Unterschreiben Sie das Scheißdokument, Sie fetter Bastard«, zischte Bobby, und der Speichel spritzte ihm von den Lippen.
Fearon stand auf und bürstete sich einen Fussel vom Revers. »Ich befürchte, das kann ich nicht.« Mit diesen Worten verließ er den Tisch und ging zielstrebig auf die Tür zu. Als er an Spurling vorbeikam, blieb er kurz stehen und sah ihm in die Augen. »Vorsicht, Bobby, du spielst jetzt mit den großen Jungs«, warnte er. Dann verließ er das Konferenzzimmer ohne ein weiteres Wort.
Als die Flügeltüren hinter ihm zufielen, richteten sich sämtliche Augenpaare wieder auf das Kopfende des Tisches, wo Bobby Spurling die Fäuste so krampfhaft ballte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Sonst noch jemand, der gerne den Raum verlassen möchte?«, erkundigte er sich.
Eine ganze Minute verstrich. Die vierzehn verbliebenen Aufsichtsratsmitglieder warfen sich nervöse Blicke zu. Doch keiner bewegte sich.
29
A m südlichen Ende der Ndia Kuu befindet sich eine Tür mit einem Vorhang aus getrocknetem Gras. Darüber ist ein Schild angenagelt, auf dem in fehlerhafter Orthographie das Wort APHOTEKE aufgemalt ist.
Als David Mwangi eintrat, war er dankbar, der Hitze zu entkommen und sich vom dünnen Luftstrom eines elektrischen Ventilators anpusten zu lassen, der hinter dem Tresen stand.
»Guten Tag, Sir!«, rief ihm ein fröhlicher Mann entgegen. Er sprang von seinem Stuhl auf und legte seine Zeitung beiseite. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein an diesem wunderschönen Tag? Haben Sie Magenschmerzen? Oder Fieber? Ich habe Medizin gegen jede Art von Krankheit.«
Er deutete stolz auf eine armselige Sammlung von Tränken gegen Verdauungsbeschwerden, Hustensaftfläschchen und Dosen mit Pülverchen gegen Sodbrennen, die auf einem Regal aufgereiht waren. Allerdings hätte Mwangi eine Kopfschmerztablette gebraucht. Nach achtundvierzig Stunden Ermittlungen im Fall der verschwundenen Nonne hätte er nicht mehr sagen können, wie viele Spuren sich schon als Irrwege erwiesen hatten, wie viele Zeugen sich als Lügner entpuppt und wie viele Türen sich nicht geöffnet hatten, als er dagegengehämmert hatte. Er hatte versucht, die Geschäftsleute zu befragen, die Gudrun in Mombasa am Tag ihres Verschwindens getroffen hatte – eingeschlossen die Besitzer des Shalimar-Casinos, der Foxy Dance-Now Disco Bar und des Hujambo-Massage-Centers – aber die meisten hatten irgendwelche Ausreden vorgebracht, warum sie gerade anderweitig zu tun hätten. Diejenigen, die mit ihm sprachen, hatten ihn nur verständnislos angesehen und mit den Schultern gezuckt. Ja, sie hatten sie gesehen. Nein, sie wussten nicht, wo sie jetzt war. Und wenn das alles wäre, Detective …
Nachdem er sich einen Tag lang in Mombasa die Füße wund gelaufen hatte, um Gudruns Wege nachzuvollziehen, hatte er nur eine unwiderlegbare Tatsache über die vermisste Nonne herausgefunden: Sie war bereit, auch bei Todsünden ein Auge zuzudrücken, wenn diese Geld für ihre Kirche spendeten.
»Heißen Sie Justice N’Pomba?«, erkundigte sich Mwangi.
Das Lächeln gefror dem Apotheker auf dem Gesicht. »Ja, Sir?«
Mwangi hielt ihm seine Dienstmarke hin. »Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie sich vor fünf Tagen mit Schwester Gudrun von der Redeemed Apostolic Gospel Church getroffen.«
Das Lächeln hielt sich immer noch. »Das ist richtig, Sir.«
»Was hatten Sie für Geschäfte zu besprechen?«
»Die Dame hat mich um Spenden für ihre Kirche gebeten, Sir.«
»Mr.N’Pomba, darf ich vorschlagen, dass Sie jetzt endlich mal aufhören zu lächeln?«, bat Mwangi. »Es ist nicht nur äußerst beunruhigend, ich fürchte auch, dass
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