Die Spur der Kinder
dieÜberdosis gespritzt worden war«, gab Behrendt zurück.
Adrians Gesicht war inzwischen kreidebleich.
Weiter auf Adrian zielend, sagte Behrendt: »Theresa Parloff hat Sie erpresst, stimmt’s?«
Adrians Hände zitterten. »Nein. Nein. Neeein! Ich lass mir das alles nicht kaputtmachen!«
»Was lassen Sie sich nicht kaputtmachen?«, schaltete sich Piet Karstens ein, den Lauf seiner Waffe ebenfalls auf Adrian richtend. »Wenn die Affäre aufgeflogen wäre, dann wäre Ihr Plan, in eine reiche Familie einzuheiraten, wohl endgültig passé. Und das wollten Sie sich um nichts in der Welt entgehen lassen, nicht wahr? Und aus Angst, Ihre Schickimicki-Existenz zu verlieren, haben Sie Theresa Parloff für ihr Schweigen bezahlt, nicht wahr? Musste sie deshalb sterben, Herr Riedel?«
Adrian schwieg. Seine Stirn war klatschnass.
Karstens machte weiter. »Oder gab es da vielleicht noch etwas anderes, über das Theresa Parloff für immer schweigen sollte? Etwas, das mit dem Verschwinden Ihrer Tochter zu tun hat?«
»Ich fass es nicht! Sie werfen mich mit diesem skrupellosen Serientäter in einen Topf?«
»Herr Riedel, was haben Sie mit der Sache zu tun?«, fragte Karstens beharrlich weiter.
»Gar nichts!«
»Adrian, bitte«, ging Fiona dazwischen. Sie wusste, die Situation konnte jeden Moment eskalieren.»Was hat das alles mit Sophies Entführung zu tun?«
»Halt den Mund!«, fauchte er und richtete den Lauf der Pistole plötzlich auf Fiona. »Dir und deiner ganzen besseren Gesellschaft war ich doch sowieso nie gut genug!«
Fiona blieb der Mund offen stehen. »Aber was redest du denn da?«
»Ich wollte immer dazugehören«, gestand er und schaute abwesend durch sie hindurch. Da war wieder dieses seltsame Funkeln in seinen Augen.
»Herr Riedel! Das bringt doch nichts, machen Sie’s nicht schlimmer, als es schon ist, und nehmen Sie die verdammte Waffe runter!«, versuchte Piet Karstens zu beschwichtigen. »Die Tiefgarage ist bereits umstellt!«, log Karstens. »Wenn Sie hier ein Blutbad anrichten, ist keinem geholfen! Mein Gott, lassen Sie Fiona gehen!«
Adrians angespannte Miene wich einem spöttischen Lächeln. »Aha, du und der Herr Kommissar, ihr seid also schon per du. Ist ja interessant«, sagte er Richtung Fiona, die ihre Arme ängstlich vor dem Oberkörper kreuzte.
Dann stieß er ein befremdliches Lachen aus, spannte den Hahn der Pistole und zielte mit der Mündung direkt auf Fionas Gesicht.
Fiona hielt den Atem an und fragte sich eine Sekunde lang, ob dies tatsächlich Realität oder möglicherweise bloß Fiktion war, als urplötzlich das Lichtin der Tiefgarage erlosch. Im nächsten Augenblick dröhnte ein weiterer Schuss durch das nachtschwarze Untergeschoss.
Stille. Schnelle Schritte. Kurz darauf sprangen die Neonröhren wieder an. Während Frauke Behrendt sich jetzt unweit des Lichtschalters in Position hielt, rannte Piet Karstens auf Fiona zu. »Alles okay?«
Sie nickte und starrte mit weit aufgerissenen Augen neben sich auf den Boden. Adrian lag reglos in seiner eigenen Blutlache, den Finger noch am Abzug der Pistole, mit der er sich selbst gerichtet hatte.
Dienstag,30. Juni
(Am Vormittag in Berlin)
Zwei Nächte lagen hinter Fiona, in denen Adrians Selbstmord sie immer wieder schweißgebadet hatte erwachen lassen. In die gemeinsame Wohnung hatte sie seither keinen Fuß mehr gesetzt, sondern es vorgezogen, den Streit mit ihren Eltern beizulegen und vorübergehend mit ihrem alten Zimmer in Dahlem vorliebzunehmen. Schon nach Sophies Entführung hatte sie dort oft stundenlang auf dem Bett gelegen und durch das große Atelierfenster hinaus auf den glitzernden Pool gestarrt. Und wie damals suchte Fiona nach Antworten, die sie nicht fand.
Innerhalb von zwei Tagen waren zwei Menschen unmittelbar vor ihren Augen gestorben, und beide hatten ein Geheimnis mit in den Tod genommen, das eine Spur zu Sophie hätte sein können.
»Isst du nachher mit uns Mittag?«, rief ihre Mutter aus der Küche und riss sie aus ihren Gedanken.
Fionastellte den Chardonnay unter das Bett zurück und schlenderte barfuß über die kühlen italienischen Fliesen in die Küche, in der ihre Mutter einen Strauß rote Rosen zurechtstutzte.
»Nein danke«, antwortete Fiona gleichmütig und setzte sich an den marmorierten Tisch. An Essen war für sie noch immer nicht zu denken. Sie stützte ihre Ellenbogen auf, legte das Kinn in ihre Hände und sah ihrer Mutter dabei zu, wie sie mit einer Rosenschere die Dornen entfernte.
»Sag
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