Die Spur der Kinder
machte eine Sprechpause, um sich zu sammeln, bevor sie fortfuhr: »Dass du mich mit Theresa betrogen hast, ist eine Sache, aber darum geht’s mir gar nicht. Ich will verdammt noch mal wissen, wie Sophies Teddy in Theresas Badezimmer kommt!«
»Sophies Teddy? In Theresas Badezimmer? Ich … ich habe wirklich keine Ahnung, wovon du da redest …«, beteuerte Adrian.
Entweder wusste er wirklich nicht, was Sache war, oder aber er war ein noch viel besserer Lügner, als sie angenommen hatte, dachte Fiona. Nach allem,was geschehen war, erschien ihr Letzteres zutreffender. »Und dass die dreißigtausend, die du ach so dringend für die neue ›Lüftungsanlage‹ gebraucht hast, ausgerechnet genau danebenlagen, war wohl auch bloß reiner Zufall?« Fiona entsicherte die Pistole. »Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Was ist damals mit meiner Tochter passiert? Wo ist sie, zum Teufel?« Alles in ihrer Stimme klang wutverzerrt.
Adrian wusste, dass Fiona zuletzt als Kind beim Tontaubenschießen eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Er wusste aber auch, dass selbst der Schuss eines ungeübten Schützen aus dieser Entfernung in jedem Fall tödlich sein würde.
»Na schön!«, begann Adrian schließlich. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. »Das mit Theresa, ja, das … das war ein dummer Ausrutscher.« Hilflos hob er den Blick. »Du musst mir glauben, die Sache mit Theresa ist lange vorbei!«
»Ah ja? Lass mich raten: Seit dem Verschwinden von Sophie?« Das kurze Flackern in Adrians Augen verriet, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
»Bitte, Fiona! Merkst du denn nicht, dass du jeglichen Bezug zur Realität verloren hast? Daran ist nur dein verdammter Roman schuld. Du hättest niemals damit anfangen dürfen!« Sein Unterkiefer bebte, als er weitersprach. »Herrgott, ja, ich habe einen Fehler gemacht, aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich irgendwas mit Sophies Entführungzu tun habe!« Vorsichtig näherte er sich Fiona.
»Hör auf! Du wirst mir nicht länger etwas vormachen, das hast du lange genug getan!«
Ungeschickt fuchtelte sie mit der Pistole herum. »Ich will jetzt wissen, was mit Sophie passiert ist!«
Sie verfluchte ihre Tränen, die nun unkontrolliert über die Wangen rannen, während Adrian mit ausgestreckter Hand langsam auf sie zuging.
»Komm schon, Fiona! Sei vernünftig und gib mir die verdammte Pistole.«
Entschlossen schüttelte Fiona den Kopf.
»Willst du mich etwa erschießen wie einen räudigen Köter?«
»Liegt ganz bei dir«, gab sie zurück.
»Das traust du dich nicht«, sagte er, als bei den Lüftungsschächten plötzlich das Klingeln eines Handys laut wurde.
Fiona riss den Kopf zur Seite, woraufhin Adrian blitzschnell nach der Waffe langte und sie ihr zu entreißen versuchte. Ein Handgemenge entstand.
Mit einem Mal dröhnte ein ohrenbetäubender Schuss durch die Tiefgarage. Fiona taumelte nach hinten. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie Adrian mit der Pistole in der Hand sah. Überrascht stellte sie jedoch im nächsten Moment fest, aus wessen Waffe jener Warnschuss stammte.
Hinter den Lüftungsschächten tauchten Kommissar Piet Karstens und seine Kollegin auf. »Waffeauf den Boden!«, forderte Karstens Adrian mit gezogener Pistole auf.
Doch Adrian machte keinerlei Anstalten, die Waffe aus der Hand zu legen.
Jetzt machte Frauke Behrendt einen Schritt nach vorne. »Herr Riedel, Sie werden des Mordes an Theresa Parloff beschuldigt und sind festgenommen! Los! Waffe schön langsam auf den Boden und dann die Hände hoch!«
Alle Augen waren auf Adrian gerichtet.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte er mit einem flüchtigen Blick zu Fiona.
»Dann helfe ich Ihnen mal auf die Sprünge«, meinte Behrendt mit gekünsteltem Lächeln. »Sie hatten eine Affäre mit Theresa Parloff. Dass sie ein Exjunkie war, wussten Sie. Es war also ein Leichtes für Sie, sie zu überwältigen und ihr eine Überdosis zu spritzen, um es nach Selbstmord aussehen zu lassen, nicht wahr? Als Gastronom haben Sie doch sicherlich den ein oder anderen Kontakt, um die scheiß Drogen zu besorgen.«
Adrian machte einen Schritt seitwärts auf Fiona zu. »Ts, ich hab wirklich selten so einen Schwachsinn gehört. Warum in Gottes Namen sollte ich dieses Flittchen umbringen wollen?«, fragte er, die Pistole weiter mit beiden Händen umgreifend.
»Wie wär’s für den Anfang mit dreißigtausend Euro? Außerdem wurden Sie von Parloffs Nachbarin gesehen – keine halbe Stunde bevor Parloff
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