Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
du willst auf irgendwas hinaus, Sci, sonst hättest du mich nicht um fünf Uhr morgens aus dem Bett geholt.«
»Jetzt konzentrier dich, Jack. Ich hab überhaupt nicht geschlafen.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Okay. Stell dir einen Spieler vor, dessen Benutzername Scylla ist und der damit prahlt, im echten Leben ein Kampfspiel zu spielen, das Freek Night heißt. Er beschreibt es mit den Worten ›Krieger gegen Schlampen‹.«
»Im echten Leben.«
»Bravo, Jack. Und an dem Abend, an dem Marguerite Esperanza umgebracht wurde, machte Scylla, der im echten Leben Jason heißt, einen Kopfsprung von seinem Balkon. Ich habe einen Artikel in der Times Online gefunden. Ein Mann namens Jason Pilser hat an dem Abend Selbstmord begangen.«
»Ich wiederhole«, sagte ich, »ein Programmierer mit dem Benutzernamen Morbid programmierte ein drahtloses Klonprogramm, um die Handys anderer Leute anzuzapfen.«
»So sieht’s aus.«
»Und er spielt auch in diesem Offline-Kriegsspiel mit, das Freek Night heißt?«
»Offline. Sehr gut«, lobte Sci.
Ich griff zum Zimtstreuer. »Und ein Typ, der eigentlich Jason Pilser hieß und als PR -Fuzzi arbeitete, spielte unter dem Namen Scylla mit. Und brachte sich am Samstagabend um.«
»Das ist das, was ich in Erfahrung gebracht habe. Es ist noch nicht alles schlüssig, aber das wird es schon noch. Es gibt zu viele zufällige Verbindungen. Aber selbst als Toter ist Jason Pilser eine Spur mit zwei Beinen. Ich glaube, wir nähern uns der Lösung.«
»Also– vorsichtig sein?«
»Äußerst vorsichtig.«
64
Äußerst vorsichtig zu sein begann genau hier, vor Jason Pilsers Wohnhaus auf dem Burton Way in Beverly Hills. Hochkarätige Apartment-Komplexe wie diesen findet man in Beverly Hills gewöhnlich nicht. Die Gebäude diesseits der Straße hatten Terrassen und einen grandiosen Blick auf die Hügel.
Ich zählte bis zum Balkon im sechsten Stock. Die Schiebetüren waren verschlossen. »Warum hätte Jason Pilser hinunterspringen sollen?«, fragte ich Sci.
»Gewissensbisse? Nö, glaub ich nicht.«
Ich hatte in den vergangenen Stunden einige Informationen über Pilser gesammelt. Er war vierundzwanzig und Kundenberater eines bekannten PR -Unternehmens gewesen. Sein Gehalt hatte wahrscheinlich fünfzigtausend im Jahr betragen, was in diesen harten Zeiten nicht schlecht für einen jungen Mann war, aber auch nicht diese teure Adresse rechtfertigte. Ich tippte auf Treuhandvermögen oder reiche, geschiedene Eltern.
Bobby Petinos Wagen hielt reifenquietschend am Straßenrand. Er stieg in seinem schwarzen Dreitausend-Dollar-Seidenanzug aus und klemmte einen Zettel unter den Scheibenwischer, auf dem stand, er sei in offizieller Mission unterwegs.
Er rief uns ein Hallo zu und verriegelte das Auto. »Endlich mal eine heiße Spur. Gute Arbeit, Sci. Jack, was hat Justine dazu gesagt?«
»Sie bearbeitet den Fall von einer anderen Seite. Wir greifen nach allem, was wir kriegen können.«
»Okay. Langsam entwickle ich vorsichtigen Optimismus«, sagte Petino. »Spüre praktisch, wie sich meine Lauscher aufstellen.«
Wir folgten seinen Lauschern durch die Eingangstüren und über den schwarzen Marmorboden zum Empfang, auf dem ein riesiger, verdrehter Strauß exotischer Blumen stand. Petino stellte uns dem Portier Sam Williams vor, einem älteren Mann in Uniform, und zeigte ihm den Durchsuchungsbefehl.
»War jemand in Mr. Pilsers Wohnung außer der Polizei?«, fragte Petino.
»Mrs. Costella aus der 6A hat ihren Ficus zurückgeholt. Anschließend wurde mir gesagt, ich soll niemanden mehr reinlassen und auf Mr. Pilsers Mutter aus Vancouver warten.«
»Haben Sie Jason Pilser an dem Abend, an dem er starb, zufällig gesehen?«, fragte ich.
»Nein. Er war zu Hause, als mein Dienst anfing. Ich habe einen Lieferanten aus dem Supermarkt hochgeschickt, und gegen elf rief Mr. Pilser an, er erwarte ein paar Freunde.«
»Pilsers Freunde«, sagte ich. »Haben Sie die Freunde gesehen? Hat er Namen genannt?«
»Nein. Nur ›Freunde‹. Und sie müssen gekommen sein, nachdem meine Schicht um Mitternacht endete. Bis morgens um sechs Uhr ist der Empfang nicht besetzt.«
»Gibt es Überwachungskameras?«, wollte ich wissen.
»Die eine da oben. Sie ist auf achtundvierzig Stunden eingestellt. Was am Samstagabend aufgenommen wurde, ist bereits gelöscht. Um was geht’s eigentlich? Glauben Sie, es war kein Selbstmord?«
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Bobby. »Vielleicht müssen wir noch einmal mit Ihnen reden, wenn wir
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