Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
flehte Bobby.
»Ein ›später‹ gibt es nicht. Und danke, Justine. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich daran erinnert haben, was für eine Schlange mein baldiger Exehemann ist.«
»War mir ein Vergnügen«, erwiderte Justine.
»Können Sie mich mitnehmen?«, fragte Marissa. »Mein Wagen steht am Beverly Hilton. Ich bin in zwei Minuten angezogen. Bobby, ich hoffe, du bekommst Lepra und stirbst.«
»Mein Wagen steht draußen vorm Haus«, sagte Justine. »Ein blauer Jaguar. Ich warte auf Sie.« Und zu Bobby gewandt: »Viel Glück bei deinem Gouverneursrennen. Ruf mich nie wieder an.«
Vierter Teil
Schütze
77
Ein »Bitte nicht stören«-Schild hing am Türknauf von Andys Suite im dritten Stock des berühmten oder vielleicht eher berüchtigten Chateau Marmont abseits des Sunset Boulevard. Es war fast elf Uhr morgens, als ich kräftig gegen die Tür hämmerte.
»Andy. Hier ist Jack. Mach auf.«
»Geh weg«, rief Andy von der anderen Seite der Tür. »Was auch immer du mir andrehen willst, ich werde es dir nicht abkaufen.«
»Los, komm, du Hirni. Ich habe schon den Hausmeister informiert, dass du wegen Selbstmordgefahr unter Beobachtung stehst. Er wird mich reinlassen, wenn du nicht aufmachst.«
Das wirkte. Andy öffnete die Tür. Er trug einen verknitterten Schlafanzug und hielt eine halbvolle Flasche Whiskey in der Hand. Sein Haar stand senkrecht, als hätte er es schon eine Weile weder gewaschen noch gekämmt. »Hatte ich dir nicht den Auftrag entzogen?«
»Ja, hattest du, du Arschloch. Ich berechne dir nichts mehr. Ich bin hier, weil ich dein bester Freund bin.« Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, in dem die Vorhänge noch geschlossen waren.
Im Fernsehen lief ein alter Harrison-Ford-Film, Der einzige Zeuge. Die Suite sah aus wie ein Filmset aus den 1930er Jahren oder wie eine Wohnung auf der New Yorker West Side, wenn man den leeren Pizzakarton nicht beachtete, der auf einem Sessel neben dem Breitbildfernseher lag. Ich warf den Karton in der Kochnische in den Müll und setzte mich.
»Wie geht’s dir?«, frage ich.
»Blendend. Sieht man das nicht?«
»Tut mir leid«, musste ich antworten.
Andy nahm einen Schluck aus der Flasche. »Und jetzt, Jack?«, fragte er. »Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hast du mir erzählt, meine Frau sei eine Hure. Was hast du heute für mich?«
»Sie hat Drogen genommen.«
»Was erzählst du da?«
»Sie war crackabhängig. Vielleicht auch von Heroin.«
»Hey, ich scheiß auf dich, Jack. Ach, was soll’s. Ich meine, wen kümmert das noch? Sie ist tot. Tot. Und schau, was sie mir hinterlassen hat. Ich bin Tag und Nacht von Bullen umgeben. Freunde meiden mich, und das vielleicht aus gutem Grund. Und dieses bescheuerte Zimmer kostet mich ein Vermögen. Alles nur wegen meiner drogensüchtigen, verhurten Ehefrau.«
»Die Sache ist die, Andy, wenn Shelby Drogen genommen hat, erklärt das vielleicht einiges. Warum sie ein geheimes Leben geführt hat, zum Beispiel. Warum sie das Geld brauchte. Vielleicht auch, warum sie dir nicht die Wahrheit erzählt hat.«
Andy hatte während meiner Worte zur Fernbedienung gegriffen und mit leerem Blick herumgezappt. Er war bereits ziemlich hinüber.
»Das ist auch eine Art Spur«, erzählte ich weiter. »Wir haben bereits die Finger nach ihren Dealern ausgestreckt. Wie ich schon sagte– wenn wir herausfinden, wer Shelby getötet hat, stehst du nicht mehr unter Verdacht.«
Schließlich blickte Andy zu mir auf. »Komm her, Jack. Ich will dir einen dicken, fetten Kuss geben.«
Ich stand auf, nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher aus. »Nicht ich habe dir das angetan. Ich versuche nur, dir zu helfen.«
»M-hm.«
»So wie du mir in der Schule geholfen hast. Als das Mädchen, mit dem ich zusammen war, hinter meinem Rücken mit Artie Deville rumgemacht hat.«
»Laurel irgendwas.«
»Richtig. Du hast mir in der Sache mit Laurel Welky geholfen und mich davon abgehalten, ihn umzubringen. Ihn umzubringen, Andy. Und was war, als ich in Providence mit meinem Wagen in eine Telefonzelle gerast bin? Du hast den Dekan und meinen Alten beschwichtigt.«
»Ha, ha, dein Alter.« Andy lachte, wenn auch nicht aus vollem Herzen. Doch ich erkannte meinen Freund Andy beinahe wieder.
»Ich werde diesen Kerl schnappen, Andy.«
»Ich weiß. Du bist gut, Jack. Private ist gut, besser als unter deinem Vater.«
»Ich lade dich heute Abend zum Essen ein. Tolles Restaurant. Weiter oben an der Küste.«
»Danke.«
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