Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
über dem Kamin nieder.
Del Rio versetzte der Waffe in Perez’ Hand einen Tritt. Gleich darauf drehte ich Perez auf den Bauch, rammte ihm kräftig die Knie in den Rücken und fesselte seine Hände. Als ich aufstand, reichte mir Del Rio seine Waffe. Er selbst packte Perez am Bund seiner Jeans und am weißen Schopf, um ihn über den polierten Marmorboden zu schleifen, vorbei an einem Pool in der Form einer Haschischpfeife, in eine supermoderne Edelstahlküche, die eigentlich ganz hübsch war.
»Ahh, jeee, au. Was macht ihr? Hört schon auf mit dem Scheiß.«
Del Rio zerrte Perez auf die Beine und drückte ihm den Kopf auf den Gasherd, nur wenige Zentimeter von der ersten Platte entfernt. »Warum hast du Shelby Cushman umgebracht?«, rief Del Rio ihm ins Ohr.
»Ich kenne keine Shelby.«
Del Rio schaltete den Herd ein. Blaue Flammen schlugen hoch.
»Du weißt nicht, was für ein Schwein ich sein kann«, plärrte Perez.
»Dito«, erwiderte del Rio nur und ließ die Flamme höher flackern. Perez’ Haar knisterte.
»Aaau. Dreh das ab, Mann. Bitte, dreh das ab.«
Del Rio packte Perez am Kragen und hob seinen Kopf vom Herd. »Warum hast du Shelby umgebracht?«, wiederholte er.
»Ich habe sie nicht umgebracht! Sie hat mir ein paar Riesen geschuldet. Vier, um genau zu sein. Sie hätte bezahlt. Sie war eine anständige Frau. Ich mochte Shelby– alle mochten sie.«
»Ich sag dir, wie wir dieses Spiel hier spielen«, erklärte Del Rio. »Wenn du weiterhin lügst, werde ich dein Gesicht auf die Flammen halten. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Perez wehrte sich mit Händen und Füßen, aber vergeblich. Del Rio drehte die Flamme höher, die auf Perez’ Schnurrbart aufmerksam wurde.
Ich war kurz davor, Perez von Rick zu befreien, als Perez schrie: »Halt. Ich hab sie nicht umgebracht. Aber vielleicht weiß ich, wer es getan hat.«
Del Rio riss Perez hoch und wirbelte ihn herum. »Ich rate dir, ehrlich zu sein. Sonst landet dein Gesicht wieder da unten.«
»Ich hab das nur so gehört. Es war ein Auftragsmord. Für die Mafia.«
»Wer hat ihn ausgeführt?«
»Das weiß ich nicht. Woher auch? Au!«, schrie er, als Del Rio ihn an seinem weißen Haar wieder nach unten zerrte.
»Monkey. Oder Monty! So was in der Art.«
Del Rio hatte mir zuvor alle bekannten Auftragsmörder genannt. Bo Montgomery alias Monty wohnte hier in der Gegend, weswegen er ganz oben auf der Liste stand.
»Montgomery«, sagte ich zu Del Rio.
»Genau der isses!«, rief Perez. »Jetzt dreh das Gas ab, Maaann.«
Del Rio zog Perez vom Herd fort. »Ich rate dir, dass das nicht gelogen war«, drohte er. »Sonst komme ich noch mal zu Besuch. Ich halte meine Versprechen, Maaann.«
80
Endlich hatten wir etwas in der Hand! Rick und ich kosteten das voll aus. Für die Fahrt von Perez’ Rauschgift-Villa zu der Pferdefarm eines Auftragsmörders in den Agoura Hills nördlich von Malibu brauchten wir keine halbe Stunde.
Wir näherten uns über einen staubigen, nicht asphaltierten Weg, der sich, gesäumt von »Betreten verboten«-Schildern an den Bäumen, durch hohes, braunes Gras schlängelte. Nachdem wir eine Baumgruppe umrundet hatten, fuhren wir auf ein Farmhaus mit silbergrau verwitterten Dachschindeln zu.
Hinter dem Haus befanden sich eine neue Scheune und eine Koppel, auf der ein Maulesel und drei braune Mustangs dicht hintereinander unter einem Baum standen und mit ihren Schweifen Fliegen vertrieben. Hinter der Koppel stieg ein Reitweg fünfhundert Meter einen sanften Hügel hinauf.
Del Rio bremste. In dem Moment wurde ich von einem Funkeln geblendet.
Unter der Dachtraufe hing eine Sechzehn-Megapixel-Kamera. Ich hatte überlegt, mir genau dasselbe Überwachungssystem anzuschaffen. Damit ließen sich Weitwinkelvideoaufnahmen in Farbe und Infrarot in sehr hoher Auflösung machen.
Eine Türangel quietschte. Ein Mann mit einer AK -47 in den Händen und einem mürrischen Hund an seiner Seite trat heraus. Der Mann war drahtig, aber nicht besonders auffällig, was seiner Arbeit wahrscheinlich sehr förderlich war. Der Hund hatte die Größe einer dicken Melone. Er stellte seine Nackenhaare auf und knurrte, als wir ausstiegen.
Ein Auge auf diesen Hund gerichtet, stellte ich Del Rio und mich mit einer gespielten Lässigkeit vor, die nicht meinem augenblicklichen Empfinden entsprach. Monty war ein mehrfacher Mörder. Er trug eine Waffe, die einen Menschen in Sekundenschnelle in ein Nudelsieb verwandeln konnte.
Gleichzeitig war ich mir meines
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