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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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»Ich hab’s gefunden, ist meins!«
    Nervös blickte Funk sich um. »Komm, gib das her. Ich will doch nur prüfen, ob das wertvoll ist«, log er. »Könnte ja auch ein Schatz oder so sein.«
    Die Augen des Jungen weiteten sich. »Ein echter Schatz?«
    »Womöglich«, raunte Funk geheimnisvoll. »Aber gut, wenn du’s mir nicht geben willst, wirst du’s nie erfahren.«
    Der Junge grübelte und streckte dem Erzieher schließlich etwas Rostiges entgegen. Es war eine Rasierklinge.
    Funks Gesichtszüge verdunkelten sich. »Ach du Scheiße!«, stieß er leise aus und sah sich ein weiteres Mal um, als er dem Kleinen vorsichtig die Klinge abnahm und in der Bauchtasche seines Kapuzenpullis verschwinden ließ. »Zeig mal her, hast dudich geschnitten?«, fragte er und nahm die Hand des Jungen in Augenschein.
    Der Kleine schüttelte den Kopf und blickte Funk erwartungsvoll an. »Und? Ist’s wertvoll?«
    »Das muss ich erst überprüfen.«
    »Ist aber meins!«, stellte der Junge entschieden klar.
    »Ja, ja«, sagte Funk schnell und flüsterte: »Hör mal, wer so etwas findet, hat einen Wunsch frei.«
    Der Junge sah ihn mit offenem Mund an. »Ganz ehrlich?«
    »Großes Indianerehrenwort«, schwor Funk. »Dafür darfst du aber keinem was davon erzählen. Niemandem, hörst du?«
    Der Junge hielt seinem Teddy die Ohren zu und hauchte ganz leise: »Nicht mal Micky?«
    Funk schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Kumpel, nicht mal Micky. Niemand darf wissen, was du gefunden hast, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.«
    Der nachdenkliche Gesichtsausdruck des Jungens wich einem stolzen Lächeln. »Abgemacht«, flüsterte er und reichte dem Erzieher wie zur Besiegelung seine kleine Hand.
    Mit einem leisen Seufzer der Erleichterung wandte Funk sich um. Pohl. Die Mütter. Die Schneider. Der Beamte in Zivil. Niemand hatte etwas bemerkt.
    ***
    (Nocham selben Vormittag)
    Eine viel zu kurze Nacht lag hinter ihr, als Fiona das Schlafzimmerfenster öffnete und mit leerem Blick in den Himmel starrte, der heute hellgrau statt strahlend blau war.
    Adrians Bettseite war bereits leer und kalt. Wenn Fiona sich recht erinnerte, wollte er heute schon früher in den Laden, um die Weinbestände zu überprüfen, bevor er am Sonntag zum Weinkauf nach Bordeaux fahren würde. Zumindest hat er das erzählt .
    Gähnend stand Fiona auf und kippte das Fenster. Ein frischer Windhauch strömte ins Zimmer, als sie die Kissen aufschüttelte und plötzlich ihren Schlüsselbund auf Adrians Nachttisch erspähte. Verwirrt hielt Fiona inne. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, ihn gestern Abend dort hingelegt zu haben.
    Und Adrian? Doch was sollte er damit gewollt haben?
    Mit einem Mal beschlich Fiona ein seltsames Frösteln. Dann kam ihr der Schlüssel in den Sinn, den sie neulich unter dem Kachelofen entdeckt hatte. Barfuß lief Fiona ins Wohnzimmer, geradewegs auf den Kachelofen zu. Und ohne sich vollkommen im Klaren darüber zu sein, warum sie dies eigentlich tat, kniete sie auf allen vieren auf dem Holzboden und tastete mit der flachen Hand unter denOfen. Die Flasche Johnny Walker rollte nach vorn. Sie war noch fast halb voll. Fiona betrachtete den Whisky einige Sekunden länger, als ihr lieb war, schob die Flasche aber schließlich wieder zurück. Dann, weiter hinten, ertastete sie den Schlüssel. Sie pustete den Staub weg und fuhr nachdenklich mit dem Daumen über die Prägung. Einem unbestimmten Gefühl folgend, lief sie kurz entschlossen in Adrians Arbeitszimmer und versuchte es bei dem Wurzelholzsekretär, der gleich neben dem DVD -Regal stand. Vergeblich, der Schlüssel passte nicht. Auch bei den hohen Wandschränken, in denen Adrian seine Akten aufbewahrte, hatte Fiona kein Glück. Sie probierte jede Tür, jeden Koffer und jedes sonstige abschließbare Fach in der Wohnung aus. Ohne Erfolg. Und noch als sie Stunden später vor ihrem Manuskript am Schreibtisch saß, ließ ihr der Gedanke daran, was es mit diesem Schlüssel auf sich haben könnte, keine Ruhe. Sie telefonierte schließlich sämtliche Schlüsseldienste in der Umgebung ab, doch niemand konnte mit dem Fabrikat etwas anfangen. Dann fiel Fiona ein kleiner Schlüsseldienst in Neukölln ein. Der Laden war ihr nie ganz legal vorgekommen, und eben das war es, wonach sie jetzt suchte. Wenn überhaupt jemand herausfinden konnte, zu welchem Schloss der Schlüssel passte, dann in diesem Laden. Keine fünf Minuten später verließ sie die Wohnung.
    Alssie eine halbe Stunde später

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