Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
alles fressen. Und wenn sie erst mal auf den Geschmack gekommen sind, suchen sie nach mehr .«
»Bitte«, wimmerte Bobby, und dann hörte man ein Platschen, als ihm sein Schließmuskel den Dienst versagte.
Plötzlich kam eine Stimme aus der Dunkelheit. »Polizei! Keine Bewegung!«
Da verlor Bobby Spurling das Bewusstsein.
58
A ls Jake nach Makupa fuhr, fühlte er sich wie Judas, der mit den römischen Häschern den Ölberg betritt. Daher war er erleichtert, dass weder der Inspector noch seine Frau zu Hause waren, als er an ihre Wohnungstür klopfte. Nach allem, was sie getan hatten, wollte er nicht, dass sie mitansahen, wie er Alex Hopper nun doch verriet.
»Hey, Mann«, begrüßte ihn der kleine Hippiejunge, als er ihm die Tür öffnete. Er sah ganz anders aus als das jämmerliche Exemplar, das Jake gestern auf der Yellowfin entdeckt hatte. Schlaf, Wasser und Seife sowie Winifred Joumas Hausmannskost hatten ihm wieder etwas Farbe auf die Wangen gezaubert, und seine Schultern hingen nicht mehr so verzweifelt herab.
Doch Jakes Worte reichten, um ihn innerhalb einer Sekunde wieder vollkommen zu zerschmettern.
»Ich muss dich der Polizei ausliefern, Alex.«
Dicke, ungläubige Tränen der Angst schossen dem Jungen in die Augen, und er trat einen Schritt zurück, wie ein jemand, dem man gerade erklärt hat, dass er zum Zahnarzt muss, um sich die Weisheitszähne entfernen zu lassen.
»Es ist nur zu deinem Besten, mein Junge«, versicherte Jake und versuchte ihm zu erklären, warum er seine Meinung geändert hatte. »Ich kann dich nicht einfach so bei Inspector Jouma abladen. Ich hab diese Sache zu meinem Problem gemacht, also muss ich sie auch alleine regeln.«
Doch Alex wollte nichts davon wissen. Auf die Tränen folgten bittere Vorwürfe. Jake hatte damit gerechnet, dass der Junge sich erst einmal Luft machen musste – aber als die Tiraden über ihn niedergingen, merkte er, dass er die ganze Geschichte herzlich satt hatte. Er hatte für diesen Jungen mehr als genug getan. Harry hatte recht. Das war alles wirklich nicht sein Problem.
Als sein Handrücken unsanft auf Alex’ Mund landete, verstummte der Hippie augenblicklich.
»Such deine Scheißsachen zusammen«, kommandierte Jake. »Wir fahren.«
Wie verabredet, wartete Evie Simenon vor dem Polizeipräsidium, als sie dreißig Minuten später eintrafen. Sie hatte ihren Hals riskiert, als sie auf der 125er-Suzuki der Hippie-Truppe aus Jalawi hierher gefahren war. Jetzt lief sie auf Alex zu und schloss ihn in die Arme. Jake erwartete neuerliche Tränen, aber der Junge war mittlerweile über das selbstmitleidige Stadium hinaus. Er wirkte einfach nur noch verstört.
»Wollen Sie ihn der Polizei übergeben oder soll ich?«, erkundigte sich Jake.
»Das übernehme ich«, erklärte sie.
Jake steckte sich eine Zigarette an und wartete auf der Treppe. Als Evie wenig später mit bleichem Gesicht wieder herauskam, trat er die Kippe aus.
»Alles in Ordnung?«
Sie sah ihn an. »Warum tun die uns so was an, Jake?«
»Weil Sie ihnen im Weg sind. Und weil sie mächtiger sind als Sie.«
Sie nickte, als hätte er ihr endlich etwas bestätigt, was sie immer gewusst, sich aber nie eingestanden hatte. Dann blieb sie abrupt stehen und brüllte eine hitzige Obszönität in den klaren blauen Himmel. Als sie ihn wieder ansah, standen ihr die Tränen in den Augen. Sie sieht aus, als wäre sie endgültig am Ende, dachte Jake.
»Fahren Sie zurück?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss ein paar Leute treffen«, erwiderte sie leise. »Aktivisten aus Nairobi. Sie haben gesagt, sie kennen ein paar Leute, die vielleicht …«
»Um Gottes willen, Evie!«, rief Jake.
»Wieso, was meinen Sie denn, was ich tun sollte?«, fuhr sie ihn mit funkelnden Augen an. »Aufgeben? Ich bin nicht wie Sie, Jake. Ich kann nicht einfach in meine Existenz als Skipper zurückgehen. Das hier ist meine Existenz.«
Nach einer Weile seufzte er. »Ich werde dafür sorgen, dass Alex anständig behandelt wird«, versprach er. »Und er hat mir eine Nummer gegeben, unter der ich seine Eltern erreichen kann.«
»Danke«, sagte Evie.
Und dann war sie auch schon weg.
59
F ünfhundert Jahre lang hatten die portugiesischen Soldaten, die Araber aus Oman und später die Gefangenen des britischen Empire, die Fort Jesus bewohnten, nur eines gemeinsam – und zwar das mangelhafte Abwassersystem, welches ihre Scheiße aus den Abtritt-Erkern im Westflügel durch eine Reihe miteinander verbundener
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