Die Spur der Tar-Aiym - Foster, A: Spur der Tar-Aiym - Flinx Transcendent
Komplexität lässt eine höhere und nicht etwa eine geringere Bedeutung erahnen. Wenn du sie nicht aktivieren kannst oder es so aussieht, als würde nicht alles reibungslos funktionieren, dann werden Tru und ich parat stehen, um dich da rauszuholen.«
Unerwähnt blieben die möglichen Nebenwirkungen ebenso körperlicher wie mentaler Natur, die durch eine solch abrupte und gewalttätige Unterbrechung des Kontakts zu dem fremdartigen Instrument auftreten konnten. Doch er brachte diese Möglichkeiten nicht ins Spiel, und auch die beiden Wissenschaftler, Clarity und Sylzenzuzex erwähnten sie nicht. Es war auch völlig unnötig, über eine unangenehme Wahrscheinlichkeit zu sprechen, über die jeder ohnehin informiert war.
Er küsste Clarity, ohne noch etwas zu sagen, und wurde auf einmal zurückgezogen, um erneut und noch inniger umarmt zu werden. Da er schon ziemlich lange unter dieser Spezies lebte und mit den seltsamen Umgarnungsritualen der Menschen recht gut vertraut war, achtete Truzenzuzex nicht weiter auf den augenscheinlich nicht enden wollenden körperlichen Kontakt. Im Gegensatz zu ihrem erfahrenen älteren Verwandten sah Sylzenzuzex ihnen unverfroren dabei zu. Sie war fasziniert von der Komplexität des liebevollen Austauschs, da kein chitinöser Thranx die physische Beweglichkeit nachahmen konnte.
Endlich zwang sich Flinx, sich von Clarity zu lösen. Er stupste sie leicht mit einem Zeigefinger auf die Nasenspitze und murmelte zärtlich: »Wenn wir so weitermachen, bin ich gleich nicht mehr in der Lage, den Kontakt herzustellen.«
Ihre Lippen berührten kurz seinen Finger. »Wenn wir so weitermachen, lasse ich dich gar nicht mehr gehen.«
Eine letzte Umarmung, und dann wandte er sich ab und ging zielstrebig auf die Plattform zu. Sie wusste, dass er das tun musste, und diese Unerbittlichkeit bewirkte, dass sie das ganze Universum dafür hasste. Doch sie zwang sich, nicht zu weinen und nicht laut aufzuschreien. Warum Flinx? Warum nicht Bran Tse-Mallory oder Truzenzuzex? Sie waren älter, hatten ihr Leben bereits größtenteils hinter sich und den unausweichlichen Abstieg in Richtung Ewigkeit bereits begonnen. Warum nicht sie oder irgendein anderer anstelle des einzigen Mannes, den sie je geliebt hatte? Natürlich kannte sie die Antwort, und genauso gut wusste sie auch, dass es keinen anderen Weg gab.
Und dem Universum war das alles ohnehin völlig egal.
Unbewusst rückte sie näher an Sylzenzuzex heran. Spürten die weiblichen Thranx eine ähnliche Art der Zuneigung zu ihrem Partner? Welche Emotionen tauchten im Larvenstadium auf und ermöglichten es ihnen, sich mit einem anderen Mitglied ihrer Spezies zu verbinden? Trotz ihres Verstandes und ihres Mitgefühls, ihres guten Willens und ihrer angeborenen Liebenswürdigkeit, ihrer sanften Berührung und ihres umwerfenden Körpergeruchs musste man dennoch die Tatsache eingestehen, dass die Thranx aussahen wie riesige Käfer. Konnten sie tief in ihrem Inneren tatsächlich genau so etwas empfinden, was eine Frau für den Mann fühlte, den sie liebte?
Sie spürte, wie sie etwas berührte. Als sie sich umsah, erkannte sie, dass die Sicherheitsoffizierin beide Fühler nach rechts gedreht hatte, um damit Claritys nackten linken Arm anzutippen. Es war, als würde sie von einem Paar feinster Federn gestreichelt. Und es beantwortete auch gleich ihre unausgesprochene Frage.
Flinx hatte sich der erhöhten Plattform bis auf wenige Meter genähert, als er durch seine Stiefel eine leichte Vibration im Boden spürte. Gleichzeitig erwachte die größte und äußerste der vier Kuppeln zum Leben, als Licht in leuchtend weißer Farbe darüber hinweg und durch sie hindurch rauschte. Sofort blieb Flinx stehen. Bei den vorangegangenen drei Gelegenheiten, bei denen er solche Plattformen benutzt hatte, waren noch nie irgendwelche Lichteffekte aufgetreten, bevor er sich in der äußersten Kuppel befunden hatte. Ebenso alarmiert wie er selbst hob Pip den Kopf von seiner Schulter und starrte nach vorn. Die Spannung in den Windungen des Minidrachen fügte ihm leichte Schmerzen zu, da sie sich um seine Schulter zusammenzogen.
Das war neu. Allerdings konnte er ebenso wenig wie irgendein anderer sagen, was es zu bedeuten hatte. Stellte das vorzeitige Leuchten eine Warnung dar, er solle sich lieber fernhalten? Er streckte sein Talent aus, aber er fühlte, spürte, empfand nichts. Das Podest wartete. Hinter ihm sahen Clarity und seine Freunde nervös zu, sagten aber keinen Ton. Sie
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