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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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bloß, Papa wird auf seine alten Tage doch noch zum Romantiker?«
    Ihre Mutter spitzte ihre Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. »Viktor? Ha, na, schön wär’s. Nein, nein, dein Vater wird sich in diesem Leben wohl nicht mehr ändern, damit habe ich mich schon lange abgefunden.«
    Die Tatsache, dass ihre Eltern – Streithähne, die ihresgleichen suchten – in vierundvierzig Ehejahren noch niemals zu Bett gegangen waren, ohne sich gute Nacht zu sagen, erschien Fiona noch immer unvorstellbar. Unvorstellbar schön.
    »Die Blumen sind von Ulrike«, erzählte Henriette Seeberg schließlich.
    »Ulrike?«
    »Ulrike Schneider, die Kita-Leiterin.«
    »Moment mal, das ist die Leiterin der Kita Grünfink … Sophies Kita«, sagte Fiona und blickte ihre Mutter irritiert an. »Ihr kennt euch?«
    »Ja,Ulrike wohnt schließlich nur zwei Straßen weiter, in dem Backsteinhaus beim ehemaligen Postamt.«
    »Die Schneider wohnt bei euch in der Nachbarschaft?«, fragte Fiona verblüfft. »Warum habt ihr mir das nie erzählt?«
    Henriette Seeberg zuckte die Achseln, während sie eine Rose nach der anderen fein säuberlich in eine Vase dekorierte. »Ich wüsste nicht wozu. Außerdem ist Ulrike ja erst Anfang des Jahres hergezogen.«
    »Aha, und warum ist sie hergezogen?«, fragte Fiona ihre Mutter, die in Sachen Tratsch und Klatsch in Dahlem stets bestens informiert war.
    Henriette Seeberg stieß einen Seufzer aus. »Soweit ich weiß, hat sie das Haus nach dem tragischen Unfall ihres Mannes geerbt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass sie verheiratet war.«
    Henriette Seeberg hob die Schulter. »Ich weiß es ja auch nur von Emma van Andreesen. Sie lebten wohl schon seit Jahren getrennt, hatten sich aber auf dem Papier nie scheiden lassen, was Ulrike jetzt zugutekommt. Sie wollte ohnehin raus aus der Großstadt.« Henriette Seeberg blickte zu Fiona auf und lächelte milde. »Dir würde das, nach allem was passiert ist, auch guttun.«
    Fiona stöhnte leise. »Mutter, ich …«
    »Du weißt, dass du hier jederzeit wieder einziehen kannst.«
    »Istlieb gemeint«, sagte Fiona mit gezwungenem Lächeln und senkte ihren Blick wieder auf die Rosen. »Wie ist der Mann von der Schneider eigentlich gestorben?«
    Henriette Seeberg runzelte die Stirn. »Im Kühlhaus.«
    »Im Kühlhaus? Wie das denn?«
    »Ich habe es ja auch nur so gehört«, erwiderte ihre Mutter und senkte die Stimme. »Gerd, Ulrikes Mann, besaß einen Blumengroßhandel. Und eines Tages ist die Tür zum Kühlhaus zugefallen, während er noch da drin war.« Mitleidig schüttelte sie den Kopf. »Als Ulrike ihn fand, war er längst tot.«
    »Sie hat ihn gefunden? Ich denke, die waren getrennt?«
    »Wie auch immer«, meinte ihre Mutter und fegte die Blumenreste mit einem Handfeger zusammen. »Jetzt aber genug davon – Doktor Mierau wird mir was erzählen, wenn er erfährt, dass ich dir hier nur noch mehr Schauermärchen auf die Nase binde. Hast du dir eigentlich schon überlegt, was aus der Riedelei werden soll?«, wechselte ihre Mutter ungeschickt das Thema.
    Fiona hatte bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet. Ebenso wenig wie an das kleine Bürozimmer, das sich Adrian im hinteren Teil des Restaurants eingerichtet hatte und das ihr jetzt plötzlich wieder in den Sinn kam. Vielleicht würde sie dort auf Antworten stoßen, dachte Fiona und warfeinen Blick auf ihre Uhr. Es war kurz vor elf. Wenn es der Verkehr zuließ, würde sie es gerade noch rechtzeitig in die Riedelei schaffen, bevor die Küche öffnete und die ersten Gäste zum Mittagstisch eintrafen. Abrupt erhob sie sich und küsste ihre Mutter auf die Stirn.
    »Ich muss noch mal weg. Wie gesagt, wartet nicht mit dem Essen auf mich.«
    »Aber wo willst du denn hin?«
    Fiona blieb in der Küchentür stehen und zog einen Mundwinkel hoch. »Siehst du, Mama, genau deswegen wohne ich hier nicht.«
    »Soll Viktor dich fahren?«, rief Henriette Seeberg ihr noch hinterher, doch Fiona hatte der Villa bereits den Rücken zugekehrt. Sie lief über das Kopfsteinpflaster auf den Taxistand am Ende der Straße zu und hatte die Frage ihrer Mutter ebenso wenig wahrgenommen wie die Gestalt, die ihr aufgelauert hatte und ihr jetzt wie ein Schatten hinter den Hecken folgte.
    »Moment, halten Sie bitte«, wies Fiona den Fahrer an, als sie kaum drei Minuten später das ehemalige Postamt passierten. Fiona sah zu dem Backsteinhaus hinüber, in dem Ulrike Schneider wohnte. Die Hautür stand offen. »Ich steig hier aus«, sagte sie.
    »Na, das

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