Die Spur der Tar-Aiym - Foster, A: Spur der Tar-Aiym - Flinx Transcendent
großen alten Mann und seinem Thranx-Begleiter sogar ein wenig zu fürchten. Barryn konnte das nicht nachvollziehen. Der Mann war zwar recht groß, aber auch alt, und der Thranx war klein und alt. Nur weil sie für Clarity schwärmten, hieße das noch lange nicht, dass sie sich auch einmischen würden, wenn sie sich entschied, mit einem anderen eine Beziehung einzugehen, hatte er zu seinen Freunden gesagt. Was den immerwährend abwesenden Liebhaber betraf, den sie manchmal erwähnte, so konnte dieser ebenso gut eine Erfindung sein wie die giftige Spucke ihrer Schlange, um damit unerwünschte Aufmerksamkeit abzuwenden. Barryn wusste, dass er sowohl für den Minidrachen als auch den angeblichen Liebhaber dankbar sein sollte, denn ansonsten würde Clarity Held ein noch viel größeres Interesse entgegengebracht werden, und er hätte eine deutlich größere Konkurrenz.
»Kann ich dich zum Essen einladen?« Er versuchte gar nicht erst, ihren Arm zu nehmen, als sie die leichte Anhöhe, die vom Dock wegführte, hinauf Richtung Inland gingen. Da er gesehen hatte, wie sie körperliche Annäherungsversuche von anderen abgewiesen hatte, wusste er es besser und ließ es lieber gleich bleiben.
Sie lächelte ihn an. Trotz allem, was die anderen sagten, sah er jedes Lächeln als Ermutigung an. »Du weißt, dass mein Aufenthalt hier dank der Versicherung von Ulricam und der Hilfe von Freunden komplett bezahlt ist, inklusive Mahlzeiten.«
Er nahm sich die Abfuhr nicht zu Herzen. »Dann verweigerst du mir die Freude, dein Essen doppelt zu bezahlen? Wenn ich dich einlade, kannst du zweimal Nachtisch haben.«
Dieses Mal musste sie lachen. Das ist sogar noch besser als ein Lächeln, dachte er. Die Vorzeichen standen gut. Später vielleicht, wenn die Sturmwolken und der warme Regen hier angekommen waren, wäre er mutig genug zu versuchen, ihr mehr als nur einen Nachtisch anzubieten.
»Du bist wirklich süß, Tam.«
»Hey, wer außer einem süßen Kerl würde einer Frau zweimal Nachtisch anbieten?«
Schon als er es sagte, riet ihm eine Stimme in seinem Kopf, es sein zu lassen. Er war groß und stark, aber Worte waren noch nie seine Stärke gewesen - wie er soeben bewiesen hatte. Doch bei Frauen hatte er trotzdem immer gut landen können. Sie schienen die Tatsache nicht zu begreifen, dass sein regelmäßiges Schweigen nicht etwa von dem mitfühlenden Verlangen, ihnen zuhören zu wollen, herrührte, sondern weil er es oftmals nicht schaffte, Wörter zu verständlichen Sätzen aneinanderzureihen. Dieses deutliche intellektuelle Defizit schien sie überhaupt nicht zu stören. Sie konnten reden, so viel sie wollten - er würde einfach schweigend dasitzen. Und wenn sie genug geredet hatten, dann sahen sie seine wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge an und bemerkten das dumme Grinsen nicht, das sich auf ihr Gesicht gestohlen hatte.
Aus Gründen, die er nicht nachvollziehen konnte, schien diese erprobte Methode bei Clarity Held keinen Eindruck zu hinterlassen. Es war fast so, als wollte sie eine intelligente Unterhaltung führen, als verlange sie, dass er etwas sagte. Er gab sich Mühe, dem nachzukommen. Meist gelang ihm das besser als mit »Hey, wer außer einem süßen Kerl würde einer Frau zweimal Nachtisch anbieten?«. Ihm war klar, dass er diesbezüglich Fortschritte machen musste, selbst wenn er durch die Anstrengung Kopfschmerzen bekam.
Wähle ein Thema, über das sie gern redet, dachte er. Selbst wenn es dich überhaupt nicht interessiert. Das funktioniert immer.
»So ... Dann erzähl mir doch mal etwas mehr über den Typen, mit dem du verlobt bist.«
»Wir sind nicht verlobt«, erwiderte sie sofort. Das überraschte ihn. Aber natürlich missfiel es ihm ganz und gar nicht. »Unsere Beziehung geht viel tiefer. Wir müssen uns nicht offiziell verloben. Wir haben ... geteilte Erfahrungen.«
Eine ebenso unverfängliche wie rätselhafte Antwort, fand er. Sie konnte alles oder nichts bedeuten. Oder ein weiterer Versuch sein, ihm auszuweichen, wie ihr Geplapper über die Giftspuckerei ihrer Schlange.
»Ich begreife es einfach nicht, Clarity. Wenn dir dieser Mann so nahesteht, wie kommt es dann, dass ihn noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat?«
Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre hellblonden Zöpfe durch die Luft wirbelten und die letzten Wassertropfen aus ihrem Haar weggeschleudert wurden. Sie hatten den halben Weg zum nächsten Gebäude schon zurückgelegt und gingen auf dem Fußweg entlang, der durch einen Garten voller
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