Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
seinen diversen Aufträgen rund um den Globus gekauft hatte. Man musste seine Andenken pflegen, denn bevor man es merkte, war man plötzlich alt und senil, und dann blieben einem nur noch die Erinnerungen.
Und der Geist hatte nicht die Absicht, seine alten Tage in der Gesellschaft der Gesichter all dieser Toten zu verbringen.
Vierter Tag
28
D as Konferenzzimmer im Hauptgebäude von Spurling Developments lag im zwanzigsten Stockwerk, hoch über den Dächern von Mombasa. In dem riesigen Raum mit den hohen Wänden stand ein acht Meter langer Tisch aus poliertem Rosenholz, an dem jetzt die fünfzehn Mitglieder des Aufsichtsrats saßen und vor Wut schäumten.
Am Kopf des Tisches thronte Bobby Spurling. Er trug einen Dreitausend-Dollar-Anzug von Brooks Brothers, den er sich in Johannesburg für genau diesen Anlass hatte anfertigen lassen. Er hatte sich so lange auf diesen Moment gefreut, dass es ihm vorkam wie ein Traum, als er nun endlich eintraf.
Verächtlich musterte er die entgeisterten Gesichter der anderen. »So sieht es also aus, Gentlemen«, schloss er. »Entsprechend den Wünschen meines Vaters übernehme ich mit sofortiger Wirkung Aufsichtsratsvorsitz und Geschäftsführung von Spurling Developments. Im Laufe der nächsten Wochen werde ich die Managementstrukturen genauestens unter die Lupe nehmen, aber vorerst möchte ich Ihnen für die Loyalität danken, die Sie meinem Vater und der Firma entgegengebracht haben. Ich habe mir erlaubt, ein offizielles Dokument aufzusetzen, in dem meine Ernennung bestätigt wird. Sie haben es vor sich liegen – ich möchte Sie bitten, an der gekennzeichneten Stelle zu unterschreiben. Ja bitte, Mr.Fearon? Sie möchten etwas sagen?«
O ja, Mr.Fearon, ich bin sicher, Sie haben etwas zu sagen. Deswegen hält hier auch jeder am Tisch den Atem an und wirft Ihnen flehentliche Blicke zu. Wie wird der amtierende Geschäftsführer reagieren, wenn ihm sein Job gestohlen wird und seine Beförderung zum Aufsichtsratsvorsitzenden plötzlich außer Reichweite ist?
William Fearon war ein dicker Mann mit einem kleinen, teigigen Schweinsgesicht. »Darf ich zunächst noch einmal betonen, wie tief mich der Tod Ihres Vaters getroffen hat«, begann er mit fester Stimme. »Er war ein großer Mann.«
O ja, er war ein großer Mann, ganz recht. Aber jetzt kommen Sie schon zur Sache, Mr.Fearon. Sagen Sie, was Sie sagen wollen.
»Aber während ich natürlich Mr.Spurlings letzten Willen respektiere, fühle ich mich doch unwohl mit der Art, in der er vollstreckt wurde.«
»Tatsächlich, Mr.Fearon? Inwiefern?«
Na los, raus damit, du fette Sau. Spuck’s schon aus.
»Um es ganz direkt auszudrücken, Bobby, wir haben nur Ihr Wort.«
Bobby blieb ganz ruhig. »Wessen Wort hätten Sie denn sonst gern gehabt, Mr.Fearon?«
Fearon hob zweifelnd die Hände. »Was soll das denn für ein Dokument sein, das wir hier unterschreiben sollen? Es sieht mir eigentlich nicht wirklich rechtsgültig aus.«
»Aber ich bin der Sohn von Clay Spurling, und ich erfülle nur seine Wünsche«, widersprach Bobby. »Mir ist nicht ganz klar, was für eine rechtliche Grundlage Sie sich erwartet hätten.«
»Bei allem Respekt, Bobby, ich befürchte, dass unser Aufsichtsrat – jeder Aufsichtsrat – wesentlich mehr verlangen würde als eine unbezeugte mündliche Abmachung, bevor er die gesamte Kontrolle der Firma an Sie oder sonst jemanden überträgt.«
»Sie weigern sich also, das Dokument zu unterzeichnen?«
»Unter diesen Umständen befürchte ich, dass mir keine andere Wahl bleibt. Und ich möchte meinen Kollegen im Aufsichtsrat raten, dasselbe zu tun.«
Oh, du selbstgerechter Wichser.
Bobby seufzte und wandte sich an den dünnen, weißhaarigen Mann, der direkt neben ihm saß, Cyril Craven, der Firmenjurist. »Mr.Craven, würden Sie bitte Mr.Fearons Bedenken zerstreuen?«
»Natürlich«, meinte Craven munter. Er schlug einen ledernen Ordner auf und entnahm ihm einen kleinen Stapel Dokumente, die er an die Aufsichtsratsmitglieder verteilte. »Dies sind Kopien von Clay Spurlings Letztem Willen und Testament. Sie werden sehen, dass ich die relevanten Klauseln, die Spurling Developments betreffen, markiert habe, insbesondere die Ernennung seines Sohnes zum Aufsichtsratsvorsitzenden und Geschäftsführer.«
Bobby sah William Fearons Schweinsäuglein hin und her huschen, während er das Dokument verdaute. Als er fertig war, knüllte er es zusammen und warf es auf den Tisch.
»Glückwunsch, Cyril«, sagte er. »Clays
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