Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
vergangenen zwei Jahren erfolgreich Dutzende von Schlachten gewonnen.
Doch als Morbid ihn für eine erlesenere Gruppe von Spielern auserwählt hatte, war er baff gewesen. Steemcleena hatte er zunächst nur virtuell kennengelernt und warten müssen, bis Morbid die Sache perfekt gemacht hatte. Jetzt war Steemcleena mit an Bord. Und bald würde Jason als Scylla hinter dem Computerbildschirm hervortreten und an echten Kampfhandlungen teilnehmen.
Pilser arbeitete während der nächsten drei Stunden wie ein Roboter. Er verzog keine Miene, als die Chefschlampe ihn zusammenstauchte, weil er ein Angebot vermasselt hätte, das er überhaupt nicht erstellt hatte. Leck mich. Um sechs Uhr zog er seine Jacke an und machte Feierabend.
Er fuhr direkt zu einem Haushaltswarenladen in West-Hollywood.
Dort marschierte er zwischen den engen, deckenhohen Regalreihen hindurch und griff zu einem zwei Meter langen Verlängerungskabel, einer Rolle Klebeband und einem Paar Baumwolljersey-Handschuhe. Alles in allem nichts Ungewöhnliches. An der Kasse, wo er bar bezahlte, hielt er den Kopf gesenkt, um nicht von der Überwachungskamera erfasst zu werden.
Er war so aufgekratzt, dass seine Hände schwitzten.
Nur noch drei Tage bis zur großen Nacht. Und er war »dran«. Am Samstag würde er irgendwo in L. A. ein Mädchen töten.
2 1
So etwas konnte man wohl kaum Schlaf nennen. Es war eher, als würde ich jede Nacht in den Krieg ziehen und am nächsten Morgen in die Realität zurückgebombt werden.
Diesmal war ich in meinem Traum mit Colleen auf den Armen über ein brennendes Schlachtfeld gerannt. Blut war auf meine Schuhe gespritzt. Das Herz hatte mir in der Brust gehämmert, als ich sie sagen hörte: »Rette mich, Jack, ich bin die Mutter deiner Kinder.«
Die donnernden Granatwerfer ließen mich zu Boden stürzen. Als ich meine Augen öffnete, hatte ich einen Moment lang das Gefühl, noch immer in meinem letzten Tag auf dem Schlachtfeld in Afghanistan zu stecken.
An das meiste erinnerte ich mich, doch ein entscheidender Teil war aus meinem Gedächtnis verschwunden: die Zeit, als der Hubschrauber den Boden berührt hatte, bis zu dem Moment, als ich gestorben war. Ich hatte die Erinnerung so weit wie möglich in mein Unterbewusstsein verbannt. Jetzt musste ich sie wieder aus den Tiefen hochhieven. Musste die Wahrheit über diesen Tag herausfinden.
Vielleicht würde ich dann wieder schlafen können.
Ich schnappte noch immer nach Traum- und Erinnerungsfetzen, als mein Handy auf dem Nachttisch vibrierte.
Auf der Anzeige stand nur »unbekannt«.
Ich legte das Telefon zurück, sprang aus dem Bett und schaltete die sechs Monitore an, mit denen ich das Haus überwachen konnte. Da ich nichts Ungewöhnliches sah, überprüfte ich das Gelände mit bloßem Auge. Autos fuhren auf dem Pacific Coast Highway an meinem Eingangstor vorbei. Mein Haus war rechts und links zu den Nachbarhäusern durch hohe Zäune geschützt, der Strand hinter meinem Haus leer.
Ich war allein.
Schließlich hörte das Mobiltelefon auf zu klingeln. Licht strömte durch die Scheiben, vor meinem Schlafzimmerfenster krachte der Pazifik gegen das Ufer.
Ich bewohnte das Haus, das ich mit Justine gekauft hatte.
Apropos Erinnerungen, die einen ständig verfolgen. Ich sah Justine noch immer in diesem Schlafzimmer. Ihr dunkles Haar auf dem weißen Kissen ausgebreitet, sah sie mich mit verliebten Augen an. Und wisst ihr was? Ich blickte genauso verliebt zurück.
Ich duschte und zog eine Stoffhose und ein blaues Oxfordhemd an, als das Telefon erneut klingelte. Ich nahm das verdammte Ding zum Esstisch mit, den ich als Schreibtisch nutzte, und klappte es auf.
»Du bist tot«, sagte die mechanische Stimme.
»Noch nicht«, entgegnete ich.
Ich kochte einen sehr starken Kaffee und verbrachte die nächsten eineinhalb Stunden mit Telefonaten, um Termine zu bestätigen. Als ich mich mit Del Rio am Santa-Monica-Flughafen traf, war es fast zehn.
Bereit zum Abflug.
22
Wir bestiegen eine Cessna Skyhawk SP , eine schicke, zuverlässige einmotorige Maschine. Del Rio nahm neben mir Platz. Wie in alten Zeiten.
Ich schaute zu Rick hinüber. Er schaute zurück. Wir dachten an das Gleiche: an Afghanistan, an unsere Freunde, die im Hubschrauber gestorben waren, an die Tatsache, dass Del Rio mein Herz wie einen Motor neu gestartet hatte und ich ihm mein Leben verdankte.
Ob er mir mehr darüber erzählen konnte, was am letzten Tag in Gardez passiert war? Ich hatte einen Orden erhalten, weil
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