Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
angegriffen hat? Eamon Fitzhugh?«
»Kurz gesagt, haben wir erfahren, dass er und Crocker heute Abend einen Mord begehen wollten. Aber das konnten wir nicht nachweisen. Wir beschatteten Fitzhugh und erwischten ihn dabei, wie er eine Fünfzehnjährige auf dem Parkplatz von Ralph’s Supermarket überreden wollte, mit ihm mitzugehen.«
»Er ist im Krankenhaus, ausgekugelte Schulter und Quetschungen. Und er beschwert sich lautstark über Polizeibrutalität«, schimpfte Fescoe.
»Er hatte vor, dieses Mädchen umzubringen«, wandte Cruz ein.
»Das sagen Sie«, widersprach Fescoe.
»Das sage ich. Ich habe ihn nur mit etwas Nachdruck gefesselt. Er ist ein Fliegengewicht.«
Fescoes Augen funkelten vor Wut, als er mich ansah. »Jack, das ist Mist. Sie beziehen sich auf nicht namentlich genannte Quellen. Sie bringen Menschen ins Krankenhaus. Sie verhaften Menschen ohne Grund. Ich sehe Sie in einer halben Stunde in meinem Büro. Und bringen Sie Cruz und Smith mit. Wenn es für dieses Fiasko keine mich zufriedenstellende Erklärung gibt, entziehe ich Ihnen Ihre Lizenz.« Mit diesen Worten kehrte er zu seinem Auto zurück.
»Du hast gesagt, dieses Blut stammt von Crocker?«, fragte ich Justine.
Sie nickte. »Genau.«
Glassplitter lagen auf dem Sitz von Crockers Wagen. Bevor mich jemand aufhalten konnte, zog ich einen Latexhandschuh an, nahm ein paar Scherben mit Blut und wickelte diese in einen anderen Handschuh. Diese provisorische Beweismitteltüte reichte ich Justine zusammen mit meinem Autoschlüssel. »Bring das gleich ins Labor. Wir treffen uns in Fescoes Büro. Das wird bestimmt lustig.«
Justine brachte nicht gerade ein Lächeln zustande, doch ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. »Danke, Jack«, sagte sie.
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Polizeichef Michael Fescoes Büro roch nach dem Mittagessen vom Vortag. Die Jalousien der Glasabtrennung waren halb geöffnet und gestatteten ihm einen Überblick über das Großraumbüro. Die schmutzigen Fenster gingen zur Los Angeles Street hinaus, wo die Autos wie Phantome in der Nacht vorbeirasten.
Das Büro knisterte vor Spannung, aber nicht auf angenehme Art.
Hier saß niemand, der eindeutig hätte sagen können, dass er aufgrund der Ergebnisse der heutigen Arbeit weder rausgeschmissen noch verklagt oder in den Knast gesteckt werden würde– oder gleich alles drei auf einmal.
Als alleiniger Inhaber von Private würde ich der Erste sein, dem man den Laufpass geben würde. Ich war lediglich Auftragnehmer. Private würde für alles die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen. Wir hatten elektronische Geräte verwendet, die illegal waren. Ausnahme waren die fortschrittlichen Technologien für das Abfangen von Mobilfunkverbindungen, für die es noch keine Gesetze gab.
Auf unsere Behauptung und unser Drängen hin hatte Lieutenant Nora Cronin einen Mann verhaftet, der von einer unserer Mitarbeiterinnen während der Verhaftung verletzt worden war, und unser Beweis gegen Rudolph Crocker basierte einzig und allein auf der fünf Jahre alten Erinnerung einer Jugendlichen, die vor Gericht vielleicht keine Aussage machen würde.
Klar, Fitzhugh hatte fünf Jahre zuvor DNA auf den Kleidern eines Mordopfers hinterlassen, doch DNA auf einem Söckchen war noch kein Beweis für einen Mord. Wenn wir keine Verbindung zwischen Crocker und Fitzhugh und dem Mord an einem der Schulmädchen, angefangen von Borman bis zu Esperanza, herstellen konnten, wären sie mit Hilfe ihrer Anwälte in null Komma nichts wieder auf freiem Fuß.
Sowohl für Petino als auch für Fescoe stand viel auf dem Spiel, doch insbesondere die Eier des Polizeichefs steckten in einem Waffeleisen. Als Fescoe den Deckel seines Kaffeebechers abhob, verzog sich Petino in den hinteren Bereich des Büros. Wegen seiner Verbindung mit Justine hatte er Private ins Spiel gebracht und sich Fescoe gegenüber für uns verbürgt. Im Falle eines Scheiterns würde Bobby Petino in dieser Stadt nie wieder irgendwo Mittag essen gehen können– geschweige denn Gouverneur von Kalifornien werden.
Wir nahmen Platz. Nora Cronin setzte sich zwischen Fescoe und Justine, Justine saß rechts von mir, Cruz links.
»Ich möchte alles einmal durchgehen«, begann Fescoe. »Aber machen Sie es einfach. Justine, Sie zuerst. Lassen Sie allen Quatsch beiseite– zumindest in diesem Büro.«
Justines Stimme klang absolut professionell, doch weil ich sie kannte, sah ich ihr ihre Angst an und hörte sie aus ihrer Stimme heraus. Sie hielt sie im Zaum, als sie von Christine
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