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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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Kunststück wäre, von dieser unbarmherzigen menschlichen Flut geschluckt zu werden.
    Er ging ein paar Meter weiter, dann blieb er wieder stehen. Zu seiner Linken befand sich ein Durchgang zwischen zwei Gebäuden, gerade mal anderthalb Meter breit und in den Schatten verborgen. Er erstreckte sich ungefähr fünfzig Meter in die Tiefe, und durch die schmale Öffnung konnte Mwangi am Ende weitere Gebäude und Läden erkennen. Ihm wurde klar, dass man von hier wieder auf die Ndia Kuu Road blickte.
    Irgendjemand stand in der engen Gasse. Er konnte eine kleine, schmale Gestalt erkennen, die sich auf ihn zu bewegte – oder von ihm weg? Schwer zu sagen. Dann blieb sie stehen.
    Eine Stimme sagte: »Sind Sie das, Mwangi?«
    »Inspector?«
    »Ich nehme an, Sie haben nicht zufällig eine Taschenlampe dabei?«, erkundigte sich Jouma. »Dummerweise habe ich versäumt, eine einzustecken.«
    Mwangi betrat die Gasse und spürte sofort, wie ihn ein klaustrophobisches Gefühl überkam. Er war ein großer Mann und hatte bei jedem Schritt das Gefühl, dass sich die Wände auf ihn zu bewegten. Der stechende Gestank nach Urin und Kot von Mensch und Tier mischte sich mit dem Geruch von verfaulendem Essen und Fleisch. Als er bei Jouma angekommen war, brauchte er einen Moment, um die Fassung zurückzugewinnen und sein klopfendes Herz zu beruhigen.
    »Was machen Sie denn hier, Sir?«, fragte er. Er schaltete eine kleine Stabtaschenlampe ein und leuchtete dem Inspector damit ins Gesicht.
    »Meinen Job«, erwiderte Jouma verdrossen, als wäre er beleidigt, dass Mwangi irgendetwas anderes vermutete. »Nach den Angaben des Möbeltischlers auf der Ndia Kuu wurde Lol Quarrie in dieser Gasse zum letzten Mal lebend gesehen.«
    »Ich habe gehört, dass Sie vom Fall Quarrie abgezogen worden sind, Sir«, wandte Mwangi ein und bereute seine Kühnheit im nächsten Augenblick.
    Joumas zornfunkelnder Blick traf ihn wie Laserstrahlen. »Ich bin nicht vom Fall Quarrie abgezogen worden, Detective Constable Mwangi, und ich würde Ihnen ernstlich raten, nicht jeden Klatsch zu glauben, der Ihnen am Mama Ngina Drive zu Ohren kommt. Man hat mir lediglich eine koordinierende Rolle zugewiesen, das heißt, dass ich jetzt die Ermittlungen von Detective Inspector Oliver Mugo von der Polizei der Nyanza-Provinz beaufsichtige.«
    »Wer ist Detective Inspector Oliver Mugo?«
    »Ein Scharlatan«, erwiderte Jouma. »Außerdem, lieber Mwangi, ist er eine Kakerlake, die seltsamerweise jede Katastrophe überlebt, die sie auslöst.«
    Mwangi war froh, dass sein Vorgesetzter sein verdutztes Gesicht nicht sehen konnte. Er hatte Jouma noch niemals jemanden offen kritisieren hören – erst recht keinen Kollegen. Doch der giftige Ton verriet dem jungen Detective, dass die Feindseligkeiten zwischen den beiden Männern tief wurzelten, und er konnte es kaum erwarten, den Grund zu erfahren.
    Zu seiner großen Enttäuschung war Jouma jedoch nicht bereit, die Angelegenheit weiter auszuführen. »Nun – ich nehme an, Sie haben weitere Untersuchungen im Fall der verschwundenen Nonne angestellt, Mwangi?«
    Wie unangenehm, daran erinnert zu werden. »Ja, Sir. Ich bin gerade auf dem Weg zu dem Mann, mit dem sie ihren letzten Termin gehabt hätte. Der chinesische Reisimporteur am Government Square.«
    »Na, wenn Sie schon mal hier sind, können Sie mir auch behilflich sein«, meinte Jouma. Er wies auf einen Haufen undefinierbaren Abfall, der sich an einer Mauer auftürmte. »Leuchten Sie mit Ihrer Taschenlampe bitte mal hierher.«
    Die Taschenlampe hatte Mwangi einmal in einer Tankstelle in Nairobi geschenkt bekommen, und er hatte sich gedacht, dass sie ihm in seinem neuen Job als Detective gute Dienste leisten könnte. Doch sie war ungefähr so effektiv wie Spielzeughandschellen aus Plastik. Der Lichtstrahl war schwach und reichte gerade mal sechs Meter weit.
    Vorsichtig leuchtete Mwangi den Abfallhaufen an. »Wonach soll ich suchen, Sir?«
    »Keine Ahnung«, gab Jouma zurück.
    Der Strahl war auf einem Haufen leerer Fischkisten gelandet, die in ölige Lumpen gewickelt waren. Der Gestank war so widerlich, dass Mwangi sich ein Taschentuch vor die Nase halten musste. Er zuckte zusammen, als sich in der Dunkelheit etwas bewegte. Als Nächstes blieb der Lichtstrahl an einem Paar glänzender Rattenaugen hängen. Das Nagetier, das von der Schnauze bis zum Schwanzende gut dreißig Zentimeter lang sein mochte, starrte ihn ein paar Sekunden an, bevor es durch die dunkle Gasse davonhuschte. Jetzt

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