Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Geschäftsführer gehörte. Als er fertig gepinkelt und sich das Gesicht gewaschen hatte, waren die Frauen weg.
»Sagen Sie Cyril Craven, dass ich ihn sprechen will«, befahl er seiner Sekretärin.
Dann ging er zu dem riesigen Plasmabildschirm mit der Landkarte von Kenia. Jedes Bauprojekt von Spurling Developments war mit roten Blinklichtern markiert. Sie erstreckten sich zu Hunderten vom Turkana-See im Norden, über tausend Kilometer weiter bis in den Süden nahe der Grenze zu Tansania. Es waren so viele, dass ganz Kenia wie ein riesiges, pulsierendes Herz aussah.
All das war jetzt rechtmäßig seins – und doch schien es Bobby, als würden ihn die Lichter auslachen.
»Sie wollten mich sprechen, Bobby?«
Craven stand auf der Schwelle. Verächtlich betrachtete Bobby den gebeugten Anwalt.
»Was machen wir mit Fearon?«, fragte er und bedeutete dem alten Mann, auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Wir müssen Geduld haben, Bobby«, meinte der Alte. »Wir müssen mit ihm verhandeln.«
»Niemals! Das war die Firma meines Vaters, und jetzt gehört sie mir.«
»Bieten Sie ihm eine Summe, damit er das Unternehmen verlässt. Er wird auch nicht jünger, er wird das Geld nehmen.«
»Wie viel?«
»Drei Millionen Dollar sollten reichen.«
»Drei Millionen? Das soll wohl ein Witz sein?«
»Glauben Sie mir, Bobby, drei Millionen sind nichts gegen die Kosten, die uns entstehen würden, wenn wir das Ganze vor Gericht klären.«
Bobby überlegte kurz. »Sind Sie sicher, dass er es nehmen würde?«
»Ich würde mein Haus drauf verwetten.«
»Sie werden mehr als Ihr Haus verlieren, wenn die Sache schiefgeht«, warnte Bobby.
»Es wird aber nicht schiefgehen, Bobby«, erwiderte Craven besänftigend. »Sie müssen sich nur gedulden.«
»Geduld gehört nicht zu meinen Stärken«, bemerkte Bobby.
Craven spürte, wie ihm zwischen den Augenbrauen der kalte Schweiß ausbrach. Das geänderte Testament setzte ihm nicht so sehr zu – er hatte im Laufe der Jahre weiß Gott genügend Dokumente für Clay Spurling manipuliert. Das gehörte eben dazu, wenn man seine Seele an den Teufel verkauft hatte. Der Anwalt machte sich vielmehr Sorgen, weil Bobby – im Gegensatz zu seinem Vater – völlig unberechenbar war und das ganze Kartenhaus mit seiner Unbedachtheit jederzeit zum Einsturz bringen konnte.
»Und was machen wir mit Frank Walker?«, erkundigte sich Craven, der das Gespräch von dem dicken Geschäftsführer weglenken wollte.
»Wegen Frank Walker machen Sie sich mal keine Sorgen«, meinte Bobby. »Ich habe nicht vor, die Grabrede bei der Beerdigung meines Vaters in dem Wissen zu halten, dass sich ein dahergelaufener Lkw-Fahrer aus einem Glasgower Arbeiterviertel die Firma, die meine Familie aus dem Nichts aufgebaut hat, unter den Nagel gerissen hat.«
Diese Geschichte gefiel Craven genauso wenig, aber er hielt den Mund. Kurzfristig war Frank Walker nicht wirklich ein Problem, und solange er Bobby beschäftigt hielt, konnte der Anwalt umso ruhiger schlafen.
Nachdem Bobby den alten Mann fortgeschickt hatte, drehte er sich in seinem Lederstuhl mit der hohen Lehne herum, so dass er durch die Spiegelglasscheibe auf Mombasa Island hinunterblicken konnte. Langsam ließ er seine Hand einen Bogen vom einen Ende des Horizonts zum anderen beschreiben, als würde er alle Gebäude dem Erdboden gleichmachen und das unregelmäßig gezackte Panorama zu flachem Ödland einebnen, über das nur er zu verfügen hatte.
31
N achdem Mwangi den Apotheker verlassen hatte, schritt er über die Ndia Kuu Road und erreichte nach ein paar Schritten einen hellen, von Bäumen gesäumten Platz, der auf einer Seite von den massiven Befestigungsmauern von Fort Jesus dominiert wurde. Er überquerte den Platz und bog in die abzweigende Mbaraki Road, die zum Government Square und weiter zum Dhau-Hafen führte.
Diese Strecke muss sie auf dem Weg zu ihrem letzten Termin gewählt haben, dachte er. Es war ein unschönes Gefühl, so auf ihren Spuren zu wandeln.
In dieser Straße reihte sich ein Laden an den anderen, dazwischen standen große alte Gebäude im Kolonialstil, in denen Wohnungen untergebracht waren. Hier mussten Tausende von Menschen wohnen und arbeiten, und dazu kamen noch viel mehr Touristen – doch keiner hatte Schwester Gudrun gesehen. Oder vielleicht doch, aber keiner hatte sich gemeldet. Mwangi blieb am Anfang der Straße stehen, starrte auf die wogende Menschenmenge und kam zu dem Schluss, dass es kein
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