Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Identität dieser Kreatur klären.«
»Der junge Spurling hat die Person also nicht erkannt?«
»Er befindet sich noch immer in schwerem Schockzustand.«
Sie sah ihn an, und in ihrem Gesicht war eine gewisse Sorge zu lesen. »Und Sie, Daniel?«
Es waren schon ein paar Stunden vergangen, seit er in dem Tunnel über Bobby Spurling gestolpert war, und Jouma steckte immer noch in seinem verdreckten Overall. Er hatte keine Zeit gehabt, sich umzuziehen, nicht einmal Zeit, über die Geschehnisse nachzudenken – was andererseits auch ganz gut war, denn so hatte er sich nicht mit dem beschäftigen können, worauf er in der unterirdischen Folterkammer gestoßen war.
Der Anblick des nackten, blutüberströmten Bobby Spurling im flackernden Licht der Kerosinlampe, der in einem grässlichen Winkel von einem Haken in der Tunneldecke hing, wollte sich ihm ins Gehirn brennen. Doch Jouma wusste, das durfte er nicht zulassen, weil er sonst wahnsinnig werden würde.
Dort unten in der Finsternis hatte er sich auf die rein praktischen Gesichtspunkte konzentriert. Die Kreatur, die Spurling diese Qualen angetan hatte – und ebenso der schrecklichen, verrottenden Leiche, die nur wenige Meter weiter im Tunnel hing –, war ins Dunkel verschwunden, wobei sie sich in der Enge flink wie ein Nagetier bewegte. Sie würde nicht zurückkommen, da war Jouma sicher. Nicht, nachdem ihre schmutzige Mördergrube enttarnt worden war.
Doch dann hatte er immer noch das Problem, wie er Bobby Spurling durch die Abwasserkanäle in Sicherheit bringen sollte.
Bei der leichtesten Berührung begann der junge Mann panisch zu schreien, und Jouma wurde klar, warum die Kreatur ihre Opfer lieber zuerst betäubte. Er brauchte ein paar Minuten, um den Jungen zu überzeugen, dass ihm jetzt nichts mehr geschehen würde, und noch einmal wesentlich länger, um ihm klarzumachen, dass sie nur hier rauskommen konnten, indem sie durch das Rohr krochen, über das Jouma hereingekommen war. Irgendwie gelang es dem Inspector zu guter Letzt, den Jungen Zentimeter für Zentimeter in Sicherheit zu bringen. Bobby wimmerte, weil die Haut an seinen Handgelenken schmerzhaft aufgeschürft war und ihm rauher Stein und Metall die Haut zusätzlich aufrieben. Als sie schließlich den Gullydeckel erreichten, schien es dem Inspector, als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen. Ein entsetzter Constable Nambu hievte die beiden Männer aus dem Loch, und Jouma hatte das Gefühl, als hätte er noch nie so etwas Köstliches eingeatmet wie die stinkende Luft in der Gasse.
Danach durfte Jouma zusehen, wie eine hastig zusammengestellte Eingreiftruppe begann, bewaffnet mit Plänen der Kanalisation und archäologischen Diagrammen des Tunnelsystems unter dem Fort, die Kanäle systematisch nach dem abzusuchen, was auch immer dort unten leben mochte. Sie entdeckten schließlich das Lager der Kreatur und konnten die letzten verzweifelten Schritte von Lol Quarrie nachvollziehen. Und zu guter Letzt brachten sie nun auch Schwester Gudruns verwüstete Leiche an die Oberfläche.
»Ich schätze, damit ist Abdelbassir Hossain entlastet«, meinte Jouma.
Elizabeth Simbas Schultern sackten etwas herab, als hätte sie diese Feststellung ebenso erwartet wie befürchtet.
»Absolut«, bestätigte sie ruhig.
»Und Mugo?«
Sie starrte in die schreckliche Grube, wo die dürftigen Habseligkeiten des Geschöpfs lagen wie die Ausstellungsstücke im Museum des Forts. »Mugo ist mein Problem, Daniel«, sagte sie. »Die Kreatur ist Ihres.«
60
W eniger als einen Kilometer entfernt saß Bobby Spurling mit beiderseitig bandagierten Handgelenken in einem privaten Krankenhausbett.
»Wozu hat dieses Unternehmen eine Sicherheitsabteilung, Mr.Roarke, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, den Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma zu schützen?«, fragte er in einer Stimmlage, die kurz davor war, ins Hysterische zu kippen.
Obwohl Douglas Roarke diese Frage erwartet hatte, stand er mit gestrafften Schultern am Fuß von Bobbys Bett, starrte auf das Krankenblatt, das dort befestigt war und wusste keine Antwort.
»Sie werden selbstverständlich gleich morgen früh meine Kündigung auf dem Schreibtisch haben, Mr.Spurling.«
»Kündigung? Ich will keine Kündigung, verdammt noch mal! Kapieren Sie denn nicht? Dieses Scheiß ding läuft immer noch irgendwo da draußen rum. Mein Leben ist in Gefahr. Es wollte mir die Eier abschneiden, um sie den Ratten zum Fraß vorzuwerfen! «
»Vor Ihrer Tür steht eine Wache, und ich habe
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