Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Sie demnächst einen schmerzvollen Krampf erleiden.«
N’Pomba entsprach Mwangis Wunsch. Jetzt sah sein Gesicht misstrauisch und mürrisch aus.
»Haben Sie früher schon mal für die Kirche gespendet?«
Der Apotheker nickte, doch als er weitersprach, hörte Mwangi einen Hauch von Unmut aus seiner Stimme heraus. »Vor sechs Monaten habe ich zehntausend kenianische Shilling gespendet.«
Mwangi überschlug die Summe kurz im Kopf. Das entsprach einer Spende von ungefähr achtzig Pfund – nach britischen Maßstäben nicht die Welt, aber für einen Ladenbesitzer in Mombasa eine beträchtliche Summe.
»Das war aber sehr großzügig von Ihnen.«
»Meine Eltern wurden in Lari von den Mau-Mau ermordet. Ich bin in einem kirchlichen Waisenhaus groß geworden. Ich glaube einfach, dass ich den Missionaren einiges schuldig bin.«
Wie Mwangi aus der Geschichtsstunde wusste, war Lari 1953 Schauplatz eines brutalen Massakers gewesen. Die Rebellen, die um die Unabhängigkeit von den Briten kämpften, griffen ein Dorf loyalistischer Kikuyu an, steckten die Hütten in Brand und hackten die Menschen mit Äxten und Macheten in Stücke, bevor sie selbst vor dem Feuer flohen. Mehr als dreihundert Menschen kamen dabei ums Leben, darunter auch Frauen und Kinder. Vom Häuptling des Dorfes fand man am nächsten Tag nur noch die Füße.
Erst jetzt bemerkte Mwangi, dass die rechte Hand des Apothekers am Handgelenk säuberlich amputiert war. N’Pomba war ungefähr Mitte fünfzig, also war er wahrscheinlich noch ein kleines Kind gewesen, als die Mau-Mau sein Dorf überfielen. Bei dem Gedanken schauderte der junge Detective.
»Aber sechs Monate, nachdem Sie Schwester Gudrun das Geld gegeben hatten, kam sie wieder und bat um mehr, richtig?«
»Ja. Sie sagte, es sei für eine Schule in Flamingo Creek. Aber ich hab ihr gesagt, dass ich ihr nichts geben kann.«
»Was hat sie geantwortet?«
»Sie hat gesagt, dafür würde ich noch im Höllenfeuer braten«, erklärte N’Pomba bedrückt.
Mwangi war wenig überrascht. Sämtliche Geschäftsleute, die er heute befragt hatte, hatten ihm ähnliche Geschichten zu berichten gehabt: Am Tag ihres Verschwindens hatte Gudrun sie bedrängt, ihr Geld für ihre Kirche zu geben – und wenn sie ablehnten oder weniger boten, als sie sich vorgestellt hatte, hatte die Nonne sie mit Beschimpfungen und Drohungen mit ewiger Verdammnis überzogen.
»Sie ist ein Aas«, hatte ihm der Besitzer des Hujambo-Massage-Centers in der Digo Road eröffnet. Nachdem er ihr erst im Vormonat fünfzehntausend kenianische Shilling in die Hand gedrückt hatte, war er der Meinung, dass das mehr als genug sein sollte, sein Gewissen zu erleichtern. »Ich bin froh, dass sie verschwunden ist«, setzte er hinzu. »Ich hoffe, sie ist tot.«
Justice N’Pomba war etwas vorsichtiger mit seinen Äußerungen über Schwester Gudrun – und das aus gutem Grund. Er war der Letzte gewesen, der sie lebend gesehen hatte. Nachdem sie seinen Laden verlassen hatte, hatte sie eine Verabredung mit einem reichen Importeur im Dhau-Hafen gehabt, zu der sie aber nie erschienen war. Irgendwo zwischen der Ndia Kuu und dem Hafen, auf einer Strecke von nicht einmal fünfhundert Metern, war sie wie vom Erdboden verschwunden. Trotz Joumas Zynismus war Mwangi langsam geneigt, so etwas für möglich zu halten.
30
D urch vibrierende Kokainnebel nahm Bobby Spurling am Rande wahr, wie zwei afrikanische Nutten seinen Schoß vollsabberten wie zwei Labradors, die sich mit weichen Schnauzen an einem Knochen zu schaffen machen. Die beiden waren weiß Gott nicht die besten, die er je gehabt hatte, und ganz sicher konnten sie sich nicht mit den Mädchen messen, die in Johannesburg auf Abruf für ihn bereitstanden. Doch seit seiner Verbannung aus Mombasa waren achtzehn Monate vergangen. Hier musste er erst wieder für stetigen Nachschub sorgen. Vorerst würde er sich eben mit diesen beiden zufriedengeben müssen. Doch in Gedanken war er anderswo, und das lag nicht ausschließlich an den Drogen und den Nutten.
Warum hatte dieser fette Idiot William Fearon das Dokument nicht einfach unterschreiben können? Es ist schließlich nicht seine Firma. Nicht Fearons Vater hatte sie aus dem Nichts zu einer der größten Unternehmen in Afrika aufgebaut.
Er setzte sich auf und stieß die beiden Huren fast geistesabwesend von sich. Das war ja zwischendurch ganz nett gewesen, aber jetzt hatte er anderes zu tun. Sorgenvoll ging er in das Badezimmer, das zu seinem Büro als
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