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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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aufgeklärt hätte. Und er hätte auch nicht gewusst, wie man sie an die Oberfläche locken konnte.
    »Sie müssen sich das vorstellen wie Angeln«, hatte Jouma gesagt und eine Hundert-Shilling-Note in den Rinnstein an der Ecke Nkrumah Road, Ndia Kuu-Road fallen lassen, nur wenige hundert Meter entfernt von Fort Jesus. »Befestigen Sie einen appetitlichen Köder am Haken, dann werden Sie schon recht bald etwas fangen.«
    Mwangi hatte seinen Chef gemustert. In Anbetracht des unsäglichen Martyriums, das Jouma heute hatte durchmachen müssen, hatte er erstaunlich fröhlich gewirkt. Fast schon quietschfidel. Aber vielleicht war das die einzige Art, wie man mit solchen schrecklichen Ereignissen umgehen konnte. Damit und mit der Polizeiarbeit allgemein. Und Jouma hatte ihn sehr rasch daran erinnert, dass man die Leiche der unglücklichen Schwester Gudrun nun zwar gefunden hatte, das Rätsel ihres Verschwindens aber lange noch nicht geklärt war.
    Gerade kniete der Inspector nieder und sicherte einen weiteren Hundert-Shilling-Schein mit einem Stein neben dem Gullyrand, so dass ein Teil der Banknote einladend über dem Loch schwebte.
    »Und jetzt warten wir einfach ab«, schlug er vor.
    Lange mussten sie nicht warten. Kaum eine Minute war vergangen, als sich von unten eine dünne Hand durch das Gitter schob. Als sich die Finger um den Schein schlossen, stieg Jouma auf die Hand und klemmte sie fest. Das Schmerzensgeheul schien aus den Eingeweiden der Erde aufzusteigen.
    »Ziehen Sie ihn raus, Mwangi«, befahl Jouma.
    Mwangi war sich bewusst, dass bereits Passanten stehen blieben, um dem Schauspiel zuzusehen, und griff mit beiden Händen rasch in den Gully. Er bekam einen Arm zu fassen und begann zu ziehen.
    »Vorsicht. Die können beißen.«
    Jouma zog seinen Schuh beiseite, und dann zerrten sie zu zweit ihre zappelnde Beute aus dem Gully auf die Straße. Es war ein kleiner Junge, kaum älter als sechs Jahre und dünn wie ein Bleistift. Er trug ein T-Shirt und eine alte, abgetragene Jeans, die ihm zwei Größen zu weit war.
    »Wie heißt du?«, fragte Jouma.
    »Leck mich.«
    »So, ich frage dich jetzt noch einmal. Und wenn du weiter mit unanständigen Wörtern um dich schmeißt, schicke ich dich geradewegs in die Jugendstrafanstalt in Likoni.«
    »Das können Sie nicht. Ich hab nichts Böses getan.«
    »Ich bin Detective Inspector Daniel Jouma von der Kriminalpolizei Mombasa. Ich kann machen, was ich will. Also – wie heißt du?«
    Der Junge murmelte etwas.
    »Lauter, mein Junge. Ich hab dich nicht verstanden.«
    »Geoffrey.«
    »Geoffrey und wie weiter?«
    »Geoffrey Kono.«
    »Und für wen arbeitest du?«
    »Leck mich.«
    »Gut. Mwangi, bitte bringen Sie den Jungen unverzüglich in die Besserungsanstalt in Likoni.«
    »Mr.Tumbai«, seufzte der Junge.
    Jouma zwinkerte Mwangi zu. »Sie arbeiten alle für Mr.Tumbai«, erklärte er. »Mr.Tumbai gehört wahrscheinlich zu den größten Arbeitgebern von Mombasa.« Er wandte sich wieder dem Jungen zu. »Also, Geoffrey Kono, richte Mr.Tumbai Folgendes aus: Ich will mich mit ihm in einer Stunde im Polizeipräsidium treffen. Und sag ihm, wenn er nicht kommt, werde ich höchstpersönlich in die Kanalisation steigen, um ihn zu suchen. Sag ihm, dass die Polizei von Mombasa sich sehr freuen würde, einen empfindlichen Schlag gegen die Laden- und Taschendiebstähle in der Altstadt zu führen. Aus den Augen heißt noch lange nicht aus dem Sinn. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Ja was?«
    »Ja, Sir.«
    Jouma ließ den Jungen los, der eilig wieder in den Gully kroch.
    Mwangi war bestürzt. »Der Junge wohnt dort unten?«
    »Mwangi«, sagte Jouma, »Sie machen sich keine Vorstellung, wie manche Leute in dieser Stadt leben.«

62
    E ine Stunde später saß Early Tumbai, der Rattenkönig der Kanalisation von Mombasa, im Vernehmungszimmer und betrachtete Jouma mit einem Ausdruck völliger Gleichgültigkeit. Laut seiner umfangreichen polizeilichen Akte war er fünfundvierzig Jahre alt, sah jedoch zwanzig Jahre älter aus. Sein Schädel war kahl rasiert, seine Haut unrein. Zu seiner Militäruniform trug er eine teure Sonnenbrille – zweifellos in seinem Auftrag gestohlen –, um seine empfindlichen Augen vor der einsamen Neonröhre an der Decke zu schützen. Er stank nach feuchter Erde und Fäulnis.
    »Sie sehen gut aus, Mr.Tumbai«, begann Jouma.
    Early lächelte. Er hatte zwei Zähne, und auch die standen bereits kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch. »Sagen Sie doch einfach, was Sie von mir

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